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Sunrise    08.03.2002    Chemnitz, Arche
von rls

Neuer Rekord in der Arche: Eine Band mit acht musikalischen Angestellten paßt allerdings beim besten Willen nicht mehr auf die riesige Bühne des seinem Namen in räumlichem Bezug alle Ehre machenden christlichen Jugendzentrums in Chemnitz, und so wurde die komplette Sangesfraktion mit Ausnahme von Keyboarder Michael kurzerhand neben (Basser Göran) bzw. vor die Bühne verlagert. Meinereiner hatte Sunrise über drei Jahre lang nicht mehr live gesehen, und insofern war ich von der personellen Aufrüstung schon etwas überrascht. Leadsängerin Conny hat sich nämlich drei ihrer Gesangsschülerinnen als Verstärkung dazugeholt, und Christine Grießer, Theresa Greger und Franziska Frenzel beschränkten sich nicht nur auf Backing Vocals, sondern bekamen auch einige Leadparts zugewiesen (die einen vielversprechenden Eindruck hinterließen, wenn sie auch vereinzelt eine noch nicht ganz hundertprozentige Sicherheit verrieten). Ihren eigentlichen Wert verdeutlichte diese Verstärkung jedoch in den gelegentlichen Satzgesangarrangements, die nun auch live reproduzierbar waren. Daß Conny selbst mal wieder eine vielschichtig gelagerte, erstklassige Leistung ablieferte, muß ich wohl nicht besonders betonen, und auch der Rest der Band paßte sich dem hohen Niveau problemlos an, durch den einen oder anderen Fehler liebenswert unterstreichend, daß sie auch nur Menschen sind und keine Maschinen. Apropos Maschinen: An einigen Stellen experimentierten Sunrise mit Rhythmen und Soundeffekten aus der Konserve und integrierten diese logisch in ihre ehrliche, handgemachte Rockmusik, der Ausflüge in den puren Popbereich ebensowenig fremd waren wie Anleihen bei songdienlicher agierenden Vertretern der Artrock-/Progrock-Ecke. Gleich eine ganze Palette an Coversongs schleppte die Band an, wobei die ideenreichen Arrangements der Choräle "Jesu meine Freude" und "Sonne der Gerechtigkeit" eindrucksvoll unterstrichen, was man aus solchen Tracks an moderner Musik rausholen kann, ohne sie einfach zu verpunkrocken. Cae Gauntts "Son In His Eyes" markierte den einzigen Langweiler der 90 Minuten Nettospielzeit - zu träge und einfallslos schleppte sich der Track durch die Botanik, kompensiert aber sofort vom mitreißend umgesetzten Tost-Oldie "Das baut auf" oder dem immer wieder schönen "Lean On Me", das musikalisch konsequent in die Siebziger zurückgeführt worden war. 50 Prozent des immer noch aktuellen Sunrise-Albums "Verbotene Früchte" kamen ebenfalls zum Einsatz, und gerade die selbstgestrickten "Oldies" wie "Move To The Groove" (das seinem Namen alle Ehre machte), der epische Setcloser "Nimm mich ins Gebet", die emotionsgetränkte Halbballade "Du bist da" oder das nur vordergründig traurige "Stilles Land" unterstrichen, daß Sunrise es keineswegs nötig haben, sich mit fremden Federn zu schmücken - das noch von einem über weite Strecken gut ausbalancierten Sound gestriegelte eigene bunte Farbkleid der Combo aus Limbach-Oberfrohna besitzt genügend Reize, um einen prächtigen Farbtupfer auf dem Feld der sächsischen Kirchenbands zu hinterlassen, den man auch von außerhalb noch sehen müßte. Der Beweis für diese These wurde an diesem Abend ein weiteres Mal erbracht.
 






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