www.Crossover-agm.de
3. Bang in den Mai mit Area Desaster, Lightmare, Ancient Prophecy    30.04.2002    Bad Homburg, Gambrinus
von tk und dh

Es gibt Gestalten, die sich am Vorabend des 1. Mai entweder in diverse Tanzclubs begehen und das gute deutsche Kulturgut auf diese Weise pflegen, wiederum andere, die als Bibi Blocksberg verkleidet zu irgendwelchen obskuren Tanzplätzen ziehen (die kleine Hexe rules) und dann gibt es Kreaturen, die es an einem lauen Frühlingsabend vorziehen, zu kernigen Heavy-Rhythmen die Matte kreisen zu lassen (tut Bibi Blocksberg an diesem Abend bestimmt auch, was für Bands werden eigentlich bei einer Walpurgisnacht gespielt, Witchburner?) (Nee, natürlich nicht. Es spielen Stormwitch – nur Songs vom Album „Walpurgis Night“ natürlich ... – Anm rls).
So begaben sich Georg, Dirk nebst besserer Hälfte und meiner Wenigkeit (tk) nach Bad Homburg ins Gambrinus, einem Schuppen, der von außen eher eine Besenkammer vermuten ließ als eine Rockkneipe. Die Zuschauerzahl war bei Einlaß ernüchternd, das sollte sich im Laufe des Abends aber Gott sei Dank ändern.
Zunächst durften Ancient Prophecy auf die Bretter. Der Soundcheck ließ schon erahnen, daß diese Band nach dem Ausstieg von Daniel Keck nicht nur einen radikalen Stilwechsel vollzogen hatte, sondern auch wesentlich straighter zur Sache ging als in ihren „Days Of Doom“-geprägten Anfangstagen. Während sich Georg gelangweilt an der Theke ein Bierchen nach dem anderen hinter die Binde kippte (hey, es kann nicht jede Band wie Leatherwolf oder Dokken klingen), staunten wir über die Energie von Ancient Prophecy, die sich stilistisch mittlerweile irgendwo zwischen Hammerfall, Immortal Souls und Children Of Bodom bewegen und den Akzent deutlich auf Speed gelegt haben. Lynn bearbeitete mit schier unglaublicher Wucht das Drumkit, Florian entpuppte sich als „Ich trete Oscar Dronjak mal so richtig in den Arsch“-Gitarrero, lediglich die Vocalparts von Bassistin Andrea sind nach wie vor ein sichtbarer (wirklich ein sichtbarer? – Anm. rls) Schwachpunkt der Band, der in Zukunft aber hoffentlich auch gelöst werden dürfte. Das Publikum ließ sich leider nur zu Höflichkeitsapplaus hinreißen, die Band wird nach diesem Gig sicher ein paar neue Freunde gewonnen haben. Mit „Alla Turcani“ wurde es zum Schluß nochmal klassisch, die wenigsten dürften dieses ursprünglich von Mozart komponierte Stück allerdings wiedererkannt haben. Insgesamt war der Sound ziemlich unausgewogen, was aber an der spärlich ausgefallenen PA lag, die an diesem Abend übrigens bei allen Bands des öfteren Kapriolen schlug.
Bevor Lightmare auf die Bühne (ich würde es eher Abstellplatz fürs Equipment nennen – Anm. tk) gingen, legte Tankards Gerre ein paar Heavyklassiker auf, unter die sich allerdings auch das eine oder andere obskure Nu-Metal Stück mischte. "Rebellion across the land, we´re standing hand in hand“ – Lightmare starteten ihren Set wie gewohnt und zeigten den Metalheads, daß sie nach wie vor zur ersten Riege deutscher Powermetalbands gehören, auch wenn sie m.E. mal langsam mit einer neuen Produktion aus der Versenkung kraxeln müssten (unsere Freunde aus Brasilien liegen uns diesbezüglich schon lange genug in den Ohren, ist euch eigentlich bewußt wie viele Einheiten einer neuen Lightmareplatte ihr allein schon in Brasilien loswerden würdet, kommt endlich in die Pötte, Jungs). Andis Gitarrenarbeit bleibt nach wie vor unerreicht in deutschen Landen und der neue Sänger Mario Luckardt (ex-Judas Beast) ist stimmlich seinem Vorgänger Timon Schreiber durchaus ebenbürtig, wenngleich er noch etwas steif und unkontrolliert auf der Bühne wirkte und die Lyrics mehr vom Blatt ablesen mußte. Neben alten Stücken wie „Darkness“ oder „Vampires“ gab‘s hauptsächlich Stoff vom immer noch aktuellen und doch schon ziemlich alten Scheibchen „The Fool“ zu hören, leider kein Gitarrensolo und aufgrund einer Fingerverletzung des Drummers auch bloß eine Spielzeit von 40 Minuten. Insgesamt kein überragender aber trotz der soundtechnischen Defizite ein durchaus guter Gig der Frankfurter.
Anschließend gab es wieder Metaldisco mit DJ Bembelkrug Gerre und mittlerweile war die Besenkammer proppevoll, so daß wir uns in bester Gesellschaft wähnten. Die Band die mit uns quasi in den Mai bangte hieß Area Desaster eine reine Coverband, die aber in punkto Energie ihren großen Vorbildern in nichts nachstehen sollte, uns wurden Hits von AC/DC, Kiss, Iron Maiden und sogar Queensryche (auf einmal war der Georg wieder da!) um die Ohren gepustet. Area Desaster konnten das Publikum zum ersten Mal so richtig mitreißen und zeigten ein wirklich professionelles Stageacting. Auch das Outfit der sympathischen Frankfurter verriet es: Die glorreichen 80er standen im Mittelpunkt dieser Retro-Party! Besonders enthusiastisch zeigten sich drei junge Banger, die sich quer zu Füßen der Musiker legten und völlig enthemmt Luftgitarre spielten, wir nahmen es schmunzelnd zur Kenntnis. So ging ein absolut lohnenswerter Bang in den Mai zu Ende und für uns im kleineren Kreis in Offenbach weiter.
 






www.Crossover-agm.de
© by CrossOver