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Foreigner
31.05.2002 Pompano Beach, Florida, Amphitheatre
von
Alexander
Tüx
Es ist bereits einige Jahre
her, als in einem deutschen Rockmagazin sinngemäß zu lesen stand,
dass sich eine Legende unwiderruflich um ihren Ruf gespielt habe. Die Rede
war von der Multi-Platin-Megaseller-Band FOREIGNER, die sich zu diesem
Zeitpunkt wohl nicht in Bestform präsentierte und sicherlich einige
für ihre Verhältnisse enttäuschende Konzerte ablieferte.
Wie sich hernach herausstellte,
war Sänger Lou Gramm schwer erkrankt (Gehirntumor) und lange war‘s
still um die US-Vorzeigerocker, die mit ihrem Album "4" Anfang der 80er
Jahre mit den Grundstein für die Hochzeit des Hardrock/Melodicrock-Genres
gelegt hatten.
Rechtzeitig zum diesjährigen
25. Geburtstag der einst von Gitarrist Mick Jones ins Leben gerufenen Band
ist Lou Gramm buchstäblich wieder auf die Beine gekommen. Die erste
Tournee von FOREIGNER seit 5 (!!!!) Jahren startete am 31.5. in Pompano
Beach, Florida; sie wird die Band bis in den September hinein mit rund
50 Konzerten durch die gesamten USA führen.
Zur Abwechslung mal Regen
in Florida. Dezent zwar, nicht die bei uns oft üblichen Sturzbäche,
und selbstverständlich bei höheren Temperaturen. Trotzdem Regen
halt, und das kleine Amphitheatre in Pompano Beach, ganz in der Nähe
von Fort Lauderdale, ist im Gegensatz zu seinem Vetter in West
Palm Beach nicht überdacht ... So heißt es "nass werden"
für den Autor dieser Zeilen sowie seine liebreizende Begleitung. Ein
weiterer Wermutstropfen gleich zu Beginn: BAD COMPANY, ansonsten auf der
gesamten US-Tour mit dabei, sind beim Tour-kick-off nicht am Start, dafür
spielt eine als "South Florida‘s finest" angekündigte Band einen langatmigen
wenn auch gutklassigen Bluesrock. Sei‘s drum, die rund 2000 Fans (die meisten
überhaupt nicht mehr so jung) im leider nicht ausverkauften Halbrund
sind ohnehin wegen Mick Jones und Lou Gramm da, der Supportact wird mit
knappem Applaus zurück in die Everglades verabschiedet.
Um 21.15 Uhr gehen die Lichter
des kleinen Stadions aus und vom Band kommt ein kurzer, ansprechend gemachter
Zusammenschnitt von rund 30 FOREIGNER-Hits in weniger als 2 Minuten. Toller
Gimmick, aber plötzlich stehen FOREIGNER auf der Bühne und legen
- als wären sie niemals weg gewesen - mit "Dirty white boy" in alter
Frische los! Lou Gramm ist die Unsicherheit in den ersten paar Minuten
förmlich anzusehen - die Bewegungen etwas unsicher, muss sich der
Ausnahmesänger offensichtlich erst wieder an die "Bretter, die die
Welt bedeuten" gewöhnen. Lou Gramm ist optisch gealtert, keine Frage.
Auch ist er nicht mehr so rank und schlank wie früher. Trotzdem ist
sofort klar: der Mann kann immer noch hervorragend singen. Während
"Midnight blue" und "Double Vision" spürt man mit jeder Minute, wie
Selbstvertrauen und die Sicherheit Gramms zurückkehren. Zwischen "Cold
as ice" und "Feels like the first time" gönnt sich der FOREIGNER-Frontmann
eine kurze Pause; gelegentlich entschwindet er auch ganz kurz von der Bühne.
Manche hohen Parts "umsingt" er geschickt; der Routinier weicht einfach
in etwas tiefere Lagen aus, ohne dass die Qualität der Songs dadurch
leidet, es hört sich eben ein bisschen anders an als auf CD. Der Mann
weiß mit Sicherheit, was er tut - eine Tour von über 50 Konzerten
innerhalb von ca. 3 Monaten wird ihren Tribut fordern und nach einer solch
langen off-Periode muss ein Musiker in den 50ern, gerade als Sänger,
mit seinen Reserven haushalten. Es folgen wirklich sehr gute Versionen
von "Urgent", mit dem prägnanten Solo, ganz ausgezeichnet interpretiert
vom jungen Gast-Saxophonisten, und die Ballade "I want to know what love
is", die Lou Gramm bestechend gut singt! Die Ansagen übernimmt oft
Bandchef Mick Jones, der auch einen Song von der allerersten FOREIGNER-Scheibe
selbst singt. Dann aber geht‘s zurück zu den wirklichen Hits - "Say
you will", "Head games", "That was yesterday" kommen einfach brillant.
FOREIGNER verabschieden sich mit "Woman", "Hot blooded" und natürlich
"Juke Box hero" vom enthusiastischen Publikum in Pompano Beach nach einer
Spielzeit von knapp 1 1/2 Stunden.
Natürlich konnte die
Band in dieser Zeit nicht alle ihrer Hits spielen. Die Auswahl war jedoch
hervorragend. Ein viel zu kurzer Konzertabend - man hätte wirklich
noch stundenlang mit offenem Mund zuhören können. Festzuhalten
bleibt: Alle die die Möglichkeit ausgelassen haben, dieses Konzert
zu sehen, können sich mit Fug und Recht in den Allerwertesten beißen.
Für die europäischen
FOREIGNER-Fans gibt‘s gute Neuigkeiten: FOREIGNER sind für die "Nokia
Nights of the proms" bestätigt. Das DÜRFT ihr Euch nicht entgehen
lassen!!!!
Und: der ahnungslose Autor
der ganz oben zitierten Zeilen sollte seine Meinung revidieren.
Pompano Beach jedenfalls hat
eine ganz starke Vorstellung von nicht mehr ganz so jungen Helden gesehen.
Prädikat: legendär.
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