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Owener Rocknacht    23.03.2002    Owen, Teckhalle
von Barbara Gosson

Die Biker under Gods Command sind da, auf vielen T-Shirts sind Bibelstellen zu lesen. Die schwarz gekleideten Fans von Saviour Machine tragen im Gegensatz zu den meisten anderen Anhängern des Gothic Metal die Kreuze richtig herum. Auch die Girlies in den bauchfreien Spaghettiträger-Tops fehlen nicht. Die christliche Rockszene trifft sich wie jedes Jahr in der Teckhalle zur Rocknacht.
Rund 2 000 junge Leute waren zum Teil von weit her gekommen, um Bands wie Ararat, Steve oder die Electrics zu sehen. Matthias Klein, einer der Hauptorganisatoren, berichtete, dass Besuchergruppen aus ganz Deutschland, Ungarn und den Niederlanden angereist seien. Es kommen auch jede Menge Leute, die nicht gläubig sind, aber die Musik toll finden, berichtet Klein. Es geht schließlich auch darum, den Leuten zu zeigen, dass Kirche auch interessant, spannend und cool sein kann.
Hauptattraktion war die US-amerikanische Band Saviour Machine, die nur sehr selten live spielt. Bereits auf der Rocknacht 1995 konnte die Band um den charismatischen Sänger Eric Clayton das Publikum auf der Rocknacht begeistern.
Insgesamt neun Bands spielten auf der Haupt- und der Nebenbühne. Um halb fünf eröffneten die Supersoulfighters auf der Nebenbühne das Konzert mit hartem Indie-Rock. Gegen 18 Uhr waren die letzten Tickets weg und die Halle voll.
Ein erster Höhepunkt war der Auftritt von Ararat auf der Hauptbühne. Die Gruppe, die ausschließlich deutsche Texte macht, ist eine feste Größe in der christlichen Rockszene. Nachdem Sänger Christian Stäbler 1994 tödlich verunglückt war, stand die 1979 gegründete Band vor dem Aus. Doch mit der neuen Frontfrau Bianca Poppke gelang ein überzeugender Neuanfang. Schön war's ist Poppkes Fazit. „Für mich ist es etwas Besonderes, hier zu spielen, weil ich selbst schon als Teenie hier im Publikum gestanden habe“, beschreibt sie ihre Eindrücke nach dem Auftritt.
Auch Crushead aus Metzingen kamen gut an. Hatten sie vor zwei Jahren noch als Newcomer auf der Nebenbühne gespielt, durften sie nun ihre Crunch'n'Roll genannte Musik auf der Hauptbühne zu Gehör bringen. Auf der Nebenbühne können sich kleinere Bands mal einem großen Publikum präsentieren, so Matthias Klein.
Unter dem Dach des CVJM Owen-Teck wird das Großereignis jedes Jahr von einem Organisationsteam auf die Beine gestellt. An die 150 freiwilligen Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Neben Klein sind noch Stefan Hummel, Rainer Schmid und Axel Hermle unter denen zu nennen, die dafür sorgen, dass sich alljährlich internationale Rockprominenz am Fuße der Teck trifft.
Auch Phloxx haben ihre erste Scheibe nach einem Bibelzitat benannt. „Do you wanna be a flame“ findet sich in Matthäus 5, Vers 16. Ansonsten macht die Band Musik im Stil der Guano Apes, bei denen ebenfalls eine Sängerin den Ton angibt. Sie waren zum zweiten Mal auf der Nebenbühne zu sehen.
Aus der Schweiz war die Band Eleven 25 angereist. Die vier Musiker spielten gitarrenlastigen Pop, dem man anhörte, dass Sänger und Gitarrist JD Roth eine klassische Ausbildung vorweisen kann. Roth zeigte sich mit seinem ersten Auftritt in Deutschland zufrieden: „Man hat zwar gemerkt, dass die Leute noch härtere Musik mögen, sie sind aber trotzdem gut mitgegangen. Es ist echt cool, dass so viele Leute da sind!“
Für tolle Partystimmung sorgten dann die Electrics. Mit ihrer von irischen, schottischen und Cajun-Elementen geprägten Musik, die sie selbst als Celtic Swamp bezeichnen, brachten sie die Teckhalle zum Tanzen. Bereits zum sechsten Mal spielte die schottische Gruppe auf der Rocknacht.
Zum ersten Mal in Owen war dagegen die englische Band Steve. Ihre Version des Rock'n'Roll ist very british. Die Formation konnte musikalisch absolut überzeugen und steht in der Tradition von Bands wie Oasis. Die wilde Bühnenshow kam an. Sänger Neil Wilson lud die Menschen dazu ein, zu sehen, was Gott mit ihnen vorhat und erntete dafür großen Applaus.
Doch der große Auftritt des Abends kam von der amerikanischen Band Saviour Machine. Während auf der Nebenbühne Semtex das Publikum mit hartem Rock aus der Sparte Nu Metal unterhielt - auch eine Coverversion des U2-Hits „Sunday bloody Sunday“ war dabei - wurde die Hauptbühne umgebaut.
Bei ihrem ersten Gastspiel auf der Rocknacht 1995 hatten Saviour Machine ein Video aufgenommen. Nun soll es einen Nachfolger geben, der vermutlich unter dem Namen „Live in Deutschland 2“ als DVD auf den Markt kommen wird. Entsprechend aufwendig gestaltete sich die Bühnendekoration mit Ketten und zahlreichen Kerzenhaltern. Saviour Machine arbeiten seit sechs Jahren an einer Vertonung der Apokalypse. Mittlerweile steht das Werk kurz vor seiner Vollendung. Drei Alben sind bereits erschienen, ein viertes, abschließendes, soll bald folgen.
Der Jubel war riesig, als nach einem Intro mit Donner, Chören, Stroboskopblitzen und einer Grabesstimme, die eine Prophezeiung sprach, Sänger Eric Clayton die Bühne betrat. Mit seiner Glatze, dem weiß geschminkten Gesicht und dunklen Augen erinnerte er ein wenig an den Vampir Nosferatu. Stirn, Ohren und Brust waren allerdings mit Kruzifixen geschmückt, die der Filmvampir nur schlecht vertragen hätte. In der Hand trug er ausgestreckt eine Bibel. Über fast drei Stunden hinweg spielten Saviour Machine ihre Version der Apokalypse, die von ihnen als inoffizieller Soundtrack zum Ende der Welt untertitelt wird.
Immer wieder hielt sich Clayton an den herabhängenden Ketten fest, als ob er gefesselt sei und hob die gefalteten Hände zum Himmel. Sein Gesang war beeindruckend, er lehnte sich in der Art vieler Metal-Sänger an klassische Vorbilder an.
Mit Chor und Orchester befanden sich am Ende 30 Leute auf der Bühne. Pyrotechnische Effekte unterstrichen die theatralische Show. Vorn an der Bühne stand ein Kelch mit Kunstblut, daneben steckten die israelische und die palästinensische Fahne, die Clayton beide in das Blut tauchte. In einem Interview hatte der Sänger einmal erwähnt, dass die Gründung des Staates Israel ein Zeichen für die Wiederkunft Christi, aber auch für die Herrschaft des Antichrist und das Ende der Welt sei.
Die Fans waren begeistert von dem außergewöhnlichen Konzert und nahmen gerne die längeren Pausen, die der Videodreh mit sich brachte, in Kauf. Auch im Jahr 2003 wird es wohl eine Neuauflage der Rocknacht geben.

Dieser Artikel erschien im "Teckboten" vom 25.03.2002 und ist auch auf  http://www.owener-rocknacht.de nachzulesen.



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