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Fear Dark-Festival mit Morphia, Immortal Souls, Kekal, Crimson Moonlight, Sacrificium   13.03.2004   Ede, De Kei
von dh und tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Dass man in Holland auch gut und üppig chinesisch speisen kann, stellten wir spätestens an diesem vorfrühlingshaften Samstag fest, waren wir doch recht früh in Ede eingetroffen, so dass es sich als zeitliche Überbrückung bis zum Festivalbeginn geradezu anbot, fernöstliche Kochkünste zu genießen.
Das Warten vor der Halle am Sportpark Peppelensteg inkl. Einlaß verzögerte sich doch um eine gute halbe Stunde, so daß SACRIFICIUM dementsprechend später auf die Bretter geschickt werden konnten. Ohne ihren neuen Bassisten, den man zwecks Übungsstunden gleich im Proberaum gelassen hatte, schmetterten die Schwaben-Deather zum Warming Up "Killing With Style" unter die bangende Schar, welche sich wie selten mal bei einem Festival erlebt, aus Leuten rund um den Globus zusammensetzte. SACRIFICIUM hätten zwar von der Running Order her einen höheren Startplatz verdient gehabt, allerdings war es auch mal eine wohltuende Erfahrung, technischen Deathmetal am frühen Abend genießen zu können. Neben altbekannten Nackenbrechern wie "Paupers Grave" oder "Cold Black Piece Of Flesh" kredenzten uns die vier Sacrificierten erstmals zwei brandneue Songs, die eine ordentliche Schweden-Death-Schlagseite haben, insgesamt etwas melodiöser, vocaltechnisch aber variabler daherkommen. Zum Abschluß des leider viel zu kurzen Gigs überraschte man uns mit dem VENGEANCE RISING-Klassiker "White Throne", der uns nicht nur in die guten alten 80er-Thrash-Zeiten zurückbeamte, sondern auch an der frenetischen Reaktion des Publikums deutlich werden ließ, welch hohen Stellenwert solche nostalgischen Tracks heute doch haben.

Pilgrim von Crimson Moonlight
Auf so viel Glückshormon-Ausschüttung folgte dann schon die nächste Glückseligkeit in Form technisch brillant vorgetragener Metal-Musizierkunst durch die schwedische Blackmetal-Institution CRIMSON MOONLIGHT, die für viele Besucher den heimlichen Headliner darstellten und dies auch eindrucksvoll unter Beweis stellten. Es war einfach unglaublich, mit was für einer Brutalität die Schweden losholzten, gleichwohl man in dieser massiven Soundwand immer noch feine Nuancen des Saitenspiels ausfindig machen konnte, was sicherlich auch am akzeptablen Sound lag, der im Laufe des Abends doch einigen Schwankungen unterworfen war. Frontkreischer Pilgrim präsentierte sich neben dem fast schon karikaturreifen Bassgnom - der aber an seinem sechs(!)saitigen Instrument schwer beeindruckte - in entsprechendem Genre-Outfit und verstand es hervorragend, seiner Mimik und Gestik Ausdruckskraft zu verleihen. Die Band agierte wie ein Schweizer Präzisions-Uhrwerk und zog mit ihrer intensiven Live-Show jeden Zuschauer in ihren Bann. Auch Slechtvalks Othar und Shamgar bangten fröhlich an vorderster Front mit. Nachdem man sich mit "Eternal Emperor", dem gleichnamigen Titeltrack der '98er EP, verabschiedet hatte, blickten wir nur noch in reihenweise offen stehende Münder, das Publikum war angesichts dieses majestätischen Gigs nur noch sprachlos.
Nach dieser ultimativen Liveshow ein echtes Soundexperiment - als nicht mehr und nicht weniger lässt sich der nachfolgende Auftritt der indonesischen Space-Blackmetaller KEKAL beschreiben - zu wagen, spricht für den Mut des Veranstalters, allerdings bildete der steife und arg künstliche Set KEKALs auch den Tiefpunkt des Festivals. Man mag es den Herren aus dem Indopazifik nachsehen, daß sie erst zum zweiten Male überhaupt eine Bühne betraten, zudem noch auf ihren zweiten Gitarristen verzichten mussten, der wohl zu spät sein Einreise-Visum beantragt hatte, aber für eine ansprechende Livepräsenz braucht es einfach eine halbwegs eingespielte Band; vor allem einen Drummer aus Fleisch und Blut, denn dieser Drum- und Samplecomputer, der von einer eigens dafür abgestellten DJane bedient wurde, erstickte jede aufkommende Begeisterung über die Musik KEKALs im Keim. Zweifelsohne ist Jeff ein begnadeter Gitarrist, der auch in einer klassischen Metalband sehr gut aufgehoben wäre, aber in diesem nicht wirklich Freude bereitenden Soundmatsch konnte er kaum Akzente setzen. Immerhin hatte man einen eigenen Fanclub dabei, der die am Tiefpunkt befindliche Stimmung etwas kompensieren konnte.
Es lag nun an IMMORTAL SOULS, den Headlinern des letztjährigen Fear Dark-Festivals, die gedämpfte Atmosphäre wieder zum Kochen zu bringen. Die Finnen schafften es mit Bravour, begannen zwar auch mit einigen Soundproblemen, hatten aber spätestens beim dritten Track alles im Griff. Zu unserer Freude spielten sie auch "Divine Wintertime" und den Alltime-Klassiker "Snow Soul", auf den man bei den letztjährigen Shows noch verzichtet hatte. Mit neuem Drummer an Bord wirkte die Band agiler wie spritziger und gelöster als im vergangenen Jahr und ließ abermals keine Zweifel darüber aufkommen, daß sie zur Speerspitze des skandinavischen Melodic Death zu zählen ist. Insbesondere Esa schüttelte teilweise wieder absolut göttliche Leads aus dem Ärmel, aber auch Pete konnte sich mit seinen Rhythm-Parts noch effektiver in Szene setzen. Wenn IMMORTAL SOULS durch noch stärkere Livepräsenz - auch im säkularen Sektor - Bühnenerfahrungen sammeln können, könnten sie ihren Bekanntheitsgrad um einiges steigern, was angesichts der musikalischen Mittelmäßigkeit der häufig zum Vergleich herangezogenen In Flames durchaus begrüßenswert wäre.
Es ist schon erstaunlich, wem man in den Gigpausen so alles über den Weg läuft, selbst den mexikanischen Symphonic-Blackmetallern Exousia war der Weg nicht zu weit, um beim FD-Festival Werbung in eigener Sache zu betreiben.
MORPHIA nutzten als Headliner des Abends ihren Heimvorteil und sorgten auch mit dem besten Sound für einen gelungenen Abschluß dieses Festivals. Immerhin vier neue Tracks des in diesem Jahr erscheinenden dritten Silberlings wurden gespielt, die wir als etwas schneller, noch melodischer und symphonischer als das bisher komponierte Material analysierten. Auch die Bühnenperformance der Holländer wirkte wesentlich flüssiger und spritziger im Vergleich zu ihren CRN-Auftritten, woran der Umstand, vor heimischem Publikum spielen zu dürfen, sicherlich maßgeblich Rechnung trug. Jasper war mal wieder der schillernde Mittelpunkt der Symphonic-Doomsters und ließ selbst bei extrem schleppenden Songparts die Matte kreisen. Nach den vorangegangenen (Hoch)geschwindigkeits-Acts mutete der getragene und atmosphärische Sound MORPHIAs geradezu entspannend wie meditativ an, was sich im Kontrast als willkommene Abwechselung erwies. Als Zugabe spielte der Sechser noch "Ithinielle" vom '98er Album "Unfulfilled Dreams", wobei ich (tk) noch gern "Desire" gehört hätte, aber nun gut.
Sieht man mal von KEKAL ab, hatte Fear Dark-Chef Raffi ein exzellentes Billing zusammengestellt, so daß wir uns schon auf eine Neuauflage im kommenden Jahr (vielleicht mit Exousia) freuen dürfen.

Setlist SACRIFICIUM:
Intro
Killing With Style
Come Closer
Labyrinth
Relativation Of Justice
Paupers Grave
Zustand Tod
Cold Black Piece Of Flesh
Shivering Canvas
Kill Me
Vast
White Throne

Setlist CRIMSON MOONLIGHT:
Intro
Mist Of The Spiritual Dimension
Thy Wilderness
Path Of Pain
A Painting In Dark
My Grief, My Remembrance
Eternal Emperor

Setlist MORPHIA:
Nothing More 2 C
The Day I Died
Again
What Once Was
Serenity
The Sun
The Meaning Of Forever
Emptiness
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Ithinielle



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