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Communic, Scar Symmetry   03.10.2006   Weinheim, Café Central
von gl

Diese Konzert-Besprechung erscheint recht spät, Mitgrund sind mehrere negative Reaktionen auf Communic, die in den vergangenen Wochen kursierten. Hiermit sei die Meinung des Autors dargestellt, der die Chance hatte, die drei Norweger als zurückhaltende, fast schon bescheidene Menschen im Sommer kennen zulernen. Natürlich half auch noch, dass das formidable "Waves Of Visual Decay" die Spitzenposition in der CD-Jahreswertung dieses Schreibers darstellte.

Scar Symmetry: Ist der Bass zu groß?  Der Scar Symmetry-Sänger konzentriert sich
Doch von Anfang an, denn zunächst bollerten die Schweden SCAR SYMMETRY der Hundertschaft erschienener Headbanger ihren extremen Death Metal entgegen und finden ihr Publikum - bereits vor Beginn trugen einige Shirts der Band -, das ihnen die dargebotene Power nicht minder heftig durch Bangen und Begeisterung zurückgibt. Mir persönlich war es zu extrem mit Ausnahme eines Stückes, als der ansonsten immer brüllende Christian Älvestam tatsächlich mal sang.

Oddleif von COMMUNIC löst die Doppelaufgabe mit Bravour  'Under a luminious skyyyyyyyyyyy!!!'
In der Tat wirkte der eher sauber ausgearbeitete Präzisions-Metal von COMMUNIC gegenüber dem Material des Openers zunächst bedächtig, doch die ca. 100 Leute sind da, um das progressive Material zu genießen und bekommen genau das geboten. Ein klitzekleiner Schönheitsfehler hat sich im Bühnenaufbau allerdings eingeschlichen: Das Backdrop mit dem Monitor, aus dem die "faulende" Strahlung rauskommt, steht rechts (nicht links), somit die Ruinen vom Cover von "Waves Of Visual Decay" links. Da die Band den kompletten Aufbau selbst vornahm, wird wohl ein Grund dahinter stecken.
Nun, die drei wurden in zahlreichen Kritiken mittlerweile mit Tipps und Vorschlägen bedacht, was alles zu ändern sei (unter anderem auch bei uns: Mein Kumpel Bernd empfahl Oddleif ein Kopfmikro - dass jenes auch zu Komplikationen führen kann, die fast zur Absage des RAVEN-Auftritts führten beim Bang Your Head 2006, sei hier nur mal kurz erwähnt).
Dann wurde die "Hüftsteifheit" von mehreren angeprangert - meine Güte, was soll Oddleif Stensland denn neben Singen und den wahrlich nicht simplen Gitarrenpassagen noch machen?!? Kann man denn nicht einfach mal die Umsetzung des komplizierten, aber immer fesselnden, stets Überlänge besitzenden Songmaterials genießen? Muss denn immer einer rumspringen und die gleichen Posen wiederkäuen? (Auch der Tipp, die Band solle sich einen zweiten Gitarristen zulegen, ist eine anmaßende Bemerkung.)
Bassist Erik Mortensen ist halt auch kein Tanzbär, wenn er mit seiner mächtigen Figur auch einen eher behäbigen Eindruck macht, seine Parts aber routiniert darbietet ebenso wie Drummer Tor Atle Andersen.
Kommunizieren mit den Publikum jedoch ist die Sache von dem langhaarigen Blondschopf rechts auf der Bühne und der führt die begeisternd bangende Meute durch die genialen Songs wie "Under A Luminous Sky" oder das gefühlvolle "Fooled By The Serpent". Vom ersten Album wurden "Communication Sublime", "Silence Surrounds" und "Conspiracy In Mind" dargeboten, die bekanntlich die gleiche Güteklasse besitzen wie das Material der neuen.

Oddleif Stensland, Sänger und Gitarrist von COMMUNIC  Erik Mortensen am Bass bei COMMUNIC
Zur Zugabe kam dann der Auftritt eine jungen Mannes, der schon permanent durch Dauerbanging mit seinen langen Haaren für Frischluftzufuhr in den ersten Reihen gesorgt hatte. Sichtlich angetan von dieser Kondition (zusätzlich kannte der Kerl auch sämtliche Breaks der Songs!) bat ihn Oddleif auf die Bühne und dort bot der inoffizielle "Headbanger des Jahres 2006" ein weiteres Exempel gelungenen Kopfschüttelns.

Und Drummer Tor Atle Andersen nach dem Konzert beim Signieren eines Drumsticks
Und zu guter letzt wurde (bei anderen Konzerten der Tour) die zu geringe Spielzeit angeprangert. Jemandem, der nicht auf die Uhr geschaut hat, da jede Minute Spielfreude und hohe Musizierkunst mit den besten Songs aus den beiden Alben geboten wurde, fiel dies zumindest in Weinheim nicht auf. Sonst hätte sich kaum ein Drittel der Besucher hinterher am Merchstand mit Souvenirs eingedeckt! Und da führte die schwedisch-norwegische Tour trotz der musikalischen Unterschiede zum fusionierten Motto "Waves Of Pitch Black Decay"! Man bekam noch ein Poster geschenkt, konnte sich alles signieren lassen und mit den Musikern beider Bands quatschen.

Schade, dass die Norweger, nachdem die beiden Platten überall so abgefeiert wurden, andernorts solch Kritik ernteten. Erste Plätze in vielen Soundchecks sind noch lange nicht mit vollen Hallen gleichzusetzen, wer etwas länger dabei ist, weiß das. Von meiner Warte aus war es jedoch der nächste logische Schritt von COMMUNIC, durch diese 11-tägige Tour Präsenz außerhalb der Festival-Saison zu zeigen.

Fotos: Arman Barimani






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