www.Crossover-agm.de

Sunrise
von rls anno 1998

Download

Sunrise

Was haben Sunrise aus Limbach-Oberfrohna und ein Chamäleon gemeinsam? Nun, beide verändern von Zeit zu Zeit ihr Erscheinungsbild. Damit ist bei Sunrise aber nicht die Besetzung der eigentlichen Band gemeint - die ist nämlich seit etlichen Jahren konstant geblieben (Conny Fröhlich - voc, Mario "Felix" Herold - g, Michael Fröhlich - key, backings, Göran Donner - b, backings, Andrè Wildenhain - dr). Ab und zu verwandeln sich Sunrise allerdings in eine Art Jugendorchester und realisieren ein anspruchsvolles Großprojekt - mehr dazu im Interview. Am 31.10.1998 spielte in der Lutherkirche zu Oberfrohna aber nur die eigentliche Band und stellte erneut unter Beweis, daß sie zum Besten zählt, was die heimische christliche Szene zu bieten hat. Anderthalb Stunden lang gab’s klassische Rockmusik vom Feinsten, und Conny sang mal wieder so hervorragend, daß Jesus Crew-Doris ernsthaft um den Thron als beste christliche Sängerin Sachsens fürchten muß. Die Instrumentalisten standen allerdings in keinster Weise nach, und trotz schwieriger Akustik gab’s auch am Sound nix mehr zu meckern, als Soundmensch Uli die Gitarre nach den ersten zwei Songs etwas lauter gedreht hatte. Kollektives Schulterklopfen also, und nach dem Gig stand mir die komplette Band plus Soundmensch Uli und Lichtmensch Thomas Rede und Antwort. Aus dem babylonischen Stimmengewirr auf dem Interviewtape, verstärkt noch durch Stühlerückgeräusche und das Summen einer Fliege, die sich mehrmals in unmittelbarer Nähe des Mikros aufgehalten haben muß, kristallisierte sich folgende, hauptsächlich von Michael und Göran produzierte Essenz heraus:

Michael, du hast an der Weimarer Musikhochschule "Franz Liszt" studiert. Erste Frage: Was?

Michael: Ich habe Musiktheorie, Tonsatz und Klavier studiert, klassisches Klavier.

Hat das irgendwelche Einflüsse auf Sunrise gehabt?

Michael (während die Band im Hintergrund witzelt: Nö.): Also, ich habe auch als Kind schon klassischen Klavierunterricht gehabt, aber kaum rockige Stücke und sowas gelernt - das habe ich mir eher autodidaktisch draufgedrückt. Ich denke aber schon, daß das Studium einen gewissen Einfluß hat - gerade was die Projektwerke angeht, die Harmonik, und ich denke, auch so in der Musik hört man’s ein bißchen durch.

Göran: Außerdem guckt er auch immer, ob das alles schön ordentlich ist, was wir so machen ...

Beschreibt mal, was am 1. Juli 1990 passierte!

Michael: Tja, da war die Währungsunion, und das war auch so der Start für die Band. Um Equipment-Zeug ja teilweise zu Schleuderpreisen rausgehauen, und wir konnten da ein paar ganz gute Schnäppchen machen. Ich habe mir da auch einen Synthesizer gekauft. Die Besetzung war damals allerdings noch anders.

Welche Intention steckt hinter dem Bandnamen Sunrise?

Göran (grinst): Das ist einem pubertären Problem geschuldet ...

Michael: Nee, das war - muß ich hier eigentlich alles alleine beantworten? (Kollektives Gelächter)

Conny: Na, ich darf das ja nicht sagen, wie’s wirklich war ...

Michael: Also, es war so: Wir waren ja damals noch anders besetzt und hatten, als wir einen Namen gesucht hatten, so vielleicht zehn zur Auswahl. Die Entscheidung fiel gar nicht so leicht, letzten Endes haben wir dann Sunrise gewählt. Eine tiefere Bedeutung steckte damals aber noch nicht dahinter. Wir haben dann später gemerkt, daß der Name doch so originell nicht ist - es gibt noch ein paar Bands und auch diverse Diskotheken, die auch so heißen ...

Göran: Es hat aber definitiv nichts mit Palmen, Strand und Sonne zu tun.

Michael: "Licht" ist aus heutiger Sicht vielleicht die beste Assoziation.

Irgendwann in eurer Vergangenheit muß es einen Punkt gegeben haben, an dem ihr entschieden habt, die eigentliche Bandarbeit und die Projekte zu trennen. Oder sehe ich das falsch?

Michael: Na, ich weiß nicht - irgendwie ist das immer parallel gelaufen ...

Göran: Also, vom "Kreuzweg" hat Michael mir das erste Mal in der Schule erzählt, vielleicht so in der 10. Klasse.

Michael: Wir hatten ja damals wie gesagt eine andere, größere Besetzung und haben die ersten Jahre Gospels gesungen oder Lieder mit Satzgesängen, mein Bruder hat Klarinette gespielt, aber wir hatten halt nur einen ziemlich schwachen Gitarristen ... (das nächste Jahr der Bandgeschichte geht im Summen der Fliege unter - Anm. rls) ... dann hat aber Felix ein paar Sachen für uns eingespielt, und wir haben Lust bekommen, weiter mit ihm zu arbeiten ...

Conny: Und er mit uns ...

Michael: Wir brauchten damals auch einen Schlagzeuger, und André und Felix haben eigentlich schon immer zusammen gespielt. Mit dieser Neubesetzung hat es dann so einen Schnitt gegeben, da gleichzeitig auch einige Leute weggegangen sind wegen Studium, Heirat oder Wegzug, und auch die Musik hat sich natürlich ein bißchen geändert - wenn man plötzlich einen Schlagzeuger hat, der’s kann, und einen Gitarristen ... Das war schon, denke ich, der entscheidende Knackpunkt, zumal Conny dann auch alleine den Gesang übernommen hat. Früher war es ja so, daß jeder mal singen durfte, und das klang dann streckenweise ziemlich grausam - damals hat man’s zwar nicht so gemerkt, aber wenn man sich das heute nochmal anhört ...

Begeben wir uns mal zum "Kreuzweg"-Pop-Oratorium, einem Konzeptalbum über Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu, das ihr insgesamt 22mal live aufgeführt habt. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Conny: Also, insgesamt betrachtet ist es schon gut angekommen ...

Göran: Das ist das Schönste an der ganzen Sache, so mit der ganzen großen Gruppe unterwegs zu sein ... Für mich am meisten überzeugend war das Urteil von Außenstehenden. Als wir z.B. 1995 über Ostern im Westen getourt sind, hatten wir uns einen Bus gemietet, und zwar mit Fahrer, einem Atheisten, der also mit der ganzen Sache nicht viel zu tun hatte. Der hat dann hinterher gesagt, er sei noch nie mit einer Reisegruppe unterwegs gewesen, deren Mitglieder arbeiten mußten und sich trotzdem so unwahrscheinlich eingesetzt haben - da hat es auch keinen Ärger gegeben und nix. Der war also richtig platt und hat sich auch alle drei Konzerte angeschaut. Das war für mich sehr beeindruckend.

Michael: Ansonsten muß man sagen, daß wir bei der Uraufführung auch noch Schützenhilfe von dem Studio, in dem wir "Kreuzweg" produziert hatten, bekommen haben - die haben da für uns den Sound gemacht. Wir hatten mal volle Kirchen und auch mal leere, aber die Reaktionen waren insgesamt schon sehr gut.

Conny: Und es hat sich ja auch weiterentwickelt ...

Michael: Wir haben "Kreuzweg" jetzt schon seit zwei Jahren nicht mehr gespielt, und es rufen trotzdem immer noch Leute an, die entweder eine Kassette haben wollen oder fragen, ob wir’s denn nochmal spielen. Vielleicht wird es ja irgendwann mal überarbeitet ...

Da könnte ich mir die nächste Frage eigentlich sparen. Die wäre nämlich gewesen: Spielt ihr "Kreuzweg" immer noch live?

Michael: Nein. Eine gewisse Nachfrage ist zwar noch da, aber das Hauptproblem wäre, die ganzen Sänger nochmal zusammenzukriegen. Die wohnen mittlerweile überall verstreut, in Karlsruhe, in Leipzig und sonstwo ... Und völlig neue Leute zu nehmen, da fehlt uns im Moment auch ein bißchen die Zeit. Die müßten ja erstmal eingearbeitet werden.

Das nächste musikalische Lebenszeichen, das mir von euch vorliegt, ist ein 1995 aufgenommenes Demotape, das für eine Proberaumaufnahme einen absolut brillanten Sound hat (Reaktion im Raum: Einer pfeift anerkennend, alle Augen richten sich auf den für die Aufnahme verantwortlichen Uli, und der versteckt sich bescheiden hinter Göran). Was mir aufgefallen ist: Das Songwriting für die Band haben Michael und Mario unter sich aufgeteilt, während Michael die Projekte alleine geschrieben hat. War das so geplant, oder hat sich das einfach so ergeben?

Michael: Ja, der Felix ist schon der, der einen ganz schönen Teil der Musik einbringt. Daß wir uns das aufgeteilt haben, so ist das aber natürlich nicht. Es ist auch eine Frage der Qualität und der Zeit, und da bin ich schon sehr froh, daß Felix auch noch sehr gute Texte schreibt, die wirklich Inhalt haben. Bei den Projekten, ja, so ergeben hat es sich sicherlich, aber ich wollte das auch alleine machen. Wenn aber nochmal sowas anstehen sollte, dann würde ich auf jeden Fall mit einem Texter zusammenarbeiten und nicht selber wieder eine Geschichte zusammenkreieren.“

Sunrise

Der Opener des Demos, "Jeden Morgen", und das neuere Stück "Der Fluß" ähneln sich meiner Meinung nach ziemlich - zum einen inhaltlich (obwohl der gehandicapte, aber dennoch kraftvolle Protagonist im ersten Song weiblich und im zweiten männlich ist), zum anderen auch musikalisch (erst "normale" Vierertakt-Strophen und dann so ein hymnischer Refrain) ...

Michael: Man muß natürlich aufpassen, daß man nicht immer dasselbe spielt, aber Unterschiede gibt es doch. "Jeden Morgen" ist meiner Meinung nach viel geradliniger als "Der Fluß", aber die beiden waren sich wirklich mal ähnlicher. Wir haben bei "Der Fluß" dann die letzte Strophe weggelassen und das Ganze viel jazziger gemacht. Aber es stimmt schon, die Refrains, also die Kernstücke der Songs, verbreiten ähnliche Stimmungen.

André: Beim Text gibt es noch ein paar Unterschiede: "Jeden Morgen" bezieht sich auf einen konkreten Fall, während Kay, der den Text zu "Der Fluß" geschrieben hat, diesen bedeutend allgemeiner gehalten hat.

Michael: Wir haben "Jeden Morgen" schon ‘ne Weile nicht mehr live gespielt. Vielleicht sollten wir ihn mal wieder ausgraben ...

Dann ist auf dem Demo auch noch das "Sunrise-Instrumental" drauf - so ‘ne Art Bandhymne?

Mehr oder minder alle: Die erste ... Und lange ...

Michael: Das stimmt schon. Wir haben das jahrelang als erstes Stück gespielt ...

Conny: ... aber auch bestimmt schon zwei Jahre lang nicht mehr.

Michael: Wir waren in der Zeit halt der Meinung, ein Konzert müsse total gigantisch beginnen, und das Stück paßte da prima hin.

Das nächste musikalische Lebenszeichen von euch, das mir vorliegt, ist "Betlehem", erneut ein Konzeptalbum mit großer Projektbesetzung, inhaltlich die Weihnachtsgeschichte nach Lukas thematisierend. Schreibt sich die titelgebende Stadt nicht eigentlich "Bethlehem"?

Göran: Du outest dich gerade als guter Lutherbibel-Leser ...

Michael: Also, das war so: Die Entwürfe fürs Booklet und die Plakate hat der Thomas Wächtler für uns gemacht. Mir ist das die ganze Zeit nicht aufgefallen, daß das wie ein Fehler aussieht - erst als dann alles schon fertig war. Er hat aber gesagt - und ich hab’ auch noch mal nachgeschaut -, daß das in der "Guten Nachricht" wirklich ohne h geschrieben ist. Wir dachten dann: "Gut, jetzt ist das Ganze auch noch ein bißchen provokant, denn die meisten kennen ja nun wirklich nur die Schreibweise aus der Lutherübersetzung." Beabsichtigt war’s ursprünglich aber nicht.

Das Innencover habt ihr mit dem Bild einer Düne hinterlegt. Wurde das Bild in Israel gemacht?

Mario: Das müßte man eigentlich den Thomas fragen, der das Booklet gemacht hat, aber ich glaube, das stammt von so ‘ner Corel-Grafik-CD.

Textmäßig ist "Betlehem" ziemlich stark an Lukas orientiert. Wie groß war die Verlockung, statt dessen eher eine freie Interpretation zu machen?

Michael: Ich habe mich halt einfach nicht verlocken lassen. Ich könnte mir zwar durchaus vorstellen, so etwas auch mal mit eigenständigen Texten zu machen, aber das müßte man dann anders aufbauen. In diesem Fall war es aber so, daß eben ein Weihnachtsspiel, angereichert mit Tanzeinlagen und ein paar zusätzlichen Dingen, herauskommen sollte, und da bot es sich einfach an, die vorgegebene Abfolge beizubehalten. Wie gesagt: Wenn man wieder einmal so etwas macht, kann man durchaus darüber nachdenken, es freier zu gestalten.

Die Könige fehlen. Warum?

André: Weil die im Lukas-Evangelium gar nicht vorkommen ...

Conny: Das nicht, aber die erscheinen nur in einem Satz ...

Michael: ... nämlich, als die Engel an der Krippe anbeten und singen: "Schon die Heiden machen sich auf den Weg", sind damit die Könige gemeint. Die jetzt aber noch in einem Extrakapitel einzuarbeiten, da wäre das gesamte Stück einfach zu lang geworden, zumal sie ja bei Lukas wirklich nur am Rande auftauchen.

Ein Engel ist ja eigentlich ein androgynes Wesen, wird im Normalfall aber von Frauen dargestellt. Bei euch singen in Gestalt von Ronny Pontow und Kay Frenzel zwei Herren die Engel-Parts ...

Göran: Also, guck mal ins ausgehende Mittelalter, so ins 15. Jahrhundert, da werden Engel eigentlich ausschließlich als Männer dargestellt - oder als Kinder, bei der "Sixtinischen Madonna" zum Beispiel.

André: Oder nimm mal die Namen her - Gabriel, Michael ...

Eine nicht eindeutig zuzuordnende Stimme: Eine Frau kann ein Engel sein, ja.

Conny (lächelt): Aber anders ...

Michael: Also, du siehst, wir hatten schon unsere Gründe. Wir wollen nun auch nicht unbedingt noch ‘ne Umbesetzung machen ...

Ich meinte ja auch nur: Bei sämtlichen Krippenspielen sind die Engel grundsätzlich Frauen ...

Michael: Tja, es gibt ja auch bedeutend mehr Frauen unter den Mitarbeitern.

Die Stimmungen des jeweiligen Textes und der dazugehörigen Musik sind sehr gut aufeinander abgestimmt - von einer Ausnahme abgesehen: Das von den Hirten gesungene "Ich habe keine Hoffnung mehr" ist mit einer meiner Meinung nach recht fröhlichen Musik unterlegt ...

Michael: Finde ich nicht ...

Conny: ... darf’s eigentlich auch nicht sein ...

Michael: ... von den ganzen Harmonien her, das ist erstens in Moll, und dann sind die Akkorde absteigend, das geht also nach unten, auch vom Baß her. Die Hirten demonstrieren ja schließlich nicht auf der Straße, sondern das ist mehr so eine Art Vor-Sich-Her-Sagen, ein Gespräch, und dafür finde ich die Musik ganz passend. An der Stelle, als sie zusammen singen: "Wenn wir in jeder Nacht denken, daß uns am nächsten Tag keiner mehr sehen will", da steht ein Mollakkord nach dem anderen, so eine Harmonienfolge ist eigentlich recht selten.“

Thomas: Man merkt das auch live, da ist gerade bei diesem Stück immer eine eigenartige Ruhe. Du mußt dir "Betlehem" auf jeden Fall mal angucken.(Hätte ich auch gerne gemacht. Unglücklicherweise stand "Betlehem" in seiner letzten "Saison" nur im Zeitraum vom 12. bis zum 20. Dezember 1998 auf dem Plan - und genau diese Zeit bin ich selbst in Israel, u.a. auch in Bet(h)lehem, gewesen. - Anm. rls)

Michael: Was bei dir vielleicht diesen fröhlichen Eindruck hinterlassen hat, sind die Keyboards im Hintergrund, die da noch so vor sich hinklimpern.

Live spielt ihr zwischen den einzelnen Szenen noch ein paar weniger bekannte Weihnachtslieder. Zweiteilige Frage: a) Welche?, b) Was steckt da für eine Intention dahinter?

Michael: Der praktische Grund war einfach, daß die Leute Zeit brauchen, um sich umzuziehen. Bei der Premiere ist das total unterschiedlich aufgenommen worden: Manche empfanden es als Störung und nicht so gut, andere haben gesagt, man habe so Zeit gehabt, alles noch einmal richtig zu verarbeiten. Die Lieder sind vorproduziert und werden dann vom Band eingespielt, was natürlich einen etwas anderen Sound ergibt. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß es im Publikum sehr ruhig bleibt. Ein anderer Grund ist natürlich, daß die Lieder, obwohl wenig bekannt, einfach gut sind. Es sind im einzelnen: "Wie soll ich dich empfangen" nach dem ersten Bild, als der Engel Maria verkündigt hat, daß sie Jesus gebären wird, dann "Auf dem Berge weht der Wind" nach dem zweiten Bild und zwischen drittem und viertem Bild schließlich, als sich dann alle in Bethlehem versammeln, "Oh, come to ye Bethlehem", ein Spiritual.

Wie findet man einen ganzen Haufen von so brillanten Sängern? Immerhin sind’s ja alles Amateure ...

Michael: Also, einige stammen noch aus der "Kreuzweg"-Zeit, das hat sich dann einfach so entwickelt. Der größte Teil kommt aus dem engeren Verwandten- und Freundeskreis, wir haben aber dieses Jahr auch ein paar völlig Außenstehende hinzugezogen. Letztes Jahr hatten wir bei den Chorproben dann eine Gesangslehrerin dabei, die uns ein paar Tips zur Weiterentwicklung gegeben hat.

Die Livepremiere von "Betlehem" hat am 2.12.1995 stattgefunden, so daß jetzt die vierte Weihnachtssaison ansteht. Wird es die letzte sein, oder geht’s 1999 weiter?

Göran: Also, eigentlich sollte 1997 schon die letzte sein ...

Michael: ... aber es ist immer wieder die Nachfrage aus den Gemeinden da. Das Problem ist nicht, daß wir es nicht noch einmal spielen wollten, sondern der sehr hohe organisatorische Aufwand, da wie gesagt die guten Stimmen, mit denen wir bisher gearbeitet haben, teilweise sonstwo wohnen und gerade in der Weihnachtszeit, in der jeder mit sich doppelt so viel zu tun hat wie sonst, nur schwer zusammenzubringen sind. Es geht ja auch pro Konzert ein ganzer Tag drauf. Wir haben letztes Jahr z.B. in Görlitz gespielt, da sind wir hier früh um sieben losgefahren, waren um 10.00 Uhr dort, bis zum Konzertbeginn um 18.00 Uhr hatten wir mit Aufbau und Soundcheck genug zu tun - wir arbeiten u.a. mit zehn Funkmikrofonen, die erstmal alle eingestellt werden wollen -, der Abbau nach dem Konzert dauert auch noch ein bißchen, und irgendwann tief in der Nacht waren wir dann wieder hier. Es macht zwar alles Spaß, aber irgendwann wird es mal zuviel.

Conny: Außerdem hängt ja bei den meisten auch ‘ne Familie dran. Die sitzt dann zur Weihnachtszeit allein zu Hause ...

Michael, was hast du so an nächsten Projekten im Hinterkopf? Himmelfahrt? Pfingsten?

Michael: Ich warte noch auf den großen Geldgeber ... (kollektives Gelächter) Eigentlich wollen wir als Band ja ‘ne CD produzieren, und da muß alles andere erstmal zurückstehen. Daß wir nochmal ein ähnliches Projekt mit denselben Leuten machen, kann ich mir zumindest in der näheren Zukunft nicht vorstellen, weil eben viele Veränderungen eingetreten sind.

Conny: Die Leute haben auch alle nicht mehr so viel Zeit, um sowas nochmal durchzuziehen.

Michael: Man müßte dann auch die Arbeit mehr verteilen. Ich habe bei "Betlehem" jetzt die Chorproben und die Bandproben gemacht. Vielleicht ergibt sich mal ein von einer übergeordneten Stelle, einem Verlag oder so, angeschobenes Projekt, bei dem wir dann, quasi als Angestellte, mitschreiben.

Euer 97er Demo liegt mir nicht vor. Gibt’s das noch, und was ist drauf?

Eine nicht zu identifizierende Stimme: Es sollte eigentlich in allen gängigen Filialen ... (der Rest geht im Gelächter unter)

Göran: Also, es sind drauf: "Stilles Land", "Du bist da", "Schön und reich" und noch ein Instrumental.

Michael: Auf der B-Seite haben wir dann noch Ausschnitte aus "Betlehem". Ein paar Exemplare habe ich noch da.

Was mir beim heutigen Konzert aufgefallen ist: Ihr habt in zwei Songs bekannte Motive recycelt, und zwar zum einen die Melodie der ersten Zeile der Nationalhymne in "Verbotene Früchte", zum anderen das Riff von "Smoke on the water" in "Christen können enttäuschen". Steckt da ein tieferer Sinn dahinter?

Conny: Wann hattet ihr euch das in "Christen können enttäuschen" ausgedacht? Gestern?

Michael: Nee, vorige Woche schon. Wir hatten an dieser Stelle immer irgendwelches anderes Zeug gespielt, und irgendwie sind wir halt jetzt darauf gekommen und haben es heute zum ersten Mal so live gespielt. Für mich steckt da allerdings schon ein bißchen mehr dahinter. Es geht da um das Anerkennen von anderen, um Akzeptanz. Wir haben das erst heute wieder erlebt: Da sind im Laufe des Tages (die Veranstaltung zum Reformationstag in der Lutherkirche zog sich über den ganzen Tag - Anm. rls) auch Leute reingekommen, die schon, als sie eine Band gesehen haben, ein langes Gesicht gezogen haben. Die predigen halt Verständnis, bringen eben das aber nicht selber auf die Reihe - dabei haben wir wirklich moderatest gespielt, nicht zu vergleichen mit heute abend, leiser und auch andere Titel ...

Conny: Es ist ja der Witz, daß sich trotzdem viele Gemeinden ‘ne Band bestellen. Sollen sie doch einen Liedermacher hinstellen ...

Michael: Nee, vielen gefällt’s ja auch, und es gibt in vielen Gemeinden Leute, die eben dieses Verständnis aufbringen können.

Göran: Auch die Zeile aus dem "Deutschlandlied" hat durchaus seine Bedeutung, da Deutschland ja nun mal wieder eins geworden ist und die Wiedervereinigungszeit auch einen gewissen Einfluß auf die Gründung von Sunrise hatte.

Michael: Es macht natürlich auch Spaß, so etwas einzubauen, und wir freuen uns über jeden, der das hört und uns darauf anspricht. Viele hören’s ja gar nicht. Ich meine, daß du als Heavy-Fan Deep Purple heraushören würdest, war mir klar, aber auf die Zeile aus dem "Deutschlandlied" hat uns eigentlich noch gar niemand angesprochen. Wenn wenigstens jemand protestieren würde ...

Conny: ... oder lächeln ...

Für 1999 ist ja eine CD geplant. Kann da schon irgendwas Spruchreiferes gesagt werden?

Michael: Wir wollten eigentlich im Februar aufnehmen, aber das schaffen wir nicht, weil wir gerade ein Haus bauen. Wir müssen das also verschieben und würden dann gerne im Sommer ins Studio, aber da sind auch noch nicht alle Termine abgeklärt, speziell beim Uli, der also auch bei den Aufnahmen als Tontechniker zugange sein wird. Die Mehrheit sagt übrigens, daß die CD "Verbotene Früchte" heißen soll.

Wo will die Band hin? (Gewitzel im Hintergrund: Nach Hause.)

Göran: Also, ich persönlich habe das Ziel, die Arbeit mit Sunrise so lange wie möglich mit dem, was ich beruflich und sonst noch mache, in Einklang zu bringen.

Michael: Das ist sicher ein Ziel von uns allen. Wichtig ist auch, daß immer noch neue Ideen kommen, neue Lieder entstehen. Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Lieder geschrieben und gespielt - nicht so wie andere, die dann ein ganzes Jahr lang immer dasselbe spielen -, denn da wir viel hier in der Region auftreten, möchte man ja immer mal was Neues machen. Und solange das noch geht ... irgendwie denke ich, das Berufliche und das ganze andere regelt sich dann von selbst. Wenn wir zusammen ‘ne kleine Tour machen, haben wir viel Spaß ...

Göran: Wir spielen jetzt so 15 Konzerte im Jahr, und in dem Rahmen soll das auch bleiben. Wir haben gesagt, so ungefähr 20 sind machbar, und mehr wird das auch nicht werden.

Michael: Wir würden gerne noch ein bißchen hier aus dem Umkreis rauskommen, aber das ist nicht einfach, weil wir die ganze Promotionsache auch noch selber machen. Das geht schon bei Fotos los oder der ganzen Repräsentation - wenn man da jemand hätte, könnte ich mir schon vorstellen, daß wir den Rahmen etwas weiter setzen könnten. Hauptpunkt bleibt aber, daß wir noch ein paar Jahre Freude aneinander haben.

Und jetzt wieder auf zum beliebten Stichwortkommentarspielchen! Hätte es eigentlich heißen sollen. Dummerweise nahm aber die Aufnahmequalität auf dem Interviewtape immer weiter ab, so daß ich beim besten Willen keine zusammenhängenden, aussagekräftigen Statements mehr heraushören konnte. Eigentlich schade, denn die Band hatte zu Stichworten wie Gerhard Schröder, Felsenkeller Lay oder Nikolaikirche Leipzig durchaus was Interessantes zu sagen, aber ehe ich jetzt ein eventuell mit Fehlern behaftetes Gedächtnisprotokoll anfertige, lasse ich’s lieber ganz bleiben. Eins war indes noch zu verstehen, und zwar Görans Antwort auf die ...

... Abschlußfrage: Was macht ihr am 1.7.2000?


Göran: Ist da nicht gerade die Expo? Also, dann spielen wir vor 50 000 Leuten auf der Expo!

Na, da sieht die Zukunft für Sunrise ja mehr als rosig aus. Wer also schon mal Karten vorbestellen, einen der exquisiten Tonträger haben oder die Band aus anderen Gründen kontakten möchte, der wende sich an: Michael Fröhlich, Am Rittergut 40, 09243 Niederfrohna, Tel. (03722) 90189, Mail mc-sunrise@web.de









www.Crossover-agm.de
© by CrossOver