www.Crossover-agm.de
Scorpions, Edguy   12.05.2010   Frankfurt, Festhalle
von gl

Dirk Sauer und Tobias 'Eggi' Exxel  Jens Ludwig

Tobias Sammet  Auch mit Niederknien vor den (Nicht-) Fans wurde die Stimmung nicht besser ...

Tobi und Edguy und das Desinteresse in Frankfurt ...
Vor ein paar Jahren waren EDGUY Vorgruppe von AEROSMITH gewesen und hatten einen wirklich langweiligen Set hingelegt (eine Woche später dann aber in Balingen voll überzeugt). Nun wird ihnen die Ehre zuteil, auch für die SCORPIONS zu eröffnen (incl. der im November noch folgenden Shows). Das gefällt mir heute deutlich besser, und die Band zieht ihr Ding durch und hat - ihrerseits natürlich unwissend - nach etlichen Reviews von mir "gewonnen": Ich gebe mein Gemeckere über "Save Me" nun auf - der Song wird ewig in der Setlist bleiben! Kritik von mir gibt's nur an den Zuschauenden, selten so ein dermaßen lahmarschiges, mitunter desinteressiertes Event-Publikum erlebt. So nenne ich einen Teil der Anwesenden, die vermutlich einmal im Jahr auf ein Konzert gehen, Robbie Williams, Rihanna und jetzt halt mal die Scorpions, man hat ja davon gehört. Nach dem "Fotodienst" (erste drei Songs wie üblich) herrscht bei den spärlich besetzten Sitzplätzen noch ein Kommen und Gehen und es wird nur gelegentlich mal zur Bühne geschaut, und diese unbekannten Gestalten, die sich da oben abmühen, werden, wenn sie Glück haben, am Rande wahrgenommen. Mann-o-mann, man sollte es zwar nicht tun und erst gar nicht vergleichen, aber mein allererstes Scorpions-Konzert 1982 in Edinburgh vor 2000 komplett durchdrehenden Schotten schießt mir da in die Erinnerung, welch ein gewaltiger Unterschied.

Eine neue Stockwerkgarage? Eine futuristische Duschkabine?!? ...  Nö, 's ist James Kottaks Drumriser

Coole Sau: Pawel am Bass  Scream for me, Matthias!

Rudolf Schenker  Klaus Meine

Matthias Jabs  'Lichtgestalt' Rudolf Schenker
Obwohl die (Abschieds-)Tour - sie soll übrigens drei Jahre gehen - heute zumindest zum Teil dorthin zurückführt, denn sie wurde "Get Your Sting And Blackout" betitelt, wenn auch eben nur dieser eine Song vom 82er Album gespielt wird. Nach einem etwas seltsamen Filmintro, welches schlecht zu erkennen ist, natürlich großer Jubel beim schön inszenierten Einlauf der Band während "Sting In The Tail" mit hochgefahrenem Drumriser, der wirklich klasse aussieht in seinem futuristischen Design. Dort oben auf seiner "Trutzburg" thront James Kottak, der noch vor 3 Monaten, auch in Frankfurt, vor 20 Männeken eine Show mit seiner eigenen Band Kottak absolviert hat und jetzt hier vor 15.000 Leuten spielt!! Klaus Meine, Rudolf Schenker und Bassist Pawel tragen große Sonnenbrillen, was angesichts der gigantischen Licht-Schau angemessen erscheint. Es geht direkt weiter mit dem mitreißenden "Make It Real". "Bad Boys Running Wild" - das tun sie auch unablässig, besonders Rhythmus-Rudi müsste heute Kilometergeld bekommen - und "Is There Anybody There" sorgen für einen vollkommen gelungenen Einstand. Ein Laufband unter der Bühne wird für Texteinblendungen genutzt, was bei "The Zoo" ausführlich genutzt wird, damit auch jeder weiß, wie der Song mit dem genial-verschleppten Rhythmus heißt. Extrem unterhaltsam. Matthias Jabs gibt sich ohne Brille irgendwie ein bisschen nahbarer, lächelt auch mal die Fans an (demonstriert ggf. durch dieses nebenstehende Foto hier) und brilliert einmal mehr durch faszinierendes Gitarrenspiel bei im übrigen angemessenem Sound - nicht zu laut, wie leider so oft. Bei "Send Me An Angel" kommen alle incl. James auf den Ausläufer vor und sind somit ziemlich nah an den Fans in den ersten Reihen dran, auch bei "Holiday" mit seinem Gänsehaut-Mitsing-Potential bleibt dies so. Dann hat das Konzert m.E. einen kleinen Hänger mit "Raised On Rock" (weil es noch zu wenige kennen) und "Tease Me Please Me" (von einem m.E. schwachen Album), um dann jedoch mit "Kottak Attack", dem Schlagzeugsolo gleich zu einem Höhepunkt des Abends überzuleiten. James hat mit seiner Frau Athena zweimal 14 Stunden in Phoenix viele Plattencover mit kleinen Filmchen visuell umgesetzt, was extrem gelungen in einer Achterbahnfahrt eingebettet, während seines Solos auf die Leinwände projiziert wird. Wir steuern nun auf das Finale zu und als bei eben "Blackout" und auch "Big City Nights" die oben erwähnte Lahmarschigkeit des Publikums in den mittleren Regionen der Halle erneut zu Tage tritt, packt's mich und zieht's mich weiter vor.
Die Setlist
Bei "Still Loving You" und vor allem "Wind Of Change" wiegt sich dann im Takt jeder mit, es scheint, viele haben besonders hierauf gewartet (es ist nun mal einer der größten Hits der Band, sie kommen - außer in Wacken - kaum drum herum, ihn zu spielen ...). Es fallen mir nun Tausende von Zetteln auf, die offensichtlich zuvor über die Meute im vorderen Teil geblasen wurden: Es ist die Setlist! Eine unübliche Aktion, die auch die Spannung nimmt, aber öfter mal was Neues. Mit "Rock You Like A Hurricane" endet ein genialer Abend, mit einer ein klein wenig vorhersehbaren Setlist, tollen Show-Effekten, guter Musik - und einem öden Publikum.

Fotos: Georg Loegler






www.Crossover-agm.de
© by CrossOver