Zum Abschluss des Sommerfestes der Evangelischen Kirche in Mainz (Titel "Paul") fand ein Konzert der Berlinerin Sarah Kaiser statt. Bei Paul ging es jedoch nicht um einen Unbekannten aus der Fernsehwerbung, sondern um keinen geringeren als Paul Gerhardt. Wer jetzt immer noch nicht Bescheid weiß: Jener Paul wurde vor 400 Jahren geboren und ist in die Kirchengeschichte eingegangen. Von ihm stammen viele Texte des EKG. Da deren Sinngehalt enorm ist, wurden einige von vielen anderen Künstlern gecovert (z.B. "Befiehl du deine Wege" von unseren schwäbischen Freunden Snubnose (ex-The Circumcised).


Und auch Sarah nahm sich den Texten an, arrangierte sie neu (Album: "Gast auf Erden") und trat während ihrer aktuellen Tour eben auch in Mainz auf. Im Gepäck noch drei Mitmusiker, denn allein macht das Singen nicht so viel Freude wie mit Band.


Los ging es mit "Du bist ein Geist", es dominierte das Keyboard und viel Gefühl in Sarahs Stimme. Das Publikum (ca. 200 Leute) klatschte vom ersten Takt an mit. Es folgte das jazzige "Alles Ding hat seine Zeit" mit einem ruhigen gebetsartigen Zwischenteil. Sarah verstand es, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen, nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch, weil sie vor den Songs nicht an Erklärungen sparte, was sie zu dieser Auswahl bewogen und welche Erfahrungen sie mit Gott gemacht hat.


Da der Sommer vor der Tür steht, folgte ein bluesiger Titel und danach von Georg Neumann das im Slow-Rock vorgetragene "Wer nur den lieben Gott lässt walten". Letzteres dauerte über fünf Minuten. "Lobe den Herren, den mächtigen König", arrangiert von dem Keyboarder Samuel Jersak, enthielt auch die englische Version und wurde vom Publikum extrem positiv aufgenommen. Danach wurden die Congas ausgepackt und es folgte ein ruhiges und jazziges "Befiehl du deine Wege". "Lobet den Herren alle, die ihn ehren" groovte dann verheerend (verschobener Rhythmus) und enthielt nebenbei auch noch ein Drum-Solo von Daniel Jacobi. Bei "Die güldne Sonne voll Freud und Wonne" wurde dann der Höhepunkt des Abends erreicht. Die von Sarah imitierte Trompete passte perfekt in die Calypso- und Rumbarhythmen. Der auf ihrem Fahrrad entstandene Fast-Jazz-Song "You are" lieferte noch mal Improvisationen von allen Musikern (auch E- und A-Bassist Martin Simon). Logisch, dass eine Zugabe gefordert wurde. Bei "Du meine Seele, singe" (Stil: Fast-Jazz / modernes Kirchenlied) wurde dann auch noch mal das Publikum auf seine Gesangstauglichkeit hin überprüft. Sämtliche im Wechsel gesungenen Ohhs, Naas, Uhhs, Iaas und Yeahs klappten auf Anhieb. Bei der zweiten Zugabe befand ich mich schon auf dem Nachhauseweg. Insgesamt ein krönender Abschluss des Sommerfestes!
Weitere Infos: www.sarahkaiser.de

Setlist:
01 Du bist ein Geist
02 Alles Ding hat seine Zeit
03 Geh aus, mein Herz, und suche Freud
04 Wer nur den lieben Gott lässt walten
05 Lobe den Herren, den mächtigen König
06 Befiehl du deine Wege
07 Lobet den Herren alle, die ihn ehren
08 Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
09 You are
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Du meine Seele, singe
N.N.

Fotos: Oliver Gardt, Mainz

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