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Finntroll, Ensiferum, The Wake   23.04.2004   Glauchau, Alte Spinnerei
von rls

The Wake fielen mal wieder dem unmöglichen Zeitmanagement bei Spinnerei-Konzerten zum Opfer: Sowohl die vorab versandte Presse-Rundmail des Veranstalters Rock-Life als auch die Spinnerei-Homepage verkündeten einen Einlaß um 20.30 Uhr und einen Beginn um 21.30 Uhr. Als ich mich um 21.10 Uhr in die Schlange vor der Spinnerei einreihte, war von drinnen schon das Agieren einer Band zu hören, und als ich um 21.30 Uhr dann endlich den Innenraum betrat, war selbige schon längst wieder von der Bühne verschwunden. Ich habe also keine Ahnung, was mir da entgangen ist, zumal ich The Wake nur dem Namen nach kenne, aber kein Album von ihnen besitze.
Also nahtlos weiter zu Ensiferum, die mit einem überlangen folkigen Intro einstiegen und von der mittlerweile fast rappelvollen Spinnerei abgefeiert wurden, als seien sie der Headliner. Nachdem der Soundmensch es ab Song 4 endlich geschafft hatte, Gitarren durchhörbar zu machen, konnte man sich (bis auf die immer noch nahezu nicht durchschallenden Keyboards) ein eindrucksvolles Bild vom melodisch-folkigen (Black) Metal der Finnen machen - das "Black" eingeklammert, weil außer dem kreischigen Leadgesang und gelegentlicher Blastattacken eigentlich nichts Blackiges im Soundgebräu der Band auftauchte. Irgendwie erinnerte mich das Ganze an eine folklastigere und dafür instrumental nicht ganz so verspielte Version von Children Of Bodom (die ich witzigerweise exakt ein Jahr zuvor ebenfalls live gesehen hatte, seinerzeit aber noch mit einer schönen Frau als Begleitung). Songs wie "Token Of Time" machten jedenfalls jede Menge Spaß, und selbigen schienen auch die recht bewegungsfreudigen Akteure auf der Bühne zu haben, die sich zur Abwechslung mal nicht corpsepaintig geschminkt hatten, sondern lediglich mit einzelnen dunklen Strichen arbeiteten und damit teilweise fast brillenbärenartige Gesichtszüge erzeugten. Der Spaßfaktor übertrug sich auch aufs Publikum, und man zeigte sich enttäuscht, daß das Quintett keine Zugabe spielen durfte.
Finntroll hatten offensichtlich das gleiche Schminkmagazin gelesen wie Ensiferum, denn sie trugen ähnliche Farbe auf. Auch hier hatte der Soundmensch allerdings arge Schwierigkeiten, sich auf das Klangbild der Band einzustellen, und diesmal schaffte er es bis zum Ende des Sets nicht, die Gitarren etwas weiter in den Vordergrund zu stellen. Machte in diesem Falle aber auch nicht so einen großen Verlust aus, denn die stilprägenden Elemente Finntrolls sind neben dem trockene tanzbare Arbeit abliefernden Schlagzeug vor allem die Keyboards, und der dahinter positionierte Mensch pseudonymens Trollhorn zauberte diverse schmissige Melodien aus seinem Instrument. Optisch erinnerte er, gehüllt in eine Art Sackleinen, etwas an Messiah Marcolin, den man an diesem Abend ebenfalls hören konnte, wenn man denn gute Ohren besaß - die paradoxerweise sehr leise Umbaupausenmusik zwischen Ensiferum und Finntroll stammte von Memento Mori, Messiahs Nebenspielwiese in seiner Candlemass-losen Zeit. Von der Figur her gab auch Finntroll-Fronter Wilska (der sich wie jeder zweite finnische Musiker natürlich auch wieder mit einer areligiösen Ansage profilieren mußte) einen Messiah-Konterpart ab, gesangstechnisch allerdings bewegte er sich im kreischigen Bereich, cleane Anflüge, welche Gitarrist und Bassist bei Ensiferum noch des öfteren eingeworfen hatten, weitgehend außen vor lassend. Stilistisch machten Finntroll schnell deutlich, daß sie mit ihrem "Humppa-Metal" recht einzigartig sind, wenngleich live der Metal deutlich über der Tanzbarkeit oder gar der Fragilität triumphierte. Die drei regulären Alben der Finnen tauchten in einer guten Mischung in der Setlist auf (besonders bejubelt wurde der Titeltrack des Debüts, "Midnattens Widunder", wohingegen "Rivfader" erstaunlicherweise etwas abfiel), und das Publikum wußte die Leistung trotz des eigenartig statischen Agierens der Bandmitglieder zu würdigen, indem man fleißig mitbangte bzw. -moshte und den Sechser, der den Tod von Gitarrist Somnium anno 2003 offenbar gut verkraftet zu haben scheint, ohne Zugaben natürlich nicht gehen ließ.



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