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Bang Your Head!!! 2001    29.-30.06.2001    Balingen
von ta (abtipped by Jonas Pretzsch)

Odyssey in Metal

Der Beginn der Sommerferien wurde dieses Jahr zusätzlich noch mit einem Leckerbissen für Freunde und Verfechter der metallischen Tonkunst erhellt. Das „Bang Your Head!!!“-Festival rief - und konnte mit schillernden Namen wie Judas Priest, Savatage oder Stratovarius zum wiederholten mal die Headbanger scharenweise in das idyllisch gelegene Balingen (bei Stuttgart) locken. So auch uns zwei.
Der Tag vor dem offiziellen Festivalbeginn, Donnerstag, war für uns und die meisten Fans der Anreisetag. Mitternächtlicher Zeltaufbau war unsere erste „Amtshandlung“, bereits dabei lernten wir die ersten Gleichgesinnten kennen und befanden sie für sympatisch ... Andere Nachbarn allerdings hatten offensichtlich die Intention unter Beihilfe beachtlicher Mengen Alkohols die spielenden Bands an Lautstärke zu übertreffen! Später mehr über die diversen Möglichkeiten so ein Festival zu nutzen.

Nun zur Musik: Der Freitag begann mit den spanischen Power-Metallern Tierra Santa, die wir aufgrund des sehr langsam fortschreitenden Einlaßprozesses leider nur akustisch wahrnehmen konnten. Vom Hocker reißen konnte uns deren Songmaterial zwar nicht gerade - obgleich die spanischen Texte natürlich exotischen Reiz haben - aber gut gespielt klang‘s allemal und sogar Besucher in Tierra Santa-Shirts waren auszumachen.
Die nächste Band war eine von denen, wegen der ich eigentlich gekommen war: die texanischen Doomkönige Solitude Aeternus. Die Show begann mit „Pawns of anger“ und die Band präsentierte sich spielstark, jedoch nicht gerade bewegungsfreudig. Nachdem wir uns dann Vergleiche erlauben konnten, mußten wir zugeben: „Nicht gerade der Liceact!“ (Was aber nichts an der Klasse der Musik ändert!) Bei „Days of prayer“ flogen vor der Bühne einige Matten, auf selbiger sah es in dieser Hinsicht anders aus: Edgar Rivera (git) und Robert Lowe (wie immer als augenverdrehender Psychopath) waren beim Friseur gewesen und John Perez sowie Steve Mosley wirkten ehrlich gesagt auch nicht stark motiviert. Vielleicht lag‘s am recht bescheidenem Auditorium... Auch das Wetter war nicht gerade geeignet für eine düstere, depressive Show (deutete Robert Lowe auch an).
Mehr Leute waren dann zu Brainstorm anzutreffen - die einen der besten Auftritte des Tages auf die Bretter brachten! Hier bekam der geneigte Zuschauer/-hörer alles geboten: Tadelloses Spiel, ununterbrochene Positionswechsel, Animation zum Händehochreißen usw. Sänger Andy B. Franck sprühte vor Aktivität - da auch sein Gesang kein bisschen unter der Show zu leiden hatte, kann man nur gratulieren. Neben Speed-Hammern wie „Holy wars“ oder „Tear down the walls“ hatte die Band auch noch einige Midtempostücke mitgebracht, bei denen vor der Bühne die Haare flogen. Auch ein neues Stück, welches stilistisch nicht weiter aus dem Rahmen fiel, wurde vorgestellt und gefeiert. Auch wenn mich die Platten der Mannen nicht überzeugen - als Liveband sind Brainstorm wirklich erste Sahne!
Auch Kamelot boten einen exzellenten Auftritt, obwohl die Band - verstärkt durch Günther Werno (Vanden Plas) am Keyboard - mit schwerwiegenden Soundproblemen zu kämpfen hatte. Das Schlagzeug war zu laut, der Gesang stellenweise nicht zu hören und die Abstimmung passte einfach nicht ganz (gegen Ende wurde es besser). Unbeeindruckt boten Kamelot eine Lehrstunde bezüglich Zusammenspiels und „Stageacting“ - besonders die Rhythmussektion konnte überzeugen: Basser Glenn Barry bearbeitete sein Langholz wieselflink mit den Fingern und fand dabei immer noch Zeit für viel Bewegung, während Schlagzeuger Casey Grillo unglaublich präzise sein Drumkit zusammenprügelte - dabei schaffte er es noch zu headbangen ... Auch Sänger Roy machte viele Gesten in seinem langen schwarzen Mantel. Die Songauswahl beschränkte sich bis auf „Call of the sea“ auf die Alben „The fourth legacy“ und „Karma“, was aufgrund der recht kurzen Spielzeit von 40 min allerdings legitim ist ...
Mit Vicious Rumors hob sich der Härtepegel dann etwas, das Publikum zeigte sich jedoch eher zurückhaltend, obwohl besonders Brian O`Conner in der Sängerposition versuchte, mit Mikrofonständerfechtereien übelster Sorte (er erschlug fast Gitarrist Geoff Thorpe) Stimmung aufkeimen zu lassen. Lustig war‘s irgendwie schon, z.B. wenn Basser (als Glatzkopf) und zweiter Gitarrist (Haare bis fast in die Kniekehlen) nebeneinander bangen! Eine Art von Highlight stellte ein Mann zwischen 45 und 55 dar, der sich mit Bart, Mortician-T-Shirt und weißem Turban unter die Menge gemischt hatte. Er feierte die Musik (wie auch dann bei anderen Bands) indem er hüpfte und moshte (eher allein!) oder headbangte. Die Begeisterung war eindeutig echt - trotz des untypischen Auftretens!
In der nächsten Umbauphase gingen wir beide mal kurz zum Zelt, um etwas zu trinken (bei dieser Hitze und vor Kreator ganz angebracht). Wir mußten aber feststellen, daß nicht nur unsere Getränke pisswarm waren, sondern sich auch Margarinesuppe über unser Toastbrot ergossen hatte und sogar der Käse im Aggregatzustand eher zu flüssig tendierte. Mjam ...
Kreator hatten einen tollen Sound und viel bunten Nebel aufzubieten und ließen mit „Extreme aggression“, „Flag of hate“ und „Tormentor“ sogar drei High-Speed-Thrasher aus alten Tagen von der Leine. Außerdem stellten sie ein neues Stück vor, welches sich stilistisch in die „Cause for conflict“-Ära einordnen läßt. Sie spielten gut zusammen und konnten die Menge zum kollektiven Mähneschwingen anregen.
Absolut abgefeiert wurden danach Armored Saint - und das zu Recht, lieferten die Mannen um Energiebündel John Bush doch den besten Auftritt des Tages (dürften jedenfalls viele Festivalbesucher so sehen, sofern sie bereit sind ihrer eigentlichen Lieblingsband den abzusprechen). In einem „Fuck Bush“-T-Shirt, welches die amerikanische Flagge und eben diese Aufschrift zeigte (das ist mindestens doppeldeutig: 1. der Träger heißt selber Bush ;-) 2. Mit Ami-Flagge bedeutet es wohl nichts gutes in Bezug auf den neuen Cowboy-Präsidenten), rannte der quirlige Sänger über die große Bühne, kletterte zwischendurch auf die Lichttraverse und sang von oben. Mit den sympathischen Ansagen und toller Gesangsleistung zeigte er sich von seiner besseren Seite. (Seine dreckigere zeigte er, als er Whiskey durch das Publikum reichte und einige Sprüche dazu losließ!) Es ist immer wieder unglaublich, welche Energie diese Band vermittelt, besonders weil sich jedes Mitglied (inkl. Gonzo am Schlagzeug) in die Performance einbringt und das Publikum zum Mitmachen anfeuert. Was bei Krachern wie „March of the saint“ (ihr Opener), „Can u deliver“, „After me the flood“ oder dem erstmals live gespielten „Den of thieves“ auch gut gelang - es wurde gebangt, gehüpft und mitgesungen. Gratulation!
Wegen Rose Tattoo waren viele Besucher eigens angereist, dementsprechend laut beklatscht wurde die Band um den charismatischen Sänger Angry Anderson. Unter exzellenten Soundbedingungen, es war zudem extrem laut, spielten die Australier alle wichtigen Hits von „Butcher and fast Eddie“ über „Rock `n` Roll is king“ bis hin zu „Nice boys“ und die Massen sangen kräftig mit. Eine aussagekräftige Anekdote ist, daß ein Fan die Bühne bestieg und vor Angry niederkniete - beide umarmten sich und heulten!
Dann gingen wir mal wieder kurz zum Zelt: uns fiel auf, seit gut acht Stunden nix mehr gegessen zu haben ... Bei dieser Gelegenheit fiel uns auf, wie verdreckt es bereits jetzt ringsherum aussah und ein mangelndes Umweltbewußtsein in Metallerkreisen wurde für uns zum Kritikpunkt! Das Campinggelände und der Weg zum Bühnengelände sahen aus, als hätten ein Flugzeug Müll wie Dünger gründlich herabregnen lassen! Über das Bühnengelände selbst, auf dem auch noch Werbezettelchen verteilt wurden, schweigen wir lieber gleich. Besonders empört hat uns dies, weil Müllsäcke verteilt worden waren und sich die Metaller selbst gern die Füße an einem idyllischen Bach vertraten und kühlten - der danach eben nicht mehr so idyllisch war ...
Uriah Heep begannen ihr Set mit „Return to fantasy“ und bewiesen im Laufe des Gigs, wie sehr sie den Kultstatus, den Mick Box und Co. in der Szene genießen, verdienen. Das liegt hauptsächlich an der musikalischen Klasse der Band auf Studioaufnahmen, aber auch live ließen Uriah Heep nichts anbrennen und boten einen souveränen Auftritt mit viel Bewegung, bei härteren Stücken wie „Sunrise“ wurde in der Menge sogar gebangt. Insgesamt waren die Jungs recht sympathisch und wurden denn auch mit viel Beifall belohnt - und das obwohl nicht hauptsächlich Nostalgiker unter dem Publikum waren sondern viele junge Leute! Sehr erfrischend, daß so etwas in der Metalszene noch Platz findet!
Uns fiel auch die familiäre Atmosphäre auf, über die wir bisher nur gelesen hatten - obwohl sich ja gerade auf dem BYH viele unterschiedliche Generationen und Vorlieben mischen. Das Hochgefühl, das einen als Musikliebhaber dort überkommt steigert sich natürlich besonders, wenn eine Ausnahmeband wie Savatage die Bühne entert ... Die waren dann nämlich als nächstes dran - nach einer recht langen Umbaupause. Als erstes bekam die zahlreich angetretene Fangemeinde „City beneath the surface“ zu hören. Bei diesem Lied konnte sich der neue Sänger Damond Jiniya richtig ausschreien, bei melodiebetonteren Stücken wie „Gutter ballet“ konnte er mich jedoch nicht ganz überzeugen (zuviel Geschrei, zu wenig Gesang). Ein Blickfang und sich ständig bewegender Publikumsanimateur ist der schwarz gekleidete Propellerbanger aber auf jeden Fall. Jon Oliva schien allerdings ebenfalls nicht so gut bei Stimme zu sein: dem geneigten Zuhörer fiel auf, daß er stellenweise nicht ganz sauber klang oder tiefer sang als auf den CDs zu hören. Die Soundverhältnisse ließen leider teilweise die typischen „Savatage-Details“ untergehen. Dieses Manko wurde jedoch von der Saitenfraktion wieder rausgeholt. Neben den beiden Blondschöpfen Chris Caffery und Johnny Lee Middleton überzeugte auch Neuzugang Jack Frost (unglaublich: der spielt noch für Seven Witches, The Bronx Casket Company, Metalium, Speeed - waren das alle?) mit viel Hampelei und gutem Spiel. Vom neuen Album war nur „Surrender“ zu vernehmen, dafür wurden z.B. „The wake of Magellan“ oder „Edge of thorns“ in einem Titeltrackmedley verpackt vorgetragen. Nach dem abschließenden „Hall of the mountain king“ waren dann alle glücklich und zufrieden (wer keine Ohrenstöpsel benutzte vielleicht auch benommen - es war recht laut) und die Bühne wurde für die Headliner des Freitags geräumt ...
... Judas Priest: Zum ersten Lied schafften wir es nicht zurück auf das Konzertgelände, es war aber ganz sicher nicht „The hellion“/„Electric Eye“, denn das folgte erst im ersten Zugabenteil! Damit war Judas Priest die erste Band des Festivals, die tatsächlich Zugaben gab - für die anderen war der Zeitplan zwingend. Außerdem waren sie die ersten, bei denen die Beleuchtungsshow auf der (mit einem roten „Demolition“-Backdrop versehenen) Bühne ihren Effekt offenbarte! Alle anderen spielten ja als es noch recht hell war ... Man konnte ja gespannt sein, wie eine der ersten Shows für das neue Album laufen würde, mich jedenfalls konnten die Briten überzeugen. Tim „Ripper“ Owens wurde seiner Stellung als Ausnahmesänger voll und ganz gerecht und auch der Rest der Band bewegte sich ordentlich und war aufeinander eingespielt. Auch neue Songs wie „Machine man“ kamen gut rüber. Als der „Ripper“ - wer seine Ansagen nochmal hören will, führe sich die „Live: Meltdown“-Scheibe zu Gemüte - vor dem gut geschriebenen „Painkiller“ noch eine Harley auf der Bühne knattern ließ, hatten Judas Priest gewonnen. Das schon seit Ewigkeiten nicht mehr live gespielte „United“ wurde stürmisch abgefeiert (und war des Nachts an allen Ecken des Campingplatzes zu hören ...) - aber nach „Hell bent for leather“ war dann endgültig Schluß.
Wir zogen uns langsam zurück und waren auch ganz schön fertig ... schlafen konnte man jedoch kaum, denn ringsherum war Saufen und Party angesagt! Mindestens bis früh um fünf war es laut (das offizielle Partyzelt war in Dauernutzung). Und wir hatten schreckliche Angst (Huh!), uns könnte ein Zeltnachbar das Leinen mit Halbverdautem benetzen.

Der Samstag begann mit Nacken- und Rückenschmerzen, der daraus resultierenden Feststellung, daß man sich auf einem Metalfestival erster Güte befindet und natürlich einem Bier. Dann konnte es auch gleich weitergehen.
Wie mit den Undergroundlern Couragous aus Frankfurt. Als selbige die Bühne betraten hatten sich zwar erst wenige Langhaarige vor ihr versammelt, diese machten aber dem Festivalnamen alle Ehre. Obwohl kaum einer mit dem Liedmaterial der Band vertraut gewesen sein dürfte. Das spricht eigentlich für Couragous, die einen guten Auftritt lieferten - die Gitarrenfront nutzte die breite Bühne meist gut aus, der Bassist poste kräftig herum, der Sänger bewegte sich sehr viel in seinem schwarzen Mantel, der Schlagzeuger sang als erster des Vertreter seines Fachs die Texte mit. Die Musik, eine steinharte Mischung aus Power (Harmonien), Thrash (Riffs) und Black (gelegentlich beim Gesang und der Gitarrenstimmung) Metal konnte zumindest live überzeugen.
Musikalisch sind die nachfolgenden Eidolon gar nicht mal weit davon entfernt, obwohl sie eindeutig mehr Gewicht auf die Melodien legen. Allerdings sollten Gitarrist und Basser sich noch etwas in Publikumskontakt üben! Der sympathische Sänger beherrschte diese Kunst schon besser. Seine Bemühungen, das Fußvolk zu animieren, zeigten aber auch nicht viel Erfolg - bei Songs wie „Nightmare world“ waren dennoch einige Banger zu sehen. Auffällig war der Schlagzeuger, welcher 1. die gegrunzten Gesangsparts übernahm (waren nicht viele) und 2. seine Hihat mit der linken Hand spielte. Ein Erfolg war der Auftritt für Eidolon nicht wirklich ...
Besser kamen da schon Squealer an, obwohl ich die Hessenbuben nicht unbedingt favorisiere. Der Auftritt war trotzdem recht ordentlich, besonders der Basser war eine recht zappelige Person. Die ganze Band wirkte engagiert, nur Sänger Andreas „Henner“ Allendörfer muß wohl zuviel Sonne abgekriegt haben. Seine Begrüßung „Hallo Wacken“ oder das „Fahrt vorsichtig, es ist glatt“ waren keine Denkfehler oder sonst ein Problem, sondern Teil seines recht skurrilen Humors (der allerdings erst nicht verstanden und danach nicht gut gefunden wurde)! Der Schlagzeuger (nicht Mike Terrana - er spielte trotzdem grandios) sowie der zweite Sänger bei „Friends for life“ waren uns beiden unbekannt ...
Anvil waren scheinbar einer der Publikumsfavoriten - jedenfalls wurde es nun schlagartig voll und auch Fanshirts waren wieder zu sehen! Ihr Auftritt war erste Sahne und die Kanadier bewiesen, daß man Thrash auch mit viel Humor spielen kann. Frontsau Lips schrie die Ansagen in seinen Gitarrentonabnehmer anstatt ins Mikro, spielte Gitarrensoli mit einem obligatorischen Gummidödel (der taucht in jeder Show von Anvil auf) und feuerte und grinste unermüdlich die begeisterte Masse an. Ivan und G5 bangten was das Zeug hielt und Robbo hielt die Band supertight zusammen. Außerdem legte dieser noch ein absolut unsterbliches, unglaubliches und noch dazu eigentlich unspielbares Schlagzeugsolo hin! (Anm. Jonas: Ich als unprofessioneller Schlagzeuger kann da nur staunen und stand echt die ganze Zeit mit offenem Mund in der Menge ...) Trotz der teilweise rhythmisch recht vertrackten Songs spielten alle 100%ig zusammen - und das Publikum sog hingerissen Klassiker wie „Smoking green“, „Forged in fire“ oder „Metal on metal“ auf. Auch das neue „Plenty of power“ wurde gefeiert. Mit und ohne Aufforderung wurde mitgesungen, gebangt und geklatscht ...
Helstar konnten den Stimmungspegel nach Anvil sogar locker halten und feuerten unermüdlich ihre Riffmonster in die jubelnde Headbangerschar. Die ganze Band, besonders James Rivera, rannte dabei unermüdlich über die Bühne und spielte gut zusammen, allein mir war das dargebotene Liedgut zu gleichförmig, was das Auditorium vermutlich anders sah. Viele waren extra wegen Helstar angereist - immerhin war das hier auch eine Reunion-Show - und so feierte die Menge ...
Von der Company of Snakes haben wir leider nicht allzu viel mitbekommen, außer ein paar mal Aufhorchen - wie z.B. bei einem auffällig bluesigen Gitarrensolo (halbes Lied?). Irgendwann mußten wir uns ja dann mal über die Angebote der Metalbörse hermachen! Da gab es ganz tolle Scheiben in silber und in schwarz, für tolle Preise auch noch! Raritäten gab es auch ohne Ende (Anm. Jonas: ich konnte z.B. nicht widerstehen die „Mosquito“-CD von den legendären Psychotic Waltz zu erstehen!) Wer da mit zuviel Geld reingeht, kann mit zu vielen Platten wieder rauskommen (sofern man zuviel Metalscheiben besitzen kann). Natürlich gab es aber auch Poster und Bandshirts ...
Normalerweise können wir beiden zwar nicht so besonders viel mit Death Metal anfangen, aber so ein Six Feet Under-Liveauftritt hat was für sich! Zwar war Chris Barnes am Mikro der einzige aktive Posten auf der Bühne - die anderen hielten sich bewegungstechnisch arg zurück - aber vor selbiger waren so viele Banger zu sehen wie auf keinem Konzert zuvor und danach! Bei Midtempobrettern wie „Feasting on the blood of the insane“ oder schnellerem Stoff („Bonesaw“ u.ä.) wurden ordentlich Hirne durchquirlt und bei jedem Grunzer, Kreischer, Keucher oder Brüller vom Sänger waren etliche Hände mit teuflischer Fingerkombination in der Menge zu sehen! Es ist der Vorteil von Six Feet Under, daß sie nicht etwa wie Cannibal Corpse oder Vader hauptsächlich Hochgeschwindigkeitsgeschosse schreiben, sondern sich auf langsamere Gefilde konzentrieren. Das macht das Headbangen zur reinsten Freude. Die Menge an T-Shirt-Trägern der Amis war jedenfalls beachtlich - einer dieser Leute kniete am Ende des Konzerts gar auf dem Konzertgelände nieder (oder dankte er Gott für dieses Konzert? *g*)!
Danach die Bühne betreten zu sollen war keine leichte Aufgabe für Axel Rudi Pell und Anhang. Trotzdem konnten die Hardrocker (wohl hauptsächlich der tollen Performance wegen, die Sänger Johnny Gioeli bot) mit jedem Lied mehr Zuhörer für sich gewinnen. Wie immer wurden bekannte Themen anderer Komponisten eingebastelt, wie „Smoke on the water“ oder auch populäre Melodien der Klassik ... Ein cooler Bühnenaktivist war wie immer Ferdy Doernberg (Rough Silk) der mit viel Elan seine Keyboards bearbeitete und über die Bühne wuchtete. (Richtig gelesen: er trug es mit einer Hand und spielte dabei mit der anderen!) Pell selber wirkte sehr in sein Spiel vertieft, wogegen Terrana hinter seinem Schlagzeug bangte und zappelte und Sticks fliegen ließ wie ein Irrer. Er legte natürlich auch ein Solo hin (für seine Verhältnisse recht kurz), aber wie auch sein Stil insgesamt, passte auch das Solo mit seinem ganzen Doublebassgewitter nicht ganz zur „weicheren“ Musik und da es nicht den Rhythmus eines Liedes unterstützte wirkte es irgendwie selbstgefällig (hat Jonas gesagt). (Anm. Jonas: Den ursprünglichen Spaß, den diese Musik rüberbringt konnte diese Art Neuanstrich irgendwie nicht erzeugen, finde ich ...) Im Publikum befanden sich übrigens auch ungefähr sechsjährige Knöpfe - auf den Schultern ihrer Papas - und hoben die zwei Deibelfinger ... NAJA!
In der Umbaupause zu Megadeth hatten sich einige Leute vor der Bühne gestaut und warteten. Wir waren relativ weit vorn mit dabei und warteten auch - denn die Pause war recht lang. Als dann schon die ersten Bierbecher gen Bühne flogen, ging es langsam los: Die amerikanischen (Ex-)Thrasher kamen doch noch und wateten durch den ersten Nebel auf die Bretter - mit Begleitmelodie von „Prince of darkness“. Dann begannen sie energisch draufloszuspielen! Al Pitrelli wirkte allerdings gelegentlich richtig apathisch. Die Stimmung war die ganze Zeit über genial - übergekocht ist sie jedoch nur bei klassischen Krachern wie „Holy wars“, „Tornado of souls“, „Peace sells...“ und „Symphony of destruction“. Bis auf ein neues Lied ertönten außerdem „Trust“ und „She-wolf“ von der „Cryptic Writings“-Scheiblette, was zumindest uns zwei überraschte. Neben der gewohnt virtuosen Gitarrenarbeit Dave Mustaines bzw. Al Pitrellis fiel auch Schlagzeuger Jimmy DeGrasso durch tightes und hartes Spiel auf (Anm. Jonas: sehr sauber! - und ich sah die Toms extrem wackeln wenn sie „angespielt“ wurden!) Wer sich allerdings ohne Ohrenstöpsel nach vorne getraut hatte, dem dürften noch Stunden danach die Lauscher geglüht haben. Klartext: es war schweinelaut!!!
Auch Stratovarius hielten viele Fans vorn an der Bühne und ließen sich gehörig feiern. Manche mögen ja den Stil nicht, aber technisch kann man ihnen nichts nachsagen, eine gute Liveband sind sie auf jeden Fall auch! Mit viel Lightshow-Spielereien und Pyrotechnik und alles voll Stratovarius-Schriftzügen begeisterten die Deutsch-Finnen die Menge - besonders wenn Wunderknabe und Sänger Timo Kotipelto Hände sehen wollte, war er nach diesem Gig sicher nicht enttäuscht! Kurzum: Gute Unterhaltung wünschten Stratovarius. Kotipelto übrigens schaffte es immer wieder das Auditorium dazu zu bringen, sich die Lunge aus dem Leib zu brüllen - er verglich es immer mit dem Publikum anderer Länder, Marke: „die waren seeehr laut da, könnt ihr etwa noch lauter??!“ - Sehr geschickt ...
Den krönenden Abschluß des BYH!!! bildete Dee Snider. Material von selbigem bzw. Twisted Sister ist mir nicht geläufig, aber die Show war fein: Die Band und Mr. Dee „fucking“ Snider rockten ab und der Ex-Twisted Sister-Frontmann machte seinem Ruf als Entertainer/Plappermaul alle Ehre: Da wurde dem Publikum Honig um den Bart geschmiert, übers Wetter gewettert, Lemmy gelobt und in einem Satz von 20 Worten schlich sich 21 mal ein „fuck“ ein ... Leider waren die Windverhältnisse ungünstig, wodurch der Sound oftmals nur fetzenweise bis zu uns drang. Das große Theater erreichte seinen Höhepunkt in einem Feuerwerk bei Gewitter - von wegen (Zitat Snider) „Mother nature loves Rock `n` Roll“ - Er meinte ja, es würde deshalb nicht während seines Auftrittes regnen, das tat es dann aber doch wie aus Kübeln. Gefeiert wurde trotzdem weiterhin auf dem gesamten Gelände und von überall her tönte „We gotta get it all“. This is true Metal!

Die ganze Nacht hindurch wurde das Campinggelände zur Feierzone erklärt, neben Queen und Nirvana vernahmen Jonas‘ Ohren sogar Dancefloorklänge. Na danke auch ... Sonntags machten sich die meisten Camper schon recht früh aus dem Staub und hinterließen ihre Plätze als Müllhalden - brauchen wir glaube ich nicht weiter kommentieren. Wir machten uns erst gegen Mittag auf den Heimweg und wußten, daß dieses Festival ein mehr als adäquater Ferienbeginn war ...
 






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