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Rage, Powerwolf, Jaded Heart   12.03.2010   Speyer, Halle 101
von gl

Rage sind eine der wenigen deutschen Konstanten im Metal-Geschäft. Seit Jahren touren sie weltweit und verkaufen konstant schätzungsweise ca. 30.000 bis 40.000 Einheiten von jeder ihrer neuen Platten. Man kann es aber auch evtl. daran festmachen, daß zu einer Band wie Rage (oder auch Grave Digger) zu den letzten Tourneen und auch an dem heutigen Abend über 700 Besucher erscheinen und die Band regelrecht abfeiern. Da es bei der Tageszeitung Mannheimer Morgen keinen Metal-affinen Redakteur gibt, wird das jedoch leider nicht bekannt gemacht, während die hochgelobten Feuilleton-Entdeckungen vor einem Viertel oder gar Fünftel der Leute im Karlstorbahnhof zu Heidelberg oder der Alten Feuerwache musizieren und dafür mit Lobhudeleien bedacht werden, auch wenn das nächstes Jahr wieder vergessen sein wird und die Band übernächstes Jahr Geschichte ist.

Mund auf! Mülli (Jaded Heart)  Peter Östros (Jaded Heart)

Axel Kruse (Jaded Heart)  Henning Wanner (Jaded Heart)
Heute sind es sogar vier Bands, die aufspielen, wobei die Tschechen von SEVEN bereits gespielt haben, als ich eintreffe. Rückwirkend bedauerlich, denn die Band, die von Victor Smolski unter seine Fittiche genommen wurde und die ein Heft mit CD von sich aus der Heimat verteilt, ist musikalisch ansprechend. JADED HEART rutschen heute einen Slot nach unten, was bemerkenswert ist, denn a) sind sie die ganze Tour und b) schon 20 Jahre dabei - die Band, die nur am heutigen Auftrittsort spielt, erst vier! Mit der Entwicklung Jaded Hearts von einer Hard Rock- zu einer Metal-Band tue (nicht nur) ich mich schwer und bekomme das leider heute erneut live bestätigt, denn der Set ist für meinen Geschmack zu hart. Die alten Geschichten beiseite gelassen und das Unleashed-Shirt von Sänger Johan nicht zu sehr beachtet, macht es aber heute wiederum nicht "Klick". Da ist es aber angesichts der großen Freude, Henning Wanner nicht nur zu sehen, sondern diesen sogar hinter seinem Keyboard musizierend erleben zu dürfen, gegenstandslos, daß mir der Auftritt nicht so gut gefallen hat. Ganz wertneutral ohne Häme: Es waren den Abend über zwei Shirts von Jaded Heart - und ca. 30 von POWERWOLF zu sichten.
Es wird dunkel - und die Haare fliegen: POWERWOLF  Raise your fist, Evangelist! (Und ein Geist am Schlagzeug!)

Prayer in the dark?!?  'Attila Dorn' (POWERWOLF)
Obwohl, aus dem Saarland zählt die Gegend noch zur "Homezone" der Band, was ggf. erklärt, warum sie heute hier als vorletzte Band auf die Bühne dürfen: Und mit ihrem düsteren Sakral-Theatralik-Metal (wär das mal was für eine neue Schublade?!) kommen sie aufgrund der einfach strukturierten, selbst beim ersten Hören mitgröhl-kompatiblen Stücke in Speyer hervorragend an. Attila Dorn gibt wie immer den mit Pathos agierenden Frontmann und singt wieder klasse. Bewusst dunkel gehalten und nur schwach grün und rot angestrahlt wird mit simplen Mitteln eine besondere Atmosphäre erzeugt, was noch durch die Backdrops verstärkt wird. Tolle Unterhaltung!

Victor Smolski  Peavey freut sich über 700 Fans und mit seinem lustigen Bart macht er Ira Black Konkurrenz!

Peavey Wagner  Victor Smolski in Aktion

Andre Hilgers  Das perfekte Trio?

Watt jibbet denn heut?
So ist die Stimmung für das perfekte Metal-Trio (Motörhead spielen ja Rock'n'Roll, Triumph Hard Rock und Rush schweben in anderen Hemisphären :-)) (... und was ist mit Raven? - Anm. rls) perfekt angerichtet und RAGE liefern heute eine bärenstarke Show, die mich voll und ganz begeistert hat. Sie spielen - wohl nicht nur zur Freude des Autors - mehr als die Hälfte der neuen Platte "String To A Web" und darunter die geniale "Empty Hollow"-Komposition komplett! Das ist ein Wagnis, aber es funktioniert wunderbar, die Fans goutieren es, diese neuen Songs und speziell diesen Longtrack in Gänze erstmalig live sehen zu können, und singen bereits nach dieser kurzen Zeit 2 Monate nach der Veröffentlichung begeistert mit. Ich erlaube mir hier aus Victor Smolskis Tourblog zu zitieren: "Ich habe während meiner 11 Jahre bei RAGE noch nie erlebt, dass neues Songmaterial eine so fantastische Stimmung zaubern kann! Dann haben wir ja doch alles richtig gemacht ;)" Ja, die drei Akteure agieren sicher, aber nicht überheblich, alles wirkt stimmig. Peavy Wagner in einem grauen Umhang (erinnert ein wenig an einen Gefängnisaufseheranzug meets Science Fiction-Uniform) mit seinem charakteristischen Bart steht wie beim Konzert am gleichen Ort vor 2 Jahren wieder rechts und singt kraftvoll wie immer. Victor Smolski hat demzufolge recht viel Platz auf der Bühne, wovon er auch reichlich Gebrauch macht. Und Drummer Andre Hilgers ist nicht nur ein hervorragender Drummer sondern ein wahrer Teamplayer, was heute einmal mehr deutlich wird. Das Konzert in Gänze ist sehenswert, so dass man sich selbst den Gang zum Klo verkneift, um nichts zu verpassen, was bemerkenswert ist. Sicher könnte auch ich jetzt wieder losjammern: "Ja, aber wo war mein Lieblingstück 'True Face In Everyone' vom Album 'Reflections Of A Shadow' aus dem Jahre 1989?" (da schließe ich mich doch gleich an und wünsche mir "Saddle The Wind" vom gleichen Album - Anm. rls) - tu ich aber nicht, was sollen sie denn machen nach 20 Alben?!? 5 Stunden spielen?!? Da ist es doch erfreulich, dass für eine anwesende Japanerin, die der Band offensichtlich hinterher reist, ein Song eigens heute in den Set genommen wird. Insgesamt war dies heute ein klasse Konzert und weil es so dermaßen gut passt, muss ich noch mal Victor zitieren: "Ich muss sagen, dass diese Show das bisher beste Konzert auf der Tour war."

Fotos: Georg Loegler






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