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Glenn Hughes   16.05.2008   Lorsch, Musiktheater Rex
von gl

Das Ticket zur Veranstaltung
Die Interessierten in der "Metropolregion Rhein Neckar", wie das Dreiländereck seit einiger Zeit dappig betitelt wurde, ja die haben in Bezug auf Glenn Hughes Glück, denn wenn er auch noch so wenige Shows in unseren Breitengraden spielt - man kann ihn jeweils hier sehen. Und so teilte man sich die Konzerte auch brüderlich auf: 2000 spielte er mit Triobesetzung als Opener von UFO in Mannheim (Baden-Württemberg), 2005 in Frankenthal (Rheinland-Pfalz) und heuer in Lorsch (Hessen). Drei jeweils total unterschiedliche Konzerte übrigens.

Die Setlist (die braucht wohl keinen Kommentar)
Und nur eine Woche nach Erscheinen des neuen Albums "First Underground Nuclear Kitchen" hat er eine Setlist am Start, mit der wohl keiner gerechnet hätte. Gleich SECHS Titel von diesem Album stehen an, so eine mutige Entscheidung habe ich ihm nicht zugetraut. Und er verhält sich somit genau gegenläufig zu den unzählbaren Acts, die gelegentlich mal einen oder zwei neue Tracks einstreuen und ansonsten auf Nummer Sicher gehen. Und dies bestätigt auch nachdrücklich, dass Glenn und seine Mitstreiter weiterhin Freude am Musizieren haben und es sehr wohl Sinn macht, neue Musik herauszubringen. Das hätte auch in die Hose gehen können, was aber heute nicht der Fall ist, denn die mitunter von weither Angereisten nehmen Glenn und Band mit Begeisterung und Wohlwollen auf, und im Club herrscht keineswegs eiserne Stille bei den neuen Songs. Auch wenn die Begleitband, abgesehen von JJ Marsh (der zwischenzeitlich auch mal eine Auszeit genommen hatte), komplett gewechselt hat, sieht man eine Band, die das, was sie macht, liebt und nicht nur vom Meister zusammengestellt wurde, um das Material live zu präsentieren.

Und los gehts, zunächst noch ein klein wenig besorgt dreinschauend  Der langjährige Begleiter, JJ Marsh aus Schweden
Und da ist der Fall zu erleben, dass neue Songs wie eben "Crave", "F.U.N.K.", "Never Say Never" und "Oil And Water", an deren Entstehung die Musiker auf der Bühne beteiligt waren, eben doch ggf. einen Tick engagierter vorgetragen werden als alte Songs, die sie nur "nachspielen". JJ Marsh links, routiniert und fast schon ein wenig zu cool, sowie der "Neue" Luis Maldonado rechts, jener frisch und engagiert, flankieren an den Klampfen den Meister in der Mitte.

Der ruhende Pol im Hintergrund: Anders Olinder  Neu in der Band: Luis Maldonado
Glenn setzt dann zu seiner ersten "Rede" an und appelliert vor "Mistreated" an die Herzen der Menschen, die rein werden können/sollen. Wenn man sich mit ihm und seiner Vergangenheit näher befasst hat, versteht man, dass dies natürlich ein Teil seiner Lebensgeschichte ist. Die hohen Kiekser und Schreie - auch wenn ich mich wiederhole - wirken in dem ausladend verlängerten Klassiker keineswegs unpassend oder gar abschreckend, sondern passen bei Glenn Hughes einfach dazu. "You Got Soul" vom 2006er Werk "Music For The Divine" zeigt wieder einmal die funkige - ja, soulige Seite von Glenn Hughes und ist mit seinen jazzigen Parts hervorragend geeignet, im Konzert gespielt zu werden, und aber natürlich immer noch heavy genug. (Kann sie nicht mehr hören, die Nörgler, die sich seit 3 Alben in ihren Besprechungen in Metal-Magazinen über die Ausrichtung des Künstlers auslassen - dann hört doch Dimmu Borgir!!) Bei der Vorstellung seiner Musiker lässt uns Glenn wissen, dass Chad Smith selbst den Schlagzeuger, den wir vor uns sehen, ausgesucht hat, dass JJ Marsh bei ihm im Haus wohnt, dass er eine enge spirituelle Beziehung zu seinem Keyboarder pflegt und dass auch Luis keineswegs nur ein wenig in die Saiten greift, sondern ebenfalls ausgiebig an der Erstehung des neuen Albums beteiligt war.

Glenn in seinem Element ...  ... und JJ in Action
Auch wenn sich auf jenem - ich traue mich kaum, es zu sagen - zwei Langweiler eingeschlichen haben, live sieht das Ganze anders aus. Denn Glenn Hughes, der im Konzert auf jene ("Imperfection" und "Where There's A Will") verzichtet, hat nach wie vor diese ihm eigene Aura eines Großen und seine stets von Menschlichkeit und - sprechen wir es ruhig aus - Liebe geprägten Ansagen kommen von ganzem Herzen. Wirken bei ihm auch nicht peinlich oder albern, wenn er sie verkündet.
Einen kleinen "Voice Of Rock"-Sprechchor zweier Fans an vorderster Front (Danke, Arman!) quittiert Glenn mit einem Lächeln und leitet dann ohne große Pause mangels Möglichkeit von der Bühne zu gehen, direkt in "Soul Mover" über. Jetzt geht jeder begeistert mit, was zum Schluss mit einer erneut grandiosen Version von "Burn" noch mal gesteigert wird.
Zugegeben, wenn man versucht, sich einmal kurz in die Lage zu versetzen, seit "Burning Japan Live" (1994) nichts mehr von dem Mann gehört zu haben, und einen Classic Rock-Abend erwartet hat, mag es ggf. ein wenig befremdlich auf einen gewirkt haben.

Glenn Hughes zelebriert seine Musik regelrecht  Glenn am Ende des Gigs: Erschöpft aber glücklich!
Nicht nur ein Botschafter guter Musik, sondern auch einer von Herzlichkeit und Verständnis steht da auf der Bühne und vor Ende des Konzertes, welches trotz minutenlangem Getose keine Zugabe enthält, verkündet Glenn, dass er, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, heute ausnahmsweise nach dem Konzert am Merchandise-Stand zur Verfügung steht, was auch beim Plausch hernach ausgiebig wahrgenommen wird.

Fotos: Georg Lögler






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