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Chess   27.06.2008   Dresden, Staatsoperette
von ks

Eins vornweg: Benny Andersson und Björn Ulvaeus verstehen ihr Handwerk. Denn wer aus der Vorstellung des Musicals, welches von den beiden ABBA-Männern und Tim Rice verfasst wurde, nicht pfeifend rausgeht, hat keinen Sinn für Pop.
Aber von vorn: Pünktlich zur Schacholympiade im Herbst hat sich die Staatsoperette Dresden an "Chess" gewagt - Vermarktung ist eben alles. Auch wenn der Inhalt des Stückes aus dem Jahr 1986 in den 60ern spielt und deshalb stellenweise veraltet erscheint: Bei einer Schachweltmeisterschaft in New York messen sich der amerikanische Weltmeister Frederick Trumper und sein russischer Kontrahent Anatoly Sergievsky - ein Spiel, das beider Leben verändern soll. Während der aggressive Trumper als Weltmeister entthront wird und seine Assistentin Florence Vassy an Sergievsky verliert, beschließt dieser im Westen zu bleiben. Ein Jahr später treffen sich die Kontrahenten in Bangkok erneut ...

1. f3 e5 2. g4 Dh4 matt.

Ein Lied reiht sich an das nächste - und irgendwann kann man die ersten beobachten, die auf ihre Uhr sehen. Es ist eben ein ewiges Hin und Her. Wer "Starlight Express" kennt, weiß, wovon ich spreche. Ich sage nur "Mit wem soll ich gehen?" Apropos "Starlight Express": Ähnlich schwierig ist diesmal der Chor zu verstehen. Trotz tollen Skikostümen und Pelzmützchen.
Brillant dagegen Christian Grygas als Anatoly Sergievsky, der sowohl in seinem Spiel als auch im Gesang überzeugt. Enttäuschend der Auftritt von Chris Murray als Frederick Trumper. Vor einiger Zeit noch in dem Stück "Jekyll & Hyde" gefeiert, offenbart er häufig auftretende Schwächen im Gesang (besonders bei DEM Hit "One Night In Bangkok") sowie eine nichtssagende Darbietung. An Femke Soetenga scheiden sich die Geister - wie am Applaus des Publikums deutlich wird. Als Laie würde ich sagen, sie ist von der Rolle überfordert - besonders, was die Höhen im Gesang anbelangt.

1. e4 e5 2. Lc4 Lc5 3. Dh5 Sc6 4. D:f7 matt.

Wettgemacht wird dies alles durch die drei Backgroundsängerinnen und ein wildes, farbenfrohes Bühnenbild und originelle Kostüme. Beides veranschaulicht den Besuchern nur allzu deutlich, wohin all die staatlichen Subventionen fließen. Für Lacher sorgt zusätzlich Intendant Wolfgang Schaller, welcher sich als Nachrichtensprecher via Beamer ins Geschehen einschleicht, und für Unterhaltung die Band mit den schmissigen Liedern, von denen die eine oder andere Melodie im Ohr bleibt.
Und so gibt es am Ende zufriedenen, aber nicht euphorischen Applaus. Ein paar springen auf (Premierenpublikum eben), eine Vielzahl geht schnell nach Hause und verschmäht selbst das Freibier ...
Kontakt: www.staatsoperette-dresden.de
Weitere Termine: 3., 4., 5., 25., 26. September, 30., 31. Oktober, 14., 15., 16., 21., 22., 23. November 2008

Foto: Kai-Uwe Schulte-Bunert



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