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Hundreds   09.12.2010   Leipzig, Centraltheater
von kk

Minimalistisches Licht bei Konzerten ist super. Gar keins, einfach weiß oder automatisiertes Geblinke im Rhythmus, damit man sich voll und ganz auf die Musik konzentrieren kann. Das sieht das Hamburger Electropop-Geschwisterpaar Hundreds wohl nicht so und stellt seinen musikalischen Arrangements im Centraltheater perfekt abgestimmte visuelle Effekte zur Seite.
Das atmosphärische, blaue Licht der ersten beiden ruhigen Songs "Walking On Rails" und "Wait For My Racoon" wirkt zwar zunächst wenig spektakulär, die vier Blendscheinwerfersets auf der Bühne lassen aber ganz plötzlich sämtliche Anwesenden in ihren Sitzen kurz erblinden. So fühlt sich das Reh auf der Landstraße, das gleich überfahren wird. Zusammen mit der optischen Überwältigung stellt sich auch eine akustische ein. Zum einen werden bei der enormen Lautstärke die Elektro-Elemente der Musik tatsächlich spürbar - dafür sorgen zwei zusätzliche Musiker an den Drumcomputern. Zum anderen strahlt Sängerin Evas Stimme eine wundervolle Wärme aus und ist außerordentlich beruhigend, so wie auch Philipps Klavierspiel. Kontraste, die beim Hören des Albums als mp3, CD oder Vinyl gar nicht so zum Tragen kommen.
Das audiovisuelle Repertoire, das Hundreds nutzen, ist zwar nicht neu, aber selten wird es so gezielt und bewusst eingesetzt, dass es so überwältigt wie bei diesem Konzert: Faszinierende Animationen von geometrischen Körpern wie in "Happy Virus" oder das im Dunkeln gefilmte, konturarme Gesicht Evas rücken die Musik teilweise in den Hintergrund, bis verschiedenste elektronische Sounds erneut den Körper durchdringen, von Bässen über verzerrte Klänge bis hin zu hochfrequentem Knacken. Verbunden mit dem Zwang sich bei einem Sitzkonzert nicht bewegen zu können, stauen sich Empfindungen auf, denn die Theatersituation unterbindet auch etwaige Gespräche mit Freunden. Gänsehaut, Beklemmnis, Melancholie. Einige der etwa 400 Anwesenden halten es nicht aus und tanzen an Seiten, die restlichen halten ihre Emotionen für Standing Ovations zurück.
Hundreds sind sichtlich gerührt und danken mit mehreren Zugaben, unter denen auch ein neuer, balladesker Song ist. Doch gerade dieser zeigt kurz die Schwächen der Hamburger auf: Evas Stimme ist zwar warm und besänftigend, aber fast zu perfekt und damit auf Dauer nicht besonders facettenreich. Fehlt dazu noch die visuelle Untermalung und ist Philipps Klavierspiel gerade eher banal und beliebig, dann wirkt die Band wenig einzigartig. Im Gesamtkunstwerk Hundreds' ist das aber nur ein kleiner Ausrutscher nach unten, denn so ein überwältigendes Konzert hat man in Leipzig seit langem nicht gehört. Wir hoffen, dass das Electropop-Duo wiederkommt und sich vielleicht mit neuem Material selbst übertrifft.

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