Southern Gospel-Tour 13.10.2001 Limbach, Ev. Kirche von rls Schon erstaunlich, wie intensiv
man sich in einem vom Kartenbild her eigentlich recht übersichtlichen
Dorf verfahren kann und wie lange es dauern kann, bis man bei abwesendem
Tageslicht die Kirche gefunden hat. Letzten Endes traf ich mehr als eine
Viertelstunde nach geplantem Konzertbeginn im Limbacher Gotteshaus ein
und fand auf der Orgelbank einen sound- wie sichttechnisch erstklassigen
Platz. Ein erster Blick nach vorn auf das musizierende Ensemble - nanu,
gar keins da, nur vier Sänger? Finanziell wie personell war's leider
nicht möglich gewesen, eine komplette Formation auf die Reise zu schicken,
so daß nahezu die gesamte Musik vom Band kam, was den Spielraum für
spontane Veränderungen während der Lieder natürlich etwas
einengte. Aber da waren ja noch die vier Mikrofoninhaber in Fleisch und
Blut anwesend, und sie erstickten jeden Keim des Zweifels schon im Ansatz,
indem sie eine derartig lebendige Vortragsweise an den Tag legten, daß
einem automatisch warm ums Herz werden mußte, egal ob zu den gar
nicht so reichlich vertretenen klassischen Gospel-Stilelementen gerade
ein flotter dixieartiger Country oder aber ein romantischer Blues hinzugefügt
wurde. Schon die CD "Southern Gospel -
Noch nicht zu Hause" hatte eine gelungene Mixtur aus Emotion und Bewegungsdrang
transportiert - live änderte sich daran erwartungsgemäß
nichts, nur das ehrliche und kompromißlose christliche Bekenntnis
von Bob, DeEtta, Diana und Paul kam noch hinzu, diesen Abend damit im religiösen
Sinne erbaulich machend (den englischen Teil der Lyrics gab's für
alle Sprachunkundigen auf Leinwand in übersetzter Form zum Mitlesen).
Nur die Panflöten-Exkurse Pauls hätte ich nicht unbedingt haben
müssen, denn so recht mit dem Rest der Musik wollten sie nicht harmonisch
symbiotisieren, und technisch wie emotionell neue Welten erschlossen sich
einem ebenfalls nicht (dann doch lieber das Frühwerk von Edward Simoni).
Auch den besten Song der CD, "Raus aus dem Grab, Lazarus", vermißte
ich schmerzlich, aber er kann natürlich auch schon zu Beginn des Sets
gespielt worden sein, als ich noch nicht zugegen war. Highlights wie "Gott
fängt erst richtig an" (dessen Gesangsarrangements mich nach wie vor
an die "Trio"-Projektplatte von Dolly Parton, Linda Ronstadt und Emmylou
Harris erinnern), "Ich ging durch die Tür", das mit der kultigsten
Textzeile des gesamten Gigs, "Als der Computer ward geborn, stieß
Gabriel nicht in sein Horn", versehene "Wenn der Engel Jubel ertönt"
oder der Feger "We're Gonna Make It", den es als Zugabe noch ein zweites
Mal zu hören gab, machten diesen Gig jedenfalls zum Erlebnis sondersgleichen.
Das sah auch das altersmäßig erstaunlich gemischte und recht
zahlreich anwesende Publikum so - nachdem während dem Gig zwischen
den Tracks Stille herrschte (von dieser am Anfang getroffenen Vereinbarung
wußte ich als Zuspätgekommener natürlich auch nix), gab's
am Ende der überschlägig anderthalb Stunden donnernden Applaus.
Unterm Strich ein Gig mit geradezu kathartischer Wirkung auf mich - in
leicht aufgekratztem Zustand angekommen (was nicht explizit an den Orientierungsschwierigkeiten
lag), fuhr ich entspannt wie selten nach einem Konzert nach Hause.
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