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Addicted   05.06.2004   Groitzsch, Kirche
von rls

EU-Osterweiterung nun auch im Kirchenbezirk Borna, könnte man vermuten, vergäße aber dabei, daß Jugendwart Andreas Bergmann und seine Mannschaft schon in den vergangenen Jahren mehrmals osteuropäische Bands auf den Jugendwochenenden spielen lassen hatten, so etwa 2000 die Tschechen bez iluze oder 2003 ihre Landsleute Ram Adonai. Aber eine Band aus Lettland hat's in diesem Rahmen hier noch nicht gegeben - also Bühne frei für Addicted aus Riga, die angesichts der mißlichen Wetterlage allerdings nicht wie geplant open air im Pfarrgarten, sondern in der closed air der Kirche spielten.

Addicted
Und was das Quartett da bot, war schon aller Ehren wert. Man fühlte sich im Indierock wohl, und zwar speziell in der Ecke, die lange, ausladende Kompositionen fabriziert, deren Livetauglichkeit nichtsdestotrotz unbestritten bleibt. Heftigere Ausbrüche blieben eher selten, aber ein zumeist recht flotter Grundbeat verhinderte allzu ausufernde Anflüge von Melancholie oder gar Weinerlichkeit, wie sie das Genre ja gerne mal hervorzubringen pflegt. Kuschligere Momente verpackte man lieber in Form von Balladen oder zumindest Halbballaden, wobei die erste derselben, an vierter Setposition befindlich (Namen sind Schall und Rauch), als Komplettkuschler vermutlich besser funktioniert hätte als mit dem eigenartig "angeklebt" wirkenden heftigeren Schluß. Für große Momente sorgte besonders der Leadgitarrist, der zumeist halbakustisch arbeitete und ein sehr gutes melodisches Händchen bewies. Der exzellente Schlagzeuger sei ebenso hervorgehoben wie der an manchen Stellen warme Auffälligkeiten im Gesamtsound plazierende und ansonsten solide Hintergrundarbeit verrichtende Bassist. Bliebe noch der Gitarrist und Sänger zu erwähnen, der die (relativ betrachtet) größten Verbesserungsmöglichkeiten offenbarte - er hatte in seiner Gitarrenarbeit immer dann die stärksten Momente, wenn er sich nicht auf monotonere Schrammelriffs beschränkte (die Wortwahl läßt vermuten, daß er das nicht immer tat), und auch sein (nicht schlechter!) Gesang könnte noch die eine oder andere Variabilitätsspritze mehr vertragen, ohne daß der sehr homogene Set deshalb in entscheidendes Aufweichen abzukippen gedroht hätte. Auf dem Kirchentag 2003 in Berlin soll die Band noch eine Sängerin mit an Bord gehabt haben, was dieses Problem vermutlich gar nicht erst hat aufkommen lassen. Textlich wichen Addicted keinen Millimeter von ihrer christlichen Aussage ab - die Bandhymne "Addicted To You", welche den regulären Set beendete, beinhaltet dementsprechend eine religiöse Aussage und nicht etwa eine Hommage an diverse Genußmittel. Nach etwa einer halben Stunde "Aufwärmphase", in der Addicted von den Anwesenden (kaum einer mag die Band vorher gekannt haben, der Rezensent ebenfalls nicht) "nur" lautstark beklatscht wurden, begannen sich die Bankreihen zu leeren - statt dessen füllte sich der Mittelgang der Kirche mit einem tanzenden Pulk, welcher der positiven Botschaft, die (in für die bekannt schwierigen Kirchenraumverhältnisse erstaunlich gutem Sound) von der Bühne herabschallte, eine ebensolche entgegensetzte und die Band nach anderthalb Stunden ohne eine Zugabe natürlich auch nicht gehen ließ.



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