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9. WITH FULL FORCE   05.-07.07.2002   Roitzschjora
von cb

Mein diesjähriger WFF-Ausflug begann schon am Donnerstag mit ewiger Einlasswarterei + Zeltplatzsucherei. Nichtsdestotrotz stand ich am Freitag erwartungsvoll zum ersten Festival-Gig in vorderster der noch lichten Reihen. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht das Festival-Heft hatte konnte ich nicht wissen was mich nun erwartete: Substyle. Naja, mag sein, daß sich die Band reingehangen hat. Aber diese Alternativ-Rock-Sache ist nicht so mein Ding, weshalb ich nach ein paar Liedern auch schon wieder weg war. Die anschließende Band Dew-Scented war da schon eher mein Fall. Unbeeindruckt davon, daß immer noch nicht viele Leute vor der Bühne waren, zog die Band ihr Programm durch und bangte was die Nackenwirbel hergaben - ich übrigens auch. Anschließend mußte ich erst einmal Bier kaufen gehen und verpasste glatt den Beginn des nächsten Auftritts. Also bewegte ich mich in Richtung Konzertgelände wobei besonders die Stimme des Sängers auffällig aggressiv war. "Mann, was is'n das für ein Kerl", dachte ich erst, dabei war das 'ne Frau, nämlich die Sängerin von Arch Enemy. Der erste größere Höhepunkt des Festivals waren für mich Cannibal Corpse, die fast durchgängig bangten. Möchte nicht wissen, wie deren Nacken aussehen. Gewohntes Geknüppel durch das Set mit Klassikern wie "Fucked with a Knife" oder "Disposal of the Body".
Hypocrisy, welche anschließend auf der Bühne standen, hatten diesmal einen zusätzlichen Gitarristen dabei. Der erste Song "Apocalypse" (welcher übrigens mein Hypocrisy-Lieblingssong ist) walzte sich mit seinem mächtigen Keyboard-Intro und den Midtempo-Parts durch die Boxen. Obwohl Hypocrisy einen routinierten Auftritt hinlegten und einen besseren Sound hatten als deren Vorgänger, gefielen mir Cannibal Corpse doch noch etwas besser.
Anschließend wollte ich eigentlich "Abendbrot grillen" gehen, da kamen mir meine Kumpels entgegen und meinten ich müsste unbedingt da bleiben, weil ja jetzt Mr. Metal Rob Halford dran war. Da ich aber von Rob Halford kein Lied kenne und von Judas Priest nur "Painkiller" und "Jugulator", bangte ich zwar im Takt mit, wußte aber nicht wirklich, um welchen Song es sich eigentlich handelte. Außer "Painkiller". Den hab ich sofort erkannt. Anschließend sind wir dann endlich essen gegangen und haben dabei glatt Dead Kennedys und Biohazard verpasst. Bei der Band die danach kam mußte man aber unbedingt dabei sein: SLAYER! Da gingen extra zwei Menschen auf die Bühne und leiteten das Konzert damit ein indem sie sagten, daß Slayer die beste Metal-Band der Welt ist. Aber nun zum Auftritt. Zwar kam es mir so vor, als wäre die Lautstärke etwas gedrosselt, das lag vielleicht auch daran, daß ich nicht weiter vorkam als bis zum Mischer-Zelt. Der Sound hingegen war ohne zu übertreiben der sauberste, den ich je bei einem Open-Air-Konzert gehört habe. Anfangs spielten sie ein paar von den neueren Songs. Es dauerte aber nicht lang, bis endlich die unvergänglichen Klassiker ausgepackt wurden.
Als ich nach Slayer und anschließendem Toilettenbesuch in die Knüppelnacht ging, waren Behemoth schon fertig. Vielleicht wird ja nächstes Jahr die ganze Sache so geplant, daß man bis zum Ende des Freitag-Headlinerkonzertes bleiben kann, ohne gleich den Anfang der Knüppelnacht zu verpassen. Wie dem auch sei, die erste Band der Knüppelnacht waren für mich Grave, wiederum eine Band die mir nicht vertraut ist. Die Vier haben ordentlich gebangt, nur der Sound war teilweise ganz schön schwammig. Danach gab's mit Lock Up erstmal die volle Portion Grind. Bei dem Blast-Gewitter mußte ich selbst zu dieser späten Stunde noch einmal pogen gehen. Nach dem Konzert ging ich erst einmal ein paar von den extrem teuren China-Nudeln essen, und auf einmal tönt es aus dem Zelt "Kraft durch Metal"! Ich komme dem Zelt näher um nachzusehen was da los sei ... Marduk haben angefangen zu spielen. Kein Kommentar. Bei Kataklysm war ich dann schon so breit, daß ich nach den ersten beiden Liedern in Richtung Zelt wankte.

Noch leicht breit wandelte ich am Samstagmorgen in Richtung Hauptbühne. Heaven Shall Burn waren jetzt angesagt. Eine junge Band, die ich bereits vor geraumer Zeit in der Gießerstraße gesehen hatte. Mit ihrer Mischung aus Death Metal und Hardcore gab's erst mal einen ordentlichen Moshpit vor der Bühne. Haemorrhage, die Goregrinder, die anschließend auf dem Plan standen, sagten mir bis dato noch nicht viel. Den Auftritt jedoch werde ich nicht so schnell vergessen. So kamen die Fünf auf die Bühne: Saitenfraktion in blutverschmiertem OP-Kittel (teilweise sogar mit Mundschutz und OP-Haube) und der Sänger völlig mit Blut übergossen. Der machte dann während des Auftrittes so eine "Ich schneid mir jetzt die Pulsadern auf"-Pantomime. Aber vielleicht brauchen das ja auch manche Bands um überhaupt aufzufallen, wenn sie es schon nicht mit ihrer Musik schaffen. Pungent Stench waren nicht ganz mein Fall, weshalb ich mich auf ein paar Bier verzog, um dann pünktlich zu Grave Digger wieder vor der Bühne zu erscheinen. Ich drängelte mich extra vor bis in die zweite Reihe, wo schon kräftiges Strohballenwerfen angesagt war. Für mich war der Grave Digger-Auftritt eindeutig der beste des gesamten Festivals. Chris Boltendahl, mit üblicher Grinse-Miene, rannte voller Enthusiasmus und total aufgedreht über die Bühne und sang dabei noch in CD-Qualität. An den anderen Vieren war natürlich auch nichts zu bemängeln. Was mich allerdings erstaunte war, daß eine Band wie Grave Digger, deren Stil ja heute nicht mehr der Angesagteste ist, die Masse derart dazu bewegen kann mitzusingen und überhaupt mitzumachen. Subway To Sally dagegen waren da eher 'ne Schlaftablette. Die hab ich mir dann auch nicht länger angesehen. Kreator, bei denen ich dann wieder ganz vorne stand, waren ähnlich gut wie Grave Digger. Weniger mitsingen dafür äußerst hartes Gepoge war nun angesagt. Was auch nicht vergessen werden darf ist die Strohballenschlacht vor der Bühne welche nun ihren Höhepunkt erreichte.
Oomph! waren auch eher uninteressant, und eigentlich wollte ich mir Agnostic Front auch nicht unbedingt ansehen. Doch bei "Riot Riot Upstart" schien es mir so, als würden alle 25000 Festivalbesucher pogen. Ich stand noch hinter dem Mischerzelt und wähnte mich schon in Sicherheit. Doch nichts da. Wie auf Kommando wurde mitgepogt und alles mitgerissen was sich in den Weg stellte. Auch nicht schlecht. Bei Motörhead ließ ich mich von meinen Kumpels überreden mit weiter nach vorne zu kommen. Was dann losging war nicht mal mehr Gepoge, sondern eher Gequetsche. Man hing also zwischen vielen anderen Menschen eingeklemmt und hörte Motörhead. Trotzdem ein Genuß.

Sonntag begann mit Revolver. War nicht schlecht. Obwohl teilweise Rap mit eingebaut war - ganz gut zum warm werden. Anschließend sollte ja eigentlich Disharmonic Orchestra spielen, welche aber ausfielen und durch Obscenity ersetzt wurden. Die bollerten auch sofort los wie angestochen. Manchmal hätte man fast gedacht, deren Sänger fällt gleich von der Bühne, so nah stand der an der Kante. Pro Pain mußte ich mir dann nicht anschauen, aber Immortal natürlich. Zusammen mit Marduk und Lock Up die schnellste Band des Festivals. Für eine Knüppelband auch ordentlicher Sound, glasklare Gitarre und fette Doublebass ohne dass ein Soundbrei entstand.
J.B.O. waren mehr was fürs Auge als fürs Ohr. Soll nicht heißen daß die Band schlecht gespielt hätte. Aber optisch gab es einfach keine andere Band, die an J.B.O. heranreichen konnte. Rosa Gitarren, Rosa Verstärker, Rosa Kleidung, Rosa Kondom das über die Bühne läuft ... einfach alles. Und natürlich wurde auch ordentlich rumgeblödelt. Ist ja auch irgendwie normal bei J.B.O. Danach war für mich bis Dropkick Murphys erst mal Pause. Jedoch waren Dropkick Murphys, deren Namen ich überhaupt zum ersten mal hörte, gar nicht schlecht. Eine Mischung aus Irish-Folk und Punk zu der wild abgetanzt wurde.
Machine Head, der letzte Headliner des Festivals, boten wie schon zu erwarten richtig fetten Thrash. Zwischendurch konnte ich von hinten erkennen, daß ab und zu irgendwas von der Bühne flog. Ich nehme an Bierbecher. Als krönenden Abschluß hatte ich mir eigentlich vorgenommen Candlemass anzusehen. Allerdings war ich da schon so im A***h daß ich nur kurz blieb um dann meinen wohlverdienten Schlaf zu genießen.






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