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PartySan Open Air 12.-14.08.2004 Bad Berka
von Janet
Nun ist also auch das PartySan schon in die 10. Runde gegangen ... Und in was für eine! In diesem Jahr wurden alle Besucherrekorde gesprengt. Zum Glück hatten sich die meisten ihre Tickets schon im Vorverkauf erworben, so daß die Veranstalter sich frühzeitig darauf einstellen konnten, dass viiiiiel mehr Zeltplatzfläche benötigt würde als jemals zuvor. Diesmal reichte die neben der alljährlichen Wiesenfläche zusätzliche Stoppelfeldfläche nicht mal mehr aus, es mußte auch noch die Wiese auf der gegenüberliegenden Straßenseite angemietet werden, wo vor allem die Autos der Eintagesbesucher, aber dennoch auch noch viele Zelte unterkamen. Hinter vorgehaltener Hand wurde eine Besucherzahl von unglaublichen 6000 gehandelt! Das wären nochmal drei Viertel mehr Leute als letztes Jahr ...
Trotzdem lief die Organisation hervorragend ab, die PartySan-Crew war absolut auf Zack. Sogar die Dixiklo-Situation kriegte man nach einem kurzen Engpaß am Sonnabendmorgen ohne Umschweife in den Griff: die Dinger wurden am Sonnabend kurzerhand am Nachmittag nochmals geleert. Das hab ich ehrlich noch nirgendwo erlebt und frage mich, wieso eigentlich nicht. Daß es am Einlaß zum Festivalgelände hin und wieder Staus gab, ist einzusehen. Meist blieben die Wartezeiten aber erträglich.
Dreimal mehr Besucher als noch vor zwei Jahren locken leider anscheinend auch dreimal soviel Pöbel und Gesocks an. Allein in unserer und unserer Nachbargruppe wurden drei Zelte beklaut, ein nagelneues Zelt wurde aufgeschlitzt und unseren zwei Mädels hat eine dreckige olle Pottsau direkt vor den Zelteingang geschissen. Geht's noch ekliger? Da denkt man, man ist unter Seinesgleichen, und dann wird man in allen Auslegungen des Wortes beschissen. Sicher hat die PartySan-Crew alle darauf aufmerksam gemacht, Wertsachen in die Autos einzuschließen, aber heutzutage werden ja sogar Lieblingsboxershorts und Lieblingszahnbürsten geklaut ... Wir waren alle fassungslos und hätten nie im Leben auf einem PartySan mit einem Diebstahl gerechnet. Anscheinend sind wir eben nicht alle Brüder und Brüderinnen. Schämt euch, ihr Schweine, die ihr solch einen Dreck im Nischel habt, und schämt euch vor allem, jemals wieder auf einem PartySan aufzutauchen!
Noch einen negativen Aspekt hielt die hohe Besucherzahl parat: Man fand sich auf dem Gelände einfach nicht mehr wieder. Vor allem wenn es abends dunkel wurde, war es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, einen Kumpel wiederzufinden. Das Familiäre und Überschaubare dieser einzigartigen Veranstaltung ist also leider dahin, vermutlich auf immer. So schön das für die Veranstalter auch sein mag, so schade ist es für den einzelnen Besucher. Aber was will man machen! Kann man nur froh sein, daß das gesamte Areal schon vor Jahren so großzügig aufgebaut wurde, daß es die inzwischen verdreifachte Meute immer noch locker aufnimmt.
Das Wetter war in diesem Jahr durchwachsen, aber bis auf einen Sturzregen in der Nacht zum Freitag mit etlichen abgesoffenen Zelten und schlammigen Wegen ganz ok. Wolken, Sonne, Wind, Nieselregen, Hitze, alles vorhanden. Die Nächte wurden, vermutlich wegen der vorhandenen Wolkendecke, nicht so eisig, wie wir das bisher kannten.
Ein Minuspunkt für mich persönlich, in dem mir aber sicher kein weiterer Anwesender zustimmen wird, war das diesjährige Billing. Freilich waren haufenweise hochkarätige Bands eingeladen, aber mir fehlte jemand, der aus dem Death/Black/Thrash-Eintopf herausgestochen hätte, so wie in den letzten Jahren Borknagar, Primordial oder Disbelief. Etwas Besonderes eben. Das liegt aber sicher nur an meinem ganz persönlichen Musikgeschmack; ich habe von niemandem sonst Klagen gehört.
Am DONNERSTAG begann das schwarze Treiben wieder mit vier Bands, die im beinahe aus allen Nähten platzenden Partyzelt (obwohl schon viel größer als bisher!) aufspielten: SUFFERING SOULS, GOLEM und PURGATORY aus deutschen Landen sowie die Schweden DISFEAR. Denis vom Jenaer HELLBORN METAL RADIO sowie seine Kollegen legten anschließend, und dieses Jahr in allen drei Nächten, bis in den hellen Morgen mehr oder weniger klassische Metalscheiben auf.
Meine Anreise erfolgte erst am FREITAG, an dem heuer schon kurz vor 3 Uhr die Konzerte begannen. SINNERS BLEED (D) waren die ersten, die auch gleich vollauf begeistern konnten - mit technischem Death Metal. NEGATOR und CRYPTIC WINTERMOON, ebenfalls Deutsche, warteten beide mit blackmetallischen Klängen auf, bevor es mit den Schwaben von FLESHCRAWL musikalisch in Richtung Skandinavien ging.
Geistig richtig anwesend war ich erst ab dem HAEMORRHAGE-Gig. Die spanischen Grindcore-Könige schossen den Vogel ab. Ein (kunst)blutüberströmter Sänger blickte völlig irre in die Menge vor der Bühne, knabberte an einem künstlichen Unterarm und poste mit einem Gehirn im Einweckglas. Der Gitarrist trug dazu passend grüne OP-Kleidung, die er später jedoch ablegte. Der einzige, der wie ein typischer Spanier aussah, war der kleine Bassist. Schade war nur, daß Gitarristin Ana nicht mit dabei war, die hätte ich gerne gesehen. Hab mir sagen lassen, die wäre live ohnehin nur selten mit. Trotzdem: eine sehr unterhaltsame Darbietung! Besonders lustig fand ich den charmanten Akzent beim Versuch, englisch zu sprechen.
Mit PUNGENT STENCH folgte gleich der nächste lustige Akzent, ein österreichischer nämlich. Und die erste Band mit Headlinerstatus, schon sehr früh am Abend. Die Drei begeisterten mit sehr viel Altem à la "Club Mondo Bizarre" oder auch "Been Caught Buttering" ihre Fans.
Von den Norwegern ZYKLON, die früher noch ein politisch inkorrektes "B" im Namen trugen, war ich sehr überrascht, hatte ich doch - warum auch immer - Black Metal erwartet. Davon gab's allerdings nur kleine Happen, der Rest war heftiger Death/Thrash.
DISMEMBER aus deren Nachbarland Schweden hatten ein bißchen die Arschkarte gezogen. Erstens erwischten sie einen grottenschlechten brummigen Sound, zweitens regnete es während ihres Gigs. Vielleicht war das die "Strafe" dafür, daß der Sänger offensichtlich vor dem Gig mächtig einen geladen hatte ...
Norwegischen Black'n'Roll, musikalisch ganz gut, mit einer kleinen, etwas albernen Lesbian-Show boten CARPATHIAN FOREST, bevor mit UNLEASHED zu Recht der Headliner des heutigen Abends die Bühne enterte. Was für ein fetter Sound! Schwedischer Death Metal at its best und eine der berechtigtsten Reunions der Geschichte.
Ich ging schlafen und wurde gegen 7 in der Früh von den Diskoklängen meines Zeltmitbewohners Denis wieder wach, als er erst Alice Coopers "Poison" spielte und dann für eine offenbar im roten BH tanzende Frau "Dancing Queen" von Abba. Erst damit endete dieser Tag. Ich konnte wieder einschlafen.
Den SONNABEND läuteten um 14 Uhr die englischen Grindcoreler GOREROTTED ein, ich war dann erst ab INCAPACITY anwesend, die für mich einen der Höhepunkte des Festivals darstellten. Hierbei handelte es sich um die Combo um Sänger Andreas "Drette" Axelsson von Edge Of Sanity und Gitarrist Robert Ivarson von Pan.Thy.Monium. Zum ersten Mal agierten die Schweden auf einer Bühne außerhalb ihres Heimatlandes. Ihr hauptsächlich im Midtempobereich gehaltener Death Metal groovte wie Hölle.
Eine gänzlich andere stilistische Richtung schlugen die Deutschen ENDSTILLE ein: rohen, aggressiven Black Metal. THE DUSKFALL, schwedischer melodischer Death Metal, habe ich nicht gesehen.
Überraschenderweise traten dann plötzlich die Beinahe-Lokalmatadore HEAVEN SHALL BURN auf die Bühne. Sie waren für GRAVEWORM eingesprungen, die kurzfristig hatten absagen müssen und die ich persönlich gar nicht vermisst habe. Was für ein Spaß war es hingegen, diesen energiegeladenen Jungs zuzuschauen! Wie hat sich dieser aus Hardcore gewachsene Death/Thrash herausgemacht!
Eine perfekte Einstimmung auf das nächste Highlight: die Dänen HATESPHERE. Vor verhältnismäßig kleinem, aber enthusiastischen Publikum rockten die Thrasher das Haus, äh, die Wiese. Sehr treibend, mit extrem geilen Groove-Riffs durchsetzt. Es war verdammt schwierig, den überaus agilen Sänger mal aufs Bild zu kriegen! Ob es eine Bedeutung hatte, daß gerade während dieses Gigs enorm viele kleine Flugzeuge das Gelände überflogen?
Bei VOMITORY waren massiv mehr Leute vor der Bühne, was ich nicht so recht nachvollziehen konnte. Sie waren zwar ohne Zweifel gut, aber es waren so viele Bands ihrer Stilrichtung (Schweden-Death) anwesend, daß ich über so Abwechslungen wie HATESPHERE richtig froh war.
MISERY INDEX, die Überreste der US-Amerikaner Dying Fetus, überraschten damit, daß sie nicht gar so heftig waren wie angesichts ihres früheren Betätigungsfeldes erwartet. Sehr, sehr guter Headbang-Stoff! Der Schlagzeuger vollbrachte Meisterleistungen, der absolute Hammer!
Symphonischer als alles bisher wurden dann die Finnen ENSIFERUM. Mit ihren Landleuten Finntroll oder auch Moonsorrow wird diese Band manchmal verglichen. Viel Feuer war bei ihrer Show im Spiel, und im Fotograben drängelte sich ein nie dagewesener großer Pulk von (Freizeit)Journalisten. Insgesamt das dritte und letzte Highlight für mich.
Natürlich sind GRAVE eine Legende, aber ich konnte den Stockholmern dennoch nicht die gebührende Aufmerksamkeit widmen, da es eine traurige Stunde war, in der ich mutterseelenallein übers Gelände streifte und keinen meiner Freunde finden konnte. Als ich sie letztendlich im Partyzelt auftrieb, wich ich ihnen nicht mehr von der Seite. DARK FUNERAL hab ich deswegen nicht gesehen. Dafür aber MANOS, die zum Abschluß das Partyzelt aufmischten. Mit ihnen, und später wieder mit Denis & Co., tanzten und feierten wir bis in den frühen Morgen.
Eines fiel mir am Abreisesonntag besonders auf: im diesjährigen Infoheft fehlte die schöne PartySan-Maxime, daß, wem es hier gefallen hätte, der seinen Müll ordentlich in die Müllsäcke packt. Es wird sicherlich nicht ursächlich damit zusammenhängen, aber dementsprechend sah es tatsächlich auf den Zeltplätzen aus. Hell was here! könnte man sagen...
Ich komme sicherlich nächstes Jahr wieder, hoffe, daß sich die Besucherzahlen nicht noch weiter Richtung 10.000 bewegen ...
Vielen Dank wieder an die PartySan-Crew, ihr seid echt spitze! Daumen hoch!
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