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Stratovarius, Symphony X, Thunderstone   17.04.2003   Langen, Stadthalle
von gl

Es ist 19.00 und die "Metal-Horden" schlängeln sich gesittet und ordentlich an den Seniorengruppen vorbei, die aus Schwimmbad, Sauna und Stadtbücherei kommen, welche im gleichen Haus untergebracht sind! ("Früher" hätte man bei solchen Gigs Gegröhle und Bierleichen rund um die location "bewundern" können, und Personen über 50 hätten sich im Umkreis von 1 km der Halle nicht genähert ... nicht, dass ich das besser fand ...) Unter 1000 Personen, so unsere Schätzung, fanden sich ein, es hätte noch Platz gegeben in der Halle.

Die Tour

Thunderstone aus Finnland, vermutlich mit dem Headliner befreundet, deswegen wohl auf dieser Tour: Durchschnitt bis langweilig, der Sänger nervte durch ständige Mitklatsch-Aufforderungen, irgendwie eine Art "Stratovarius für Arme", nichts besonderes also.

Symphony X waren da natürlich ein anderes Kaliber und spielerisch sehr gut aufgelegt, das Songmaterial ist meines Erachtens zu kompliziert und zu uneingängig, obwohl ich Alben der Band kenne, kann ich mich kurioserweise an keinen Song erinnern (!). Die rasend schnell gespielten Songs gingen im Soundwust unter (wenn man hinten stand nachher, sah man, wie Wenige die Songs kannten!). Der Gitarrist Michael Romeo ist unglaublich: wenn man seine Zaubereien nicht mit eigenen Augen sieht, würde man glauben, hier wird ein vorher aufgenommenes Gitarrenspiel auf Band schneller als in Realzeit abgespielt, weil in dieser Geschwindigkeit kann man eigentlich nicht spielen!! Unmöglich, ohne Peinlichkeiten dazu zu bangen! Sänger Russell Allen, der ja schon bei STAR ONE überzeugen konnte, bot mit seiner kraftvollen voluminösen Stimme eine gelungene Performance. Nach 45 Minuten gab es keine Zugabe mehr.

Timo Kotipelto

Nach einem ca. 10 (!!)-minütigen Klassik-Intro (incl. Schwanensee - vielleicht war das auch teilweise noch Pausenmusik) dann nach dem Fall der Fahne mit dem Stratovarius-Band-Signet "Eagleheart" - alle fünf Mitglieder der Multi-National-Truppe gut drauf und sympathisch. Das Keyboard war zum Publikum hin ca. 25 Grad geneigt, dass man sehen kann, was Jens Johansson spielt. Es ist Gründonnerstag und als drittes Stück wird "Kiss Of Judas" gespielt - na das passt ja! Nach wie vor ein beeindruckender toller Song. Sogleich wurde mit dem dementsprechend auch gespielten "Speed Of Light" nachgelegt, und Timo Tolkki stand Herrn Romeo in nichts nach! Der Song wurde unterbrochen von der mehrmaligen "Heyyy!!!"-Aufforderung, die Arme hochzureißen und die Menge ging sehr enthusiastisch mit.

Timo Tolkki

Es wurden auf einem Projektor Filmsequenzen zur Untermalung der Songs gezeigt - wie die 4 Elemente, bei einem Song die Texte zum Mitsingen (bzw. Lesen), bei einem Medley jeweils das Plattencover sowie immer wieder das Bandlogo. Die Ballade "Forever" wurde verlängert und von den Fans eindringlich mitgesungen. Es wurde immer wieder mit Pyros, Böllern und Feuerregen gearbeitet, was man zum Schluss übertrieb, denn vor lauter Nebelschwaden konnte man die Bühne nicht mehr sehen. Irgendwann gegen Ende SCHNEITE es dann noch, Nachteil dabei war, wenn man vorne stand, dass dies verbunden war mit total ätzendem Benzin-Terpentin-Geruch!
Im Verlaufe des über 2-stündigen Sets traten einige wenige Längen auf, die jedoch durch 2 Roadies aufgelockert wurden, die mit Riesen-Elch-Geweihen und Masken auf die Bühne kamen zum Bangen und Faxen machen - das Ganze gleich zweimal.
Ein absolut okayes Konzert, das von den Strato-Massen begierig aufgesaugt wurde und für das sich die Fahrt von 70 km definitiv lohnte.

Setlist Stratovarius:
Eagleheart
2. Song: ??? - vergessen!
Kiss Of Judas
Find Your Own Voice
Speed Of Light
Soul Of A Vagabond
Destiny
Father Time
Medley
Forever
Stratofortress
Elements
Will The Sun Rise?
Season Of Change
Paradise
Hunting High And Low
Black Diamond

Die Saitenfront: Timo Tolkki und Jari Kainulainen

PS: Dieses Konzert war ein Paradebeispiel, dass es auch anders gehen KANN in Sachen Preisgestaltung / Fanfreundlichkeit: VVK 19 Euro!!! (AK 23 Euro!) = ein Preis der zu DM-Zeiten normal war, heutzutage leider so gut wie nicht mehr anzutreffen ist bei dieser Riesenproduktion. Es standen 3 NIGHTLINER hinter der Halle, das Catering waren nicht nur heiße Würstchen. Kurzes Resumee: Jede Band hat 5 Mitglieder = 15, Strato sicher nochmal 8 zusätzliche Personen, Symphony X ca. 4 Personen, die Vorband vielleicht 2?! Die kommen aus Finnland und USA daher, die Busse müssen ja alle gefahren werden, alle Crewmitglieder müssen essen und trinken und jeden Tag bezahlt werden, neben all den "Un"-kosten! Wie machen die das bei dem sehr guten Eintrittspreis?!?!
Jetzt kommen sicher wieder Einwürfe, das sei eine Milchmädchenrechnung oder "Äpfel mit Birnen" verglichen: aber dann kommt eine Marla Glen (die in Heilbronn lebt, also sehr geringe Anfahrt hat) auch noch mit einer Unplugged Show ohne Vorband - die NICHTS als stage set up benötigt und da wird dann 25,70 Euro verlangt (im VVK!) - Frechheit! Ich weiß, dies hat musikalisch nichts miteinander zu tun, ich wollte nur einmal die preislichen Differenzen (bzw. den Reingewinn nach vermeintlichem Abzug der Kosten!) herausstellen.

Timo Kotipelto

PS 2: Das Konzert wurde von HR3 aufgezeichnet und am 30.4. in der langen Hard'n Heavy Nacht ausgestrahlt, was einen nun natürlich rückwirkend in die einzigartige Lage versetzt, Vergleiche zu ziehen. Es wäre aber unredlich, den guten Eindruck nun zu revidieren, aufgrund der Feinheiten (so lag Herr Kotipelto stimmlich einige Male etwas daneben, wobei Russell Allen kraftvoll und dynamisch rüberkam). Wann hat man schon einmal diese Möglichkeit? Meine positiven Eindrücke vom Konzert werde ich beibehalten.






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