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Letz Zep, Hella Donna   22.04.2014   Leipzig, Gewandhaus
von rls

Die Briten Letz Zep verraten schon im Namen, wessen Schaffen sie sich verschrieben haben, und sie gelten als eine der besten Led-Zeppelin-Coverbands überhaupt. Da sie ziemlich umfangreichen Touraktivitäten nachgehen, haben auch weite Kreise in Kontinentaleuropa die Chance, selbst zu begutachten, ob dieser Ruf denn nun berechtigt ist oder eher nicht. An Lenins 144. Geburtstag, einem warmen Frühlingsabend, gastiert die Combo im Leipziger Gewandhaus, einem für die Wiedergabe nicht verstärkter Musik bekanntermaßen nahezu idealen Ort, der aber immer wieder Probleme bei der Wiedergabe verstärkter Musik aufwirft.
Darunter haben zunächst Hella Donna zu leiden, die als weitgehend unangekündigte Vorband spielen. Von den Keyboards beispielsweise hört man nur äußerst selten mal etwas, und allgemein geraten die Tiefen sowohl der Rhythmusgitarre als auch der Bassdrum eher zum Klangmulm, der dem ganzen Klangbild einen merkwürdig verwaschenen Charakter verleiht, während das ausgerechnet auf die Klänge der Baßgitarre nicht zutrifft, denn die kann man überwiegend klar durchhören. Was man auch klar durchhören kann, ist die Stimme der Sängerin - und das ist auch gut so! Irgendwie hat Gitarrist/Chefdenker Sven Hessel ein Händchen dafür, Gesangstalente auszugraben, denn sowohl Cindy Leißner (die am Mikro stand, als der Rezensent die Band im April 2007 erstmalig live sah) als auch Neuzugang Anika Karabas sind erstklassige Vokalistinnen mit einem großen Stimmspektrum. Da verzeiht man Anika auch gern, daß sie ein bißchen arg wichtigtuerisch über die Bühne stolziert, während Sven bühnenaktivistisch eher überzeugt - er sieht nicht so aus wie ein klassischer Rocker, aber er rockt auf der Bühne erfreulich natürlich (über Basser René Voigt decken wir in dieser Hinsicht lieber den Mantel des Schweigens). Mutig ist übrigens die Entscheidung der auch als Coverband erfolgreichen Hella Donna, an diesem Abend mit Ausnahme einer Janis-Joplin-Nummer ausschließlich auf Eigenkompositionen zu setzen, denen man freilich hier und da noch etwas mehr Hang zum Risiko und zum Ungewöhnlichen gewünscht hätte, denn stromlinienförmigen Melodic Rock können andere besser. Die Midtempowalze "Groove On" überzeugt aber trotzdem, und auch in der neuen Single "Lights, Camera & Action" liegt einiges an Spannung verborgen, besonders im Mittelteil, während man auf die eingesampelten Rapeinwürfe im Intro gut und gerne hätte verzichten können. Apropos eingesampelt: Am Schluß des vom Publikum für eine unangekündigte Vorband sehr positiv aufgenommenen Sets steht das Quintett schon gemeinsam in der Bühnenmitte und verbeugt sich, während immer noch seine Musik aus den Boxen schallt. Sollte da auch noch manch anderes während des Konzertes nicht live gewesen sein, wäre das ein Grund, nachträglich im Kabinengang noch eine gelbe Karte zu zücken ...
Dann also Letz Zep ... und der erste Eindruck, der optische, überrascht: Ein Metaller (am Schlagzeug), ein graumelierter Familienvater mit Hang zu farblichem Eklektizismus in der Kleidung (am Baß), ein spindeldürrer Rocker (an der Gitarre) und ein Mann, der bis auf das etwas längere Haupthaar wirklich fast wie Robert Plant aussieht, bilden die Band. Der nächste Aha-Effekt läßt nicht lange auf sich warten: Eine Led-Zeppelin-Coverband steht und fällt immer mit dem Sänger, und Billy Kulke sieht nicht nur fast so aus wie Robert Plant, er klingt auch fast so - ein bißchen weniger kreischig vielleicht und auch sonst in Nuancen anders, aber generell schon so ähnlich, daß man sich bei einem Blindfoldtest von Livemitschnitten ziemlich anstrengen müßte, um zu erkennen, daß da nicht Plant, sondern Kulke singt. Der Mann erweist sich auch noch als sympathischer Entertainer, freut sich wie ein Schneekönig, daß ein Fan ein Shirt des FC Liverpool trägt (aus dieser Stadt stammt er nämlich), und wirft nur hier und da ein kleines Problem auf, das etwa in "Since I've Been Loving You" deutlich zutage tritt: Er neigt dazu, die einzelnen Gesangstöne und -silben sehr stark zu umspielen, und an einigen Stellen wirkt das eher bemüht und übertrieben, während es andernorts durchaus gut paßt. Gerade im besagten Song, immerhin eine der kuscheligsten Bluesrocknummern, die jemals geschrieben worden sind, ist diese Strategie nach Ansicht des Rezensenten der Stimmung eher abträglich, die außer durch die Musik selbst auch noch durch externe Faktoren, etwa das in diesem Song von unten glühendrot angestrahlte Schlagzeug, weit gehoben wurde. Freilich geht dieser Problemfall durchaus als Jammern auf hohem Niveau durch, was für die Soundprobleme allerdings nicht gilt: Wenn der Bassist Baß spielt, kommt von unten her nur eine Art undefinierbarer Klangmulm. Interessanterweise tut der Bassist das aber nur zu Anfang und zu Ende der Show, zwischendurch welchselt er u.a. an eine Mandoline, an eine Art Trumscheit und über weite Strecken an die Keyboards, bei denen die Soundfraktion nach der Hälfte des Gigs dann doch einen Weg gefunden hat, sie auch dann hörbar zu machen, wenn andere Instrumente gleichzeitig spielen. Drums, Gitarre und Gesang (auch der überraschend gute Hintergrundgesang von Drummer Simon Jeffrey) hingegen sind von Anfang bis Ende relativ sauber auszumachen, von der ebenfalls mulmerzeugenden Bassdrum mal abgesehen. Besagter Anfang wird mit "Good Times, Bad Times" gemacht, und spätestens nach "Misty Mountain Hop" an Setposition 3 ist klar, daß sich Letz Zep keineswegs auf die großen Hits der Zeppeline beschränken, sondern auch selten zu hörende Perlen hervorzaubern. Über das erwähnte "Since I've Been Loving You" und das mit ellenlangen Soloparts brillierende "No Quarter" kommt die nächste dieser Perlen zum Vorschein, nämlich diejenige, für die die Mandoline gebraucht wird: "Going To California", von den Kennern im Publikum stürmisch bejubelt. Aber natürlich fehlen auch etliche der "dicken Dinger" im Zep-Kosmos nicht, etwa das enorm druckvolle "Kashmir" oder das mit vielsaitiger Doppelhalsgitarre auch optisch was hermachende "Stairway To Heaven". Witziges Detail am Rande: Bei der Zeile "There's a sign on the wall" deutet Kulke an die Seitenwand über dem aus Publikumsblickrichtung linken Bühneneingang - dort leuchtet grün das Notausgangsschild ... Selbigen benutzt natürlich vom Publikum niemand, um etwa vorzeitig zu flüchten, denn es nähert sich das Finale mit "Moby Dick" und einer eher kompakten Version von "Whole Lotta Love", die das Publikum in der bestuhlten Halle erstmals zum Aufspringen bringt. Generell ist übrigens auffällig, daß Letz Zep sich überwiegend an die Songvorlagen entweder der Studiofassung oder einer markanten Livefassung halten und kaum dazu neigen, ellenlange eigene Jamparts einzubauen, obwohl sie das spieltechnisch sicherlich könnten. Die beiden Zugabenblöcke bestehen ebenfalls aus im Grundsatz eher kompakten Nummern: "Rock And Roll" und "Immigrant Song" (wobei letzterer allerdings in der Tat ein längeres Solo verpaßt bekommt), dazu schließlich noch "Black Dog", und nach zwei Stunden zieht das Publikum zufrieden nach Hause.



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