www.Crossover-agm.de YOB: The Unreal Never Lived
von ta

YOB: The Unreal Never Lived   (Metal Blade Records)

Was für ein Album! Eine Schande, dass mir diese Band jetzt erst bekannt geworden ist, handelt es sich bei "The Unreal Never Lived" doch bereits um das dritte Album des Trios YOB. Die Zielgruppe ist hierbei mehr oder weniger klar definiert: YOB spielen Stoner Rock/Metal der nicht-verkifften Sorte, nehmen aber die angrenzenden Randgebiete von Doom Metal über Psychedelic Rock bis hin zu der jüngeren Neurosis-Schule (Isis/Cult Of Luna) im Handumdrehen mit und zimmern als "The Unreal Never Lived" getarnt ein mörderisch gutes Album zurecht. Wer sich vorstellen kann, dass Cathedral ihre Riffs etwas dissonanter gestalten und sich ein Tröpfchen mehr Dynamik erlauben, hat eine erste etwaige Vorstellung davon, in welche Richtung "The Unreal Never Lived" seine Züge tut. Riffberge, die sich auftürmen, Groovepflaster, die unter den Füßen beben, ultrafett und treibend, dabei immer zart melancholisch, was sowohl Gesang als auch Riffing betrifft. Der Spagat zwischen Schwermut und Granitwänden an Gitarrenpower sorgt für eine Spannung, welche die Platte von vorne bis hinten interessant macht - und das ist bei der niedrigen Geschwindigkeit (die aber nicht verschleppt wird) in instrumentallastigen Songs, die mit vergleichsweise wenigen Riffs auskommen, obwohl sie im Schnitt eine Länge von immerhin schlappen dreizehn Minuten erreichen, eine echte Kunst. Kurz: Mörderisch, absolut mörderisch. Sänger Mike Scheidt deckt eine Bandbreite ab, die von sanften Zerbrechlichkeiten, die wirklich hoch gesungen sind, über rauchiges Lamentieren bis zu Schrei- und Grunzeskapaden reicht, spielt sich aber trotzdem zu keinem Moment in den Vordergrund, ist im Endmix sogar deutlich leiser als die Gitarren abgemischt, was hier wie die Faust aufs Auge passt. Und zur Saitenabteilung muss ich wohl nichts mehr sagen. Mit viel Hall unterlegt, heavy as possible und im Endeffekt wirklich alles niederwalzend. Schlagzeuger Travis Foster hält das Ganze irgendwie zusammen, bevor es sich endgültig im eigenen Rausch verliert, mal verspielt, mal stumpf, aber immer mit dem Druck von zehn Dampfkesseln in den Handgelenken.
"The Unreal Never Lived" ist ein Monolith von Album geworden, Anspieltipps sind die ersten und letzten vier Tracks, wer es wirklich einfach braucht, betrete die Songkathedrale "Grasping Air" in ihrer ganzen Länge, steige auf in die Transzendenz dieser Gitarrensoli und heule mit, dass es so etwas Geiles noch gibt.
Kontakt: www.metalblade.de

Tracklist:
1. Quantum Mystic
2. Grasping Air
3. Kosmos
4. The Mental Tyrant



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