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Fury In The Slaughterhouse, Spanner   25.04.2004   Mannheim, Capitol
von gl

Man könnte die aktuelle FURY-Tour zu ihrem mittlerweile zehnten und m.E. gut gelungenen Studioalbum "Nimby" auch als Triumphzug bezeichnen, denn bis zu diesem Tag waren 9 von 10 Shows restlos ausverkauft (dies ohne ein Video! - nur rausgeschmissenes Geld laut der Band!) und auch das Capitol ist - wie vor 2 Jahren bei der "Color Fury-Tour" - wieder so voll, dass die Leute sogar im Eingangsbereich zu dem alten Kino stehen müssen. Nörgler mögen anmerken, ja aber vor Jahren spielten sie in 3000er Hallen, jenen sei gesagt, dass FURY am gleichen Tag wie ihre Freunde BAP in Bremen spielten und trotz kleinerer Location mehr Zuschauer hatten wie jene, davon ab, welche deutsche Band spielt 28 (!) Shows in Folge vor jeweils 1000+ Fans?!? Dazu reicht sicher eine Hand, um das abzuzählen. Als Special Guest hat man sich wieder eine besondere Gruppe geangelt, die wie üblich von Thorsten Wingenfelder angekündigt werden: SPANNER aus den Niederlanden, und die sorgen für mehr als Höflichkeitsapplaus. Nach Abtasten und Beschnuppern des melodisch-rockigen Songmaterials, das durchaus als etwas heftigerer AOR mit aber auch eingestreuter Ballade durchgehen kann, wird bis in die letzten Reihen mitgeklatscht - sehr selten bei einer Vorgruppe, die niemand kennt. Das liegt vor allem an dem grandiosen Sänger Syb van der Ploeg, der vollkommen professionell rüberkommt, wie die gesamte Band auch.
Nach einem "Die drei ???"-Intro (die Hannoveraner haben kürzlich mit den z.Zt. ja wieder populären Sprechern der alten Buchreihe gearbeitet) entern die Sechs aus Hannover dann die Bühne und steigen mit "Protection", einem Cover von FISCHER Z ein. Mit "Goodbye So Long" und "V.I.P." folgen zwei weitere Stücke der neuen Scheibe, die überhaupt mit 6-7 Songs sehr stark im Set vertreten ist. Wie schafft man das und all die alten Songs in einem Konzert? Ganz einfach, Kai sagt: "Wir spielen dafür länger!" Während "Radio Orchid" macht er seinen Ausflug ins Publikum, und singt während er sich seinen Weg durch die Fanmassen bahnt, doch nicht nur kurz, nein auch die hinten Stehenden werden bedacht und er geht sogar raus, die Treppe zur Empore hoch. Man hört die Stimme, wobei die Audienz mindestens genau so laut ist, nur sieht man ihn nicht! Wer rempelt denn da von hinten, ach so, direkt neben mir muss Platz gemacht werden, damit der Frontmann pünktlich zum Ende des Songs wieder die Bühne erklimmen kann, perfect timing! Zu "Riding On A Dead Horse", einem der tollsten Songs der Band (vom 1997er "Brilliant Thieves"-Album) gibt's eine kleine Abkühlung in Form von ein bisschen (?) Wasser, das einfühlsam schleichende Lied steigert sich zum Höhepunkt und Kai rast wie ein Derwisch hinter die Bühne, holt einen vollen Eimer Wasser und "Splash!!!" - jetzt schwitzt keiner mehr - und er schreit die Worte "RIDING ON A DEAD HORSE" heraus!! Lustig ist die Einleitung zu "Cigarette After", zu dem der Sänger die vollkommen albernen Fragebögen der US-Immigrationsbehörde ("Planen Sie terroristische Anschläge in den USA?" - "Schmuggeln Sie Drogen?") die man am Ende jedes Fluges in die USA ausfüllen muss, durch den Kakao zieht. Er spekuliert, was wohl mit dem passiert, der dort "Ja" ankreuzt ("Bend over - here comes the glove ...") ... "Won't Forget These Days" demonstriert dann wieder den nach wie vor hohen Status, den diese Band bei den Fans hat, das Gesangspotential ist dermaßen begeisternd, so dass das gesamte Capitol minutenlang den Refrain des Liedes anstimmt, wohlgemerkt 3 Lieder nachdem der Song gespielt wurde, einmal ausgebremst durch ein "Kön'wa weitermachen?" von Kai, aber dann nachher können sie nicht anders, als ein zweites Mal instrumental um die Gesänge herum zu improvisieren. Doch klar, auch Songs wie "Time To Wonder", "Revelation" (endlich wieder dabei!) und "Kick It Out" oder "Trapped Today, Trapped Tomorrow" wurden dargeboten. Als Rausschmeißer dann eine Akustik-Version von "Seconds To Fall" in einer Mini-Besetzung.
Insgesamt wird nach über 2 Stunden kein Mensch die Halle unglücklich verlassen haben, und darum geht es doch: FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE bieten das, was offensichtlich Tausende hören wollen, nämlich 'ne geile Rock-Show und nicht das, was von Musikzeitschriften propagiert oder gerade diesen Monat mal gehypt wird, denn ob nun The Strokes (die Bubis spielen live 45 Minuten - Frechheit), The White Stripes (wie sagte ein bekannter Musiker zu dieser musikalischen Bankrotterklärung: "The great Rock'n'Roll Swindle"!) oder gar The Von Bondies, das sind kurzzeitige musikalische Fürze, die in spätestens 2 Jahren wieder vergessen sind (... wenn die FURYs zur nächsten Tour anrollen!).



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