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Bang Your Head!!! 2002
27.-29.06.2002 Balingen, Messegelände
von
gl
und ta
Unter keinem guten Stern startete
das Bang Your Head!!! in diesem Jahr. Dass heftiger Regenfall angekündigt
wurde, war ungemütlich, aber erträglich. Schwerer wogen da schon
drei den Inhalt des Festivals betreffende Nachrichten: Symphony X, Overkill
und Magnum sagten ihre Präsenz auf der BYH!!!-Bühne ab, nachdem
zuvor schon die ursprünglich geplanten PARADOX auch krankheitsbedingt
absagen mussten und SHAKRA ihren Platz einnehmen durften.
Schlimmer als diese Absagen
erwiesen sich die Hintergründe: Russell Allen, Sänger von Symphony
X kämpft mit inneren Blutungen nach einem Unfall, Bobby "Blitz" Ellsworth
(Overkill) mit den Folgen eines Bühnensturzes eine Nacht vor dem Festival
(!) und im Magnum-Camp erkrankte Tony Clarkin an einem Herzinfarkt! Alle
guten Besserungswünsche von CrossOver'scher Seite seien an dieser
Stelle jedoch an die Betroffenen gerichtet. Horst Odermatt vom Heavy Oder
Was?-Magazin wirkte reichlich verbittert, als er schließlich während
der Festivaltage mehrere Male verspätungsbedingte Terminplanänderungen
proklamieren musste. Nun, letztendlich wurde alles weniger schlimm als
erwartet: Für die ausgefallenen Bands konnte mit Doro und den deutschen
Hardrockern Bonfire kurzfristig Ersatz gefunden werden (für Overkill
natürlich niemand mehr, wäre auch unpassend gewesen), der erwartete
Gewitterregen blieb aus und eine fünfstellige Zahl an traditionsbewussten
Headbangern der Altersspanne 5-65 übte sich in korbytantischen Bewegungsabläufen
und/oder Kampftrinken und ließ sich von keiner der Miseren aus der
nonexistenten Ruhe bringen. Ein wenig mehr Umweltbewusstsein und eine deutlichere
Distanzierung von einigen "White Power Worldwide"-T-Shirt tragenden Skinheads
(die Glatzen in Armeemontur und weiß beschnürsenkelten Springern
verdienen eigentlich gar keine Erwähnung) wären aber durchaus
ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein und Courage gewesen ... (ta)
Wat willste machen? Hab die Hohlblöcke auch gesehen, den Eintritt
kann man ihnen leider nicht verwehren bei gültiger Eintrittskarte,
aber die letzte Band am Samstag zieht eben auch leider so ein Klientel
an ... (gl)
Donnerstag:
Bereits am Donnerstagabend
zur Warm-up Show im nahegelegenen WOM (welches eine Diskothek namens World
Of Motorcycles ist und nichts mit gleichnamigen Plattenläden zu tun
hat) war Full House angesagt. Hatten sich doch TITAN FORCE aus Colorado
zu ihrem ersten Gig seit 1993 überhaupt angekündigt! Eine metal-hungrige
crowd (wer da kein T-Shirt einer Band anhatte, war irgendwie fehl am Platze
...) wartete recht lange ungeduldig auf den Einlass und es herrschte eine
ausgelassene Vorfreunde, die von WIZARD, welche den Abend eröffneten
recht gut in Kopfschüttel- und Mitsing-Action umgeleitete wurde. Mit
einem Aushilfsmann, der kurzfristig einsprang, legten sie m.E. einen soliden
Gig hin. Dann betraten SIE unspektakulär die Bühne, und legten
los und die Meute vor der Bühne, incl. mir, tickte aus! Erwartet nun
bitte keine Setlist oder Reihenfolge, denn ich bin wirklich total ausgerastet,
was sehr selten ist - und mein Shirt war patschnass. Es gibt nur ganz wenige
Bands, deren Musik mir solche Freude bereitet, wie die von TITAN FORCE:
Auch wenn die Band nun wohl 8 Jahre auf Eis lag, verlernt haben sie nichts,
die Songs wurden recht präzise, aber dennoch mit großer Spielfreude
dargeboten. Im Set waren „Small Price to pay“, „Winner/Loser“, „Fields
Of Valor”, “Chase Your Dreams”, “Master Of Disguise”, “New Age Rebels”,
“Blaze Of Glory”, “Shadow Of A Promise” und 2 “neue” Songs, wobei ich hinterher
informiert wurde, dass jene von einem Demo stammten, das bereits 1993 aufgenommen
wurde. Man merkte Harry deutlich an, was für eine Freude er hatte,
diese Songs endlich mal wieder singen zu dürfen. Ein verhaltener Moment
jedoch, als er bei einer Songankündigung auf den Selbstmord des ehemaligen
Gitarristen Bill Richardson hinwies, verbunden mit der Bitte, wenn man
auch noch so verzweifelt sei, sich doch nicht das Leben zu nehmen!
John McDaniel, der nun als
Gitarrist in der Band ist, machte seine Arbeit vorzüglich, und die
drei Flores-Brüder (mittlerweile alle mit kurzen Haaren) ebenfalls.
Direkt infront of the Stage machte besonders ein Maniac auf sich aufmerksam,
der immer wieder auf die Bühne wollte, und dann über die Meute
hinwegdivte und sich von uns auffangen ließ – 2 Tage später
traf ich ihn wieder bei Candlemass vor der Bühne, immer noch im gleichen
ARTILLERY-Shirt! Ach so – sorry: „Duschen ist ja nicht Metal“- wie ich
einem weiteren Eintrag aus dem BYH-Forum entnehme ... ? Lediglich der kleine
Wermutstropfen, dass mit „Will O’ the Wisp“ das meiner bescheidenen Meinung
nach BESTE INSTRUMENTAL im Metal-Bereich nicht gespielt wurde, war der
einzige Kritik-Punkt an einer faszinierenden Show. Ich forderte sie jedoch
auf, den Song am Samstag in den Set zu nehmen, hatte ich ihn doch Note
für Note daheim auf meiner Air-Guitar zig-fach einstudiert :-)
Mit solch einem Enthusiasmus
bei dieser Club-Show hatten die Jungs wohl nicht gerechnet, spielten sie
doch im Jahre 1993 im Cult in Arnsberg noch vor 43 zahlenden Zuschauern
... (Danke, Matthias Wulf für das legendäre Livetape dieser Show!)
Danach sollten noch POWERGOD
kommen, und wurden auch zunächst von einem Bandmitglied angekündigt,
dass es noch etwas dauert. Ok, man hat ja Zeit, trinkt was und unterhält
sich mit einem netten Kollegen vom Sweden Rock Magazin. Dann nach einer
Stunde die zweite Ansage, man solle doch noch Geduld haben ... So bedauerlich
zwei Pannen auch sind, man hätte dies den wartenden Leuten m.E. sagen
können, denn um 1:15 h (!!!) war die Band immer noch nicht auf der
Bühne, und so gerne ich auch gesehen hätte, ob nun die Songs
von AGENT STEEL, DRIVER oder STRYPER live gecovert würden, wurde es
mir dann zu dumm. (Am nächsten Tag erfuhr ich dann, dass sie ab 1:30
doch noch gespielt haben, schade.) (gl)
Freitag:
Rival begannen am Freitag
den metallischen Reigen. Deren letzter Release nennt sich zwar "Modern
World", die Mannen um Gitarrist Nev Trivic spielen jedoch straight an die
glorreichen 80er angelehnten US-Metal (links und rechts jeweils eine Gitarre;
riffbetontes Uptempo-Material) und konnten so einige Hundertschaften Headbanger
in Omen- oder Metal Church-Shirts erfreuen - dies besonders mit dem heimlichen
Undergroundhit "Death stalker" -, mir jedoch schlich die Langeweile schon
beim zweiten Song in den Mund und wollte hinaus. Insgesamt aber ein netter
Auftakt.
Bei Rhapsody durfte
dann auch mal gegrinst werden. Aus dem rechts auf der Bühne platzierten
Burgtor trat beim Showintro zunächst eine weiße, reine und unschuldige
Elfe und tänzelte den Italo-Metal-Fans eine Traumwelt zurecht, ehe
ein hässlicher Gnom mit viel Gestik in exstenso Details zur "Emerald
Sword"-Saga erklärte ("Yes, mighty warrior ..."). Musikalisch boten
die Italiener überwiegend Material der letzten zwei Veröffentlichungen,
die mit ihrer harten und geradlinigen Ausrichtung - man lausche nur dem
Highspeedler "Dawn of victory" oder "Knightrider of doom" - auf dem BYH!!!
große Resonanz fanden, jedoch erschienen mit "Wisdom of the kings"
und, natürlich, "Emerald sword" auch zwei Stücke der "Symphony
of ..."-Langrille auf der Playlist, deren Details leider im undifferenzierten
und viel zu basslastigen Sound nicht überlebten, was sich im Laufe
des Sets kaum änderte - und das bei stetig böllernden Doublebassdrums!
Die dramatischen Posen von Sänger Fabio Lione und Gitarrist Luca Turilli
entschädigten dies auch nicht vollständig ...
Sie kamen, spielten und hinterließen
nichts als verbrannten Boden. Jag Panzer, inzwischen eine Aushängeschildband
für das BYH!!!, lockten eine nicht unbeträchtliche Menge an Lang-
und Nichtmatten vor die Bühne. "Chain of command" und "Take to the
sky" als Einstieg, die Menge tobt und bangt, "King at a price", "Generally
hostile", "Tyranny" und "Future shock" folgen, die Band präsentiert
gewohnt spielwütig und energetisch, Sänger Harry Conklin mimt
erfolgreich den nietenbepackten und messagetechnisch korrekten Metalhead
und singt erneut wie Orpheus in seinen besten Tagen, diesmal stimmt auch
der Sound - was will man mehr? Metal at its best! Bisher die Sieger des
Tages! (ta)
Harry machte eine Ansage,
dass er im Publikum Leute sah, die sogar noch kürzere Haare wie er
hätten, doch dies sei alles unerheblich denn: „It doesn’t matter whats
on your head, it matters whats in your heart!“ - well said!
Hier die Setlist von JAG PANZER:
Chain Of Command, Take To The Sky, Black, King At A Price, Iron Eagle,
Tyranny, The Silent, Generally Hostile, License To Kill, Future Shock.
Für Bonfire fand
danach eine gewaltige Publikumsrotation statt – Mann, waren da einige angepisst,
dass SYMPHONY X nicht spielten, wie das Guestbook auf der offiziellen Festival-Site
bewies, zumal es Gerüchte gab, die „Inneren Blutungen“ seien nur ein
vorgeschobener Grund. Neutral muss man jedoch feststellen, dass sicher
ein größerer Kreis von Leuten BONFIRE kennt, und jene doch bitte
nicht mit der Absage in Verbindung zu bringen sind, auch wenn dies viele
taten. Mir fehlte bei diesem Set der Keyboardteppich, der für die
Klangdichte bei den Songs nötig gewesen wäre. Es wurde (wie bei
DORO tags drauf auch) hauptsächlich härteres Material gespielt.
Einen Tag vor dem Endspiel ist die Kokettierung mit der Deutschland-Fahne
natürlich ein risikoloses Spielchen, wo man 100% sicher sein kann,
Pluspunkte im Publikum zu erzielen. (Später bei FOZZY empfand ich
diese Anbiederung jedoch als geradezu peinlich.) Eine gewissen Widerspruch
stellte ich bei den Ansagen von Claus Lessmann fest - zunächst stimme
ich ihm absolut bei seiner Argumentation zu „Proud Of My Country“ zu -
auch der Song gefällt mir recht gut. Wenig später kommt er dann
in seiner Jacke mit der Südstaaten-Flagge drauf auf die Bühne
um „Sweet Home Alabama“ anzustimmen ... na ja ... Insgesamt fand ich den
Auftritt Mittelmass.
Danach sollten eigentlich
Candlemass folgen, doch deren Linkshänder-Gitarre steckte noch im
Zoll fest! Kurzfristig erklärten sich TITAN FORCE bereit, mit
ihnen zu tauschen, und bereits ein Tag verfrüht aufzutreten: So kam
Harry Conklin zu seinem dritten Auftritt innerhalb von 20 Stunden!! Kurioserweise
in einem JAG PANZER-Sweatshirt und in Jeans - gegenüber seiner schwarzen
Kluft nur eine Stunde zuvor, meisterte er jedoch auch diesen Auftritt bravourös.
Die drei Flores-Brüder John am Bass, Stefan an den Drums und Mario
an der Gitarre und ihr Neuzugang John McDaniel boten erneut – trotz der
sehr kurzfristigen stage-time-Änderung - einen gelungenen Gig mit
viel Spielfreude und Präzision. Lustig: zwei Stunden vor der Show
hatte ich John MacDaniel noch getroffen und erneut „Will O’ the Wisp“ angesprochen,
er meinte „They showed me – it‘s easy!“, aber der Song wurde dann doch
nicht gespielt. Bei aller Subjektivität möchte ich nicht verhehlen,
dass wohl 90% des Publikums (oder mehr?) - wie vor 2 Jahren bei WATCHTOWER
– nicht nachvollziehen konnten, dass da vorne eine Minderheit abging, da
die Band wohl wirklich nur wenige kennen. Dennoch – nach dem Set sollte
mein alter Kumpel Joachim Schlums seiner Frau über meine Aktivitäten
berichten: “Wia kloanes Kend ischer rumgschprunga!“ Ist es nicht schön,
dass Musik solche Emotionen auslösen kann?! (gl)
Gamma Ray sorgten anschließend
für viel Gedränge, Mitsingchöre und Grinsegesichter, spielten
neben neuem Material wie "New world order" auch von Goldkehlchen Kai Hansen
selbstsicher zelebrierte und vom Publikum abgefeierte Positive-Metal-Knaller
(Freude!!! Ein neues Genre!!!) wie "Ride the sky" oder "Valley of the kings"
und zeigten sich gutgelaunt. Der Mitsingteil zum Rausschmeißer "Somewhere
out in space" war trotzdem zu lang. (Das war er schon auf der 99er Tour
... – Anm. rls) Respekt übrigens an Dan Zimmermann, einen ebenso fähigen
wie gruppenspielkonzentrierten Drummer ... (ta)
Wobei ich noch ergänzen
möchte, dass Kai Hansen für die nächste Tour ankündigte:
Die Fans können abstimmen, was sie für Lieder hören wollen,
und diese werden von der Band gespielt! Sich auf „Heading For Tomorrow“
freuend: (gl) (Leute, allesamt für “Cry For Freedom”, “Heavy Metal
Is The Law”, “A Tale That Wasn’t Right”, “Save Us”, “Lust For Life”, “The
Cave Principle” und “Beyond the Black Hole” stimmen! – der begeisterte
rls)
Nun kam das “Experiment”,
wen ich es mal als solches bezeichnen darf: Fozzy, die wohl außer
zwei Dutzend Journalisten oder den 20 Leuten, die sich die erste Platte
als Import gekauft hatten, niemand kannte! (Ihre CD kam direkt nach dem
Festival hier am 1. Juli raus.) Es wurde am Einlass durch Herausgabe von
Tausenden von Badges, die einen Typ mit einer Schweinsmaske zeigten, versucht,
ein Hype um die Truppe aufzubauen. Dieser Hampelmann turnte dann auch auf
der Bühne rum und machte Faxen. Die Jungs um Wrestler Chris Jericho,
immerhin auch ex-SABBAT-Mitglied Andy Sneap aus England im line-up, präsentierten
sich (fast schon zu) selbstbewusst und spielten außer zwei Songs
Coverversionen, z.B. „Freewheel Burning“, „Stand up and shout“ oder „TNT“.
Die recht guten Reaktionen der Audienz, vor allem bei „Balls to the wall“
(sehr cleverer Schachzug ...) führe ich auf die Songs zurück
– aber nicht auf die Musiker, die diese darboten! Und genau da liegt die
Crux, eigentlich alle, mit denen ich sprach, konnten diesen sehr guten
slot (= hohen Platz im Billing) von Fozzy absolut nicht verstehen, und
ich hatte auch keine Lust, mir diesen Auftritt bis zum Schluss anzuschauen
und begab mich zum CD-Stöbern! Als ich Harry Conklin traf, fragte
ich ihn, warum sie nicht erst jetzt auf der Bühne stünden - seine
Antwort: „Because we don’t know the right people!“ Nuff said! (gl)
Dem Co-Headliner Nightwish
war es ein leichtes, den Feierpegel des Publikums zu halten. Sowohl die
Keys als auch die Gitarre gingen zwar oft genug in dem zu basslastigen
Sound unter, allgemeine Freude stellte sich jedoch spätestens ein,
wenn Sängerin Tarja ihre Stimme über den Platz erschallen
ließ. Selbige Frau findet übrigens immer mehr Spaß an
metallischer Aktivität und singt Songs wie "Sacrament of wilderness"
(einziger "Oceanborn“-Track), "Sleeping sun"
(erste Zugabe), "Over the hills and far away" (zweite Zugabe), "The kinslayer",
"Wishmaster" oder die neuen, vom erschreckend schwachen Album "Century
Child" stammenden "The blessed child", "End of all hope" oder "Slaying
the dreamer" ohne nennenswerte stimmliche Entgleisungen, was auch auf Neubasser
Marco Hietala zutrifft, der mit stoischer Gelassenheit, gemütlichem
Bühnenschlendern und mehreren Tabak-in-Form-von-Zigaretten-in-die-Lunge-zieh-Aktionen
so gar nicht zum spritzig-agilen Rest der Finnentruppe passen wollte. (ta)
SAXON hatte ich zuletzt
im August 1999 gesehen – in Landau (!?) außerhalb jeglicher Tourneen
vor vielleicht 250 Leuten mit einer mittelprächtigen Show. Tatsächlich
hatte ich mich damals vergewissert, welche SAXON denn auftreten, da damals
zwei Versionen unterwegs waren ... nun sind sie Headliner und spielen vor
ca. 15000 Leuten! Während der drei Tage unterhält man sich ja
mit vielen Leuten, einen interessanter Einwurf machte ein Kumpel von mir,
der meinte, wenn man genauer hinschaut, verkaufen RHAPSODY mehr Einheiten
als SAXON. Doch dies möchte ich alles wegwischen, falls es nun negativ
klang, denn meine alten Heroes haben mit einem fantastischen Gig wohl niemanden
enttäuscht und ihren Headliner-Status voll und ganz bestätigt!
Ausgestattet mit einer symbolisierten Burgkulisse – oberhalb des Drummers
ein Durchgang – und dem reaktivierten Eagle, der sich nach dem 4. Song
erstmals absenkte und später sogar bis über die Köpfe der
Musiker herunterkam - war bei SAXON auch optisch einiges geboten. Musikalisch
ließen die Veteranen um Biff keine Wünsche offen: wer hört
nicht immer wieder gerne “747 – Strangers In The Night”, “Dallas 1 p.m.”,
“The Eagle Has Landed”, “Strong Arm Of The Law”, “Princess Of The Night”
oder “Wheels Of Steel” – das sind alles Klassiker des Genres! Auch wenn
man sie mal jahrelang nicht gehört hat, sie sind abgespeichert auf
einem Memory-Chip und man kann dann immer wieder jedes Wort mitsingen!
(So geht’s zumindest mir.) Der Adler der etwas schwankend und wackelnd
sich senkte, sorgte zwar kurzweilig als „Drunken Eagle“ zur Erheiterung,
doch die Engländer tischten dann mit „Backs To The Wall“ vom Debutalbum
(!) eine Überraschung auf – vor 2 Jahren war der Surprise-Song in
der Halle „Ride Like The Wind“ gewesen. Besonders fiel mir Bassist Nibbs
Carter auf, ständig bangend und die große Bühne immer gut
ausnutzend - so muss es sein, es gibt leider zu viele „Standmusiker“. Als
Resumee zu SAXON muss man klar feststellen, dass wohl keiner unzufrieden
war, und wohl auch niemand eher gegangen ist!
Da es eine Art Best-Of-Show
war - hier die Setlist:
Intro: Prelude To War, Killing
Ground, 747 – Strangers In The Night, Dallas 1 p.m., Backs To The Wall,
Motorcycle Man, The Eagle Has Landed, Forever Free, Power And The Glory,
Conquistadores, Drumsolo, Heavy Metal Thunder, Strong Arm Of The Law, Princess
Of The Night; Crusader, Solid Ball Of Rock, Wheels Of Steel, Denim &
Leather (gl)
Samstag:
SA Adams: Drei Mann,
einfach strukturiertes Liedgut, nicht wirklich anspruchsvolle Songs (Manche
Basslinien waren durchaus amüsant anzuhören ...) mit angezerrten
Gitarren, bescheidenen Arrangements aber auch genug Rock‘n'Roll-Feeling,
wenig Publikum, sympathische Ansagen. Hmmm, hier irgendwie ein bisserl
exotisch, aber unterhaltsam.
Es folgte nun schon überraschender
ein Höhepunkt des gesamten Festivals: Mägo De Oz. Spanischer
Powermetal? Bedingt. Die Basis der Songs war sicherlich Powermetal, hier
jedoch wurde er originell präsentiert und arrangiert. Beispiele gefällig?
Ein Geigenspieler ist so besonders ja nun nicht mehr, hier jedoch würzte
er die Songs mit folkigen Polka-Klängen, auch die Querflöte kennt
man von Jethro Tull, Psychotic Waltz oder auch Brayndance, hier rief sie
jedoch zum Tanzbeinschwingen auf, ein Solo nach Bluesschema-Art wurde ebenso
selbstverständlich verarbeitet wie ein relaxter Reggae-Groove und
als der Keyboarder zum Finale ein Akkordeon auspackte, hatte die Mixtur
nur noch entfernt etwas mit konventioneller Bangerkost zu tun. Der Sound
kam zudem, was bei acht Musikern (!) doch ein wenig überraschte, transparent
aus den Boxen geknallt. Das sympathische Oktett mit ausnahmslos sehr charismatischen
Musikern war sichtlich erfreut über die frenetischen Reaktionen des
begeisterten Publikums - sogar nach Zugaben wurde gebrüllt (Zitat:
"I will more!") - und brachte die Meute nicht nur zum Schreien, Klatschen
und Hüpfen, sondern auch mal zum Hinsetzen. Nach Liedtiteln fragt
aber nicht (ich kann schließlich kein Spanisch - ta). (Mario, als
unser neuer Spanischexperte vom Dienst fährst Du das nächste
Mal auch mit. – Anm. rls)
"Freibier für alle, sonst
gibt's Krawalle! Freibier für alle. Freibier! Freibier!" - Wer hätte
bei der Gründung von Lightmare gedacht, dass Andi Gutjahr einmal solch
debilen Kram live ins Mikro gröhlen würde? Nun, bei Tankard
sind sogar Schlafanzüge und Unterhosen auf der Bühne legitim,
warum also nicht süffige Texte? Gelegentlich unterbrochen von spassichen
Sprüchen Gerres ("Der Veranstalter bot uns an, 21:00 zu spielen. Das
ham' wir natürlich abgelehnt ... Da sind wir ja schon sternhagelvoll!")
thrashte die bewegungsfreudige Band altes ("Space beer", "Empty tankard"
oder eben "Freibier") und brandaktuelles ("Rectifier") Material in die
besoffene Menge und überzeugte jeden von der bierischen Authenzität
von des Sängers Mega-Wampe. Gratulation!
Eine Band wie Vanden Plas
hat es zwischen traditionellen Acts wie Saxon, Jag Panzer oder Gamma Ray
auf einem traditionellen Metalfestival sicher schwer, sich als nicht traditionelle
Kost darbietende Live-Band neue Freunde zu holen, dementsprechend extrovertiert
versuchten die Schwaben (Schwaben? Seit wann liegt Kaiserslautern im „Ländle“?
– Anm. rls) sich entgegen diverser dubioser Prog-Klischees zu geben. Mit
erstklassigem Liedgut von drei superben Scheiben im Rücken (u.a. "Rainmaker",
"Ionic rain" und "Cold wind"; das "Colour Temple"-Debüt blieb unangetastet)
zog die Band dann auch wirklich erstaunlich viel Publikum vor die große
Bühne, die sich auch von den oftmals nicht zu hörenden Keyboardschwaden
Günther Wernos und der angeschlagenen Stimme von Andy Kuntz nicht
vom Klatschen abhalten ließen. Trotzdem halte ich das Material des
Quintetts für eindeutig Club-kompatibler. (ta)
Von Def Leppard gibt’s n Lied
namens „Stagefright“ - unter jener litt Shakras neuer Sänger
Mark Fox sichtlich bei Betreten der Riesen-Bühne. Wann hat man als
Band schon mal die Chance auf solch einer ausladend großen Bühne
live zu spielen? Vielleicht nur einmal im Leben! Wenn ich diesen Auftritt
in seiner Gesamtheit beurteilen soll, dann litt die Performance unter seiner
Nervosität und Unsicherheit, sich außerhalb eines 5-Meter-Radius
zu bewegen; was ich nicht kritisiere, ist seine Stimme, denn die war gut,
kraftvoll und seinem Vorgänger nicht unähnlich. Die Songs von
„Power Ride“ und wenige ältere wurden
von der Band tight dargeboten, die 4 Mitmusiker gingen auch ambitioniert
zur Sache. SHAKRA waren höllisch laut, wesentlich lauter als Slayers
erste drei Songs, was ich sehr gut beweisen kann, denn an gleicher Stelle
stehend schrien wir uns während des Gigs der Schweizer an, während
wir uns bei SLAYER normal unterhalten konnten! Zufälligerweise habe
ich e-mail-Kontakt mit Soundman Christian Stumpp, der mir dies bestätigte
und die speziellen Dinge beim Klang wie „FOH: Front of House“ usw. erläutert
hat. Ein Schlauberger ließ – anonym, wie mutig! – verlautbaren, der
Sound u.a. bei HALFORD sei absichtlich durch eine Art „Störungskoffer“
verschlechtert worden, dies wurde von den Verantwortlichen widerlegt. Zu
Shakra abschließend angemerkt sollte man dem Sänger Zeit geben.
Über Iron Saviours
Auftritt kann ich nicht viel schreiben, er war solide aber das Songmaterial
erscheint mir auf Dauer recht gleichförmig - was ich auch schon auf
Platte feststellte. Aufffallend war jedoch, dass die Band, die ja aus fünf
Musikern besteht mit einem sechsten Mann (zusätzlicher Gitarrist)
auf der Bühne stand. Obwohl ja dann genügend Gitarristen zugegen
waren, übernahm Piet Sielck zusätzlich zum Gesang auch noch die
meisten Soli. Dennoch gefiel mir der Auftritt einen Tick besser wie tags
zuvor die ähnliche Musik von Gamma Ray. (gl)
Doch nun: Die Rückkehr
einer Legende ... Zwar sind Candlemass m.E. kein adäquates
Pendant zu DER Doom-Band schlechthin, Solitude Aeturnus, wer bei Perlen
wie "Well of souls", "Gallow‘s end", "Solitude", "Under the oak"
oder dem unvermeidlichen "Crystal ball" jedoch nicht begeistert mitging
und in Slow-Banging verfiel, musste entweder tot, scheintot oder nonpräsent
sein. Ganz im Gegensatz zu molligem Liedgut und negativen Texten stand
das Auftreten der Musiker: Sänger Messiah Marcolin belustigte mit
kultigem Englisch-Deutsch ("Bang das fuckin' Kopf!") und die Gitarrenfront
um Mappe Björkman und Lars Johansson grinste wie zwei Honigkuchenpferde,
ebenso Bassist Leif Edling. Doom or be doomed? Von wegen! Hier wurde gefeiert.
Und das geht zur Not auf dem BYH!!! auch, indem ein großes Kreuz
vor der Bühne hin und her geschwenkt wird (praktisch angewendeter
Glaube quasi ...). Statt "Mirror, mirror" hätte ich zwar lieber "Demon's
gate" zu hören bekommen, aber alles kann man ja bekannterweise nicht
haben.
Rawhead Rexx konnten
ihre hohe Position im Billing nicht adäquat rechtfertigen. Bewegung
auf der Bühne war zwar durchaus sehr reichlich vorhanden, ein einziges
bis dato veröffentlichtes Album jedoch und derart eintöniges
Liedgut führten bei mir nur zu verständnislosem Kopfschütteln
und Langeweile - kaum zu glauben, dass große Teile des Publikums
die Band so sehr feierten. Mit Abstand am besten kam im Übrigen das
überraschende Black Sabbath-Cover "Heaven and hell" an. (ta)
Hier muss ich Tobias zustimmen,
wobei für mich die noch am interessanteste Sache war, als VICIOUS
RUMORS-Mainman Geoff Thorpe auf die Bühne kam und man „Abandoned“
zum besten gab. (gl)
Dann: Nevermore!!!
Setlist: "The river dragon has come", "Engines of hate", "Narcosynthesis",
"Dead heart ..." und "Sound of silence" von "Dead Heart In A Dead World",
"This sacrament" von "Politics Of Ecstasy", "Beyond within" vom 99er Geniestreich
"Dreaming Neon Black", "Enemies of reality" von der gespannt erwarteten
gleichnamigen Scheibe und METALLICAs „Ride The Lightning“ zum Schluss!
Bandpräsentierung: Spielerisch topfit, dramatischer Gänsehautgesang
von Warrel Dane, viel Bewegung, supertightes Brett, Aushilfsgitarrist von
Testament überzeugt, mehrere Erinnerungsfotos vom u.a. (nach Aufforderung)
stinkefingerreckenden Audi- und Venitorium werden seitens der Band geschossen.
Ts, Ts, ... Sound: Streckenweise zu schlagzeuglastig, insgesamt akzeptabel.
Feedback: Großartiges Publikum. Verdientes Abfeiern, Mitbrüllen
und Headbangen. Am Ende schätzungsweise 15 Fans auf der Bühne,
die schreiender-, bangender- und crowdsurfenderweise einen erstklassigen
Gig beenden. Chaos! Super! (ta)
Doro startete mit gleich
drei Songs („Hellbound“, „Burning The Witches“, „I Rule The Ruins“) aus
alten Tagen, um die Menge für sich zu gewinnen, was ihr auch gut gelang.
Ein wenig (?) zu braun gebrannt präsentierte sie sich in hautengem
rot-schwarzem Leder und war wohl der frontaktivste aller Sänger des
ganzen Festivals, pausenlos auf der Rampe und in Bewegung. Was mir und
anderen nach wie vor nicht gefällt, sind ihre künstlich-übertriebenen
Ansagen „Mann, ist das geil hier, ihr seid absolut super“ etc ...
Vom 2000er Album „Calling
The Wild“ wurden ausgerechnet die m.E. schlechtesten Songs gespielt : „Burn
It Up“, „Ich Will Alles“ und die misslungene Coverversion von „White Wedding“
– schade, kein „Give Me Your Reason“ oder „Scarred“. Hingegen haben mich
die 2 brandneuen Songs des am 19. August erscheinenden Album „Fight“ -
der Titeltrack und „Chained“ - positiv überrascht: beides härtere
Songs, mutig gleich 2 unveröffentlichte Stücke zu präsentieren.
Insgesamt empfand ich den Auftritt gelungener als den vor 2 Jahren.
Und als alter BRITNY FOX-Fan sage ich dies nicht nur, weil am Schlagzeug
Johnny Dee saß. (gl)
Donner! Feuer! Explosion!
Kopfrotation! Tradition! ... Nein! Mit dem Opener "Crucible" stellte(-n)
Halford sofort die Weiche in eine Richtung, die den ganzen Auftritt
über genutzt wurde, soll heißen: Die Band zeigt sich rundherum
erneuert, man hört eine Menge Stücke der erst ein paar Tage in
den Läden stehenden neuen Scheibe, ein paar "Ressurection"-Songs,
ein wenig Priest-Klassiker - Schluss. Dies war angesichts der auf uralte
und längst bekannte Songs wartenden Masse ebenso mutig wie ein Schuss
in den Ofen, denn nicht wenige Fans waren wenig begeistert vom Gig der
britischen Koryphäe. Dies könnte jedoch auch daran liegen, dass
der "Metal God" ebenso wenig Lust auf Bewegung wie Kommunikation hatte:
Nicht eine Ansage war zu vernehmen (!!!), was dem Auftritt in Kombination
mit der scheinbaren Lustlosigkeit des vielerseits verehrten Briten eine
verhängnisvolle Sterilität verlieh. Des weiteren brachte Tim
"Ripper" Owens sowohl "Painkiller" als auch "Electric eye" im letzen Jahr
bei Judas Priest um einiges überzeugender. Und da die Band um Lachmann,
Jarzombek und Co. sich vermutlich ihr Instrumentarium ohne Gleitmittel
auf der Bühne durch die Nase ziehen könnte und es würde
trotzdem kaum jemanden interessieren, da im Mittelpunkt immer ein sicherlich
sympathischer, aber recht launenhafter Glatzkopf stehen wird und daher
auch nicht ein topfittes Musikerteam von diversen Schwächen des Meisters
ablenken kann, war dieser Auftritt eine Enttäuschung. Wenn ich nur
an die lässig-überhebliche Handbewegung zurückdenke: Mit
dem Rücken zum Publikum (!) hebt er aus dem Handwinkel heraus das
Mikrofon gleichgültig zurück, damit der Mob „I’m made of metal
...“ etc gröhlt. Was auch immer hinter den Kulissen passiert ist (HALFORD
spielten nur 55 anstatt der geplanten 70 Minuten, da man viel zu spät
anfing!): Das zahlende Publikum, bzw. besser SEINE Fans können da
GAR NICHTS für, und es ist geradezu eine Unverschämtheit, sich
so dermassen arrogant zu präsentieren. (ta und gl)
Zweifelhafte politische oder
indirekt politische Statements, Boykotte, Zensurprobleme, Skandale, Gerichtsprozesse:
Slayer waren noch nie Leisetreter gewesen. So auch musikalisch.
Auch wenn auf dem BYH!!! 2002 eine Menge neuer, mir nicht bekannter Stücke
in die wild bangende Menge gefeuert wurden stand zu keiner Zeit außer
Frage, wer die lauteste, schnellste und härteste Band auf diesem Festival
sei, trotz vielem neueren Midtempostoff wie "Stain of mind" oder "Bloodline"
(Ansage von Tom Araya: "There's no discrimination in blood."). Slayer sind
sich ihrer Rolle als Musterthrashband bewusst und staksen erstmal nach
jedem Lied geschlossen von der Bühne, um sie pünktlich zu Liedbeginn
wieder zu betreten. Doch den Fans ist dies egal und so ist's recht. So
wird jedes Hannemann-Riff, jedes King-Solo, jede gebellte Textzeile aus
Arayas Mund und jedes Lombardo-Break gierig aufgesogen und verinnerlicht.
Die Band dankt es mit supertight vorgetragenen Klassikern der Marke "War
ensemble", "Dead skin mask" und "Raining blood". Als ich mich gegen Ende
jedoch nach hinten begab, fielen mir die lichten Reihen auf. Weiterhin
wunderlich war, dass keine "Zugabe"-Rufe ertönten und nach "Angel
of death" sofort die Völkerwanderung zum Campinggelände einsetzte.
(ta) (... was ich bestätigen kann, denn ich bin nach fünf Songs
gegangen, und es waren keine Dutzende, sondern Hunderte, die sich einer
Karawane gleich, während SLAYER gerade mal gut eine halbe Stunde spielten,
auf den Heimweg begaben! – gl)
Egal, dort zumindest wurden
bis in die frühen Morgenstunden metallische Parolen skandiert, Bierdosen
ihres Inhalts beraubt und Adressentausche betrieben. Was bleibt? Erinnerungen.
Und die stehen jetzt hier. (ta)
Danke an Andreas
Thul und Joachim Schlums für die Fotos!
© by CrossOver
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