|
Bang Your Head!!! 2001
29.-30.06.2001 Balingen
von
ta
(abtipped by Jonas Pretzsch)
Odyssey in Metal
Der Beginn der Sommerferien
wurde dieses Jahr zusätzlich noch mit einem Leckerbissen für
Freunde und Verfechter der metallischen Tonkunst erhellt. Das „Bang Your
Head!!!“-Festival rief - und konnte mit schillernden Namen wie Judas Priest,
Savatage oder Stratovarius zum wiederholten mal die Headbanger scharenweise
in das idyllisch gelegene Balingen (bei Stuttgart) locken. So auch uns
zwei.
Der Tag vor dem offiziellen
Festivalbeginn, Donnerstag, war für uns und die meisten Fans der Anreisetag.
Mitternächtlicher Zeltaufbau war unsere erste „Amtshandlung“, bereits
dabei lernten wir die ersten Gleichgesinnten kennen und befanden sie für
sympatisch ... Andere Nachbarn allerdings hatten offensichtlich die Intention
unter Beihilfe beachtlicher Mengen Alkohols die spielenden Bands an Lautstärke
zu übertreffen! Später mehr über die diversen Möglichkeiten
so ein Festival zu nutzen.
Nun zur Musik: Der Freitag
begann mit den spanischen Power-Metallern Tierra Santa, die wir
aufgrund des sehr langsam fortschreitenden Einlaßprozesses leider
nur akustisch wahrnehmen konnten. Vom Hocker reißen konnte uns deren
Songmaterial zwar nicht gerade - obgleich die spanischen Texte natürlich
exotischen Reiz haben - aber gut gespielt klang‘s allemal und sogar Besucher
in Tierra Santa-Shirts waren auszumachen.
Die nächste Band war
eine von denen, wegen der ich eigentlich gekommen war: die texanischen
Doomkönige Solitude Aeternus. Die Show begann mit „Pawns of
anger“ und die Band präsentierte sich spielstark, jedoch nicht gerade
bewegungsfreudig. Nachdem wir uns dann Vergleiche erlauben konnten, mußten
wir zugeben: „Nicht gerade der Liceact!“ (Was aber nichts an der Klasse
der Musik ändert!) Bei „Days of prayer“ flogen vor der Bühne
einige Matten, auf selbiger sah es in dieser Hinsicht anders aus: Edgar
Rivera (git) und Robert Lowe (wie immer als augenverdrehender Psychopath)
waren beim Friseur gewesen und John Perez sowie Steve Mosley wirkten ehrlich
gesagt auch nicht stark motiviert. Vielleicht lag‘s am recht bescheidenem
Auditorium... Auch das Wetter war nicht gerade geeignet für eine düstere,
depressive Show (deutete Robert Lowe auch an).
Mehr Leute waren dann zu Brainstorm
anzutreffen - die einen der besten Auftritte des Tages auf die Bretter
brachten! Hier bekam der geneigte Zuschauer/-hörer alles geboten:
Tadelloses Spiel, ununterbrochene Positionswechsel, Animation zum Händehochreißen
usw. Sänger Andy B. Franck sprühte vor Aktivität - da auch
sein Gesang kein bisschen unter der Show zu leiden hatte, kann man nur
gratulieren. Neben Speed-Hammern wie „Holy wars“ oder „Tear down the walls“
hatte die Band auch noch einige Midtempostücke mitgebracht, bei denen
vor der Bühne die Haare flogen. Auch ein neues Stück, welches
stilistisch nicht weiter aus dem Rahmen fiel, wurde vorgestellt und gefeiert.
Auch wenn mich die Platten der Mannen nicht überzeugen - als Liveband
sind Brainstorm wirklich erste Sahne!
Auch Kamelot boten
einen exzellenten Auftritt, obwohl die Band - verstärkt durch Günther
Werno (Vanden Plas) am Keyboard - mit schwerwiegenden Soundproblemen zu
kämpfen hatte. Das Schlagzeug war zu laut, der Gesang stellenweise
nicht zu hören und die Abstimmung passte einfach nicht ganz (gegen
Ende wurde es besser). Unbeeindruckt boten Kamelot eine Lehrstunde bezüglich
Zusammenspiels und „Stageacting“ - besonders die Rhythmussektion konnte
überzeugen: Basser Glenn Barry bearbeitete sein Langholz wieselflink
mit den Fingern und fand dabei immer noch Zeit für viel Bewegung,
während Schlagzeuger Casey Grillo unglaublich präzise sein Drumkit
zusammenprügelte - dabei schaffte er es noch zu headbangen ... Auch
Sänger Roy machte viele Gesten in seinem langen schwarzen Mantel.
Die Songauswahl beschränkte sich bis auf „Call of the sea“ auf die
Alben „The fourth legacy“ und „Karma“, was aufgrund der recht kurzen Spielzeit
von 40 min allerdings legitim ist ...
Mit Vicious Rumors
hob sich der Härtepegel dann etwas, das Publikum zeigte sich jedoch
eher zurückhaltend, obwohl besonders Brian O`Conner in der Sängerposition
versuchte, mit Mikrofonständerfechtereien übelster Sorte (er
erschlug fast Gitarrist Geoff Thorpe) Stimmung aufkeimen zu lassen. Lustig
war‘s irgendwie schon, z.B. wenn Basser (als Glatzkopf) und zweiter Gitarrist
(Haare bis fast in die Kniekehlen) nebeneinander bangen! Eine Art von Highlight
stellte ein Mann zwischen 45 und 55 dar, der sich mit Bart, Mortician-T-Shirt
und weißem Turban unter die Menge gemischt hatte. Er feierte die
Musik (wie auch dann bei anderen Bands) indem er hüpfte und moshte
(eher allein!) oder headbangte. Die Begeisterung war eindeutig echt - trotz
des untypischen Auftretens!
In der nächsten Umbauphase
gingen wir beide mal kurz zum Zelt, um etwas zu trinken (bei dieser Hitze
und vor Kreator ganz angebracht). Wir mußten aber feststellen, daß
nicht nur unsere Getränke pisswarm waren, sondern sich auch Margarinesuppe
über unser Toastbrot ergossen hatte und sogar der Käse im Aggregatzustand
eher zu flüssig tendierte. Mjam ...
Kreator hatten einen
tollen Sound und viel bunten Nebel aufzubieten und ließen mit „Extreme
aggression“, „Flag of hate“ und „Tormentor“ sogar drei High-Speed-Thrasher
aus alten Tagen von der Leine. Außerdem stellten sie ein neues Stück
vor, welches sich stilistisch in die „Cause for conflict“-Ära einordnen
läßt. Sie spielten gut zusammen und konnten die Menge zum kollektiven
Mähneschwingen anregen.
Absolut abgefeiert wurden
danach Armored Saint - und das zu Recht, lieferten die Mannen um
Energiebündel John Bush doch den besten Auftritt des Tages (dürften
jedenfalls viele Festivalbesucher so sehen, sofern sie bereit sind ihrer
eigentlichen Lieblingsband den abzusprechen). In einem „Fuck Bush“-T-Shirt,
welches die amerikanische Flagge und eben diese Aufschrift zeigte (das
ist mindestens doppeldeutig: 1. der Träger heißt selber Bush
;-) 2. Mit Ami-Flagge bedeutet es wohl nichts gutes in Bezug auf den neuen
Cowboy-Präsidenten), rannte der quirlige Sänger über die
große Bühne, kletterte zwischendurch auf die Lichttraverse und
sang von oben. Mit den sympathischen Ansagen und toller Gesangsleistung
zeigte er sich von seiner besseren Seite. (Seine dreckigere zeigte er,
als er Whiskey durch das Publikum reichte und einige Sprüche dazu
losließ!) Es ist immer wieder unglaublich, welche Energie diese Band
vermittelt, besonders weil sich jedes Mitglied (inkl. Gonzo am Schlagzeug)
in die Performance einbringt und das Publikum zum Mitmachen anfeuert. Was
bei Krachern wie „March of the saint“ (ihr Opener), „Can u deliver“, „After
me the flood“ oder dem erstmals live gespielten „Den of thieves“ auch gut
gelang - es wurde gebangt, gehüpft und mitgesungen. Gratulation!
Wegen Rose Tattoo waren
viele Besucher eigens angereist, dementsprechend laut beklatscht wurde
die Band um den charismatischen Sänger Angry Anderson. Unter exzellenten
Soundbedingungen, es war zudem extrem laut, spielten die Australier alle
wichtigen Hits von „Butcher and fast Eddie“ über „Rock `n` Roll is
king“ bis hin zu „Nice boys“ und die Massen sangen kräftig mit. Eine
aussagekräftige Anekdote ist, daß ein Fan die Bühne bestieg
und vor Angry niederkniete - beide umarmten sich und heulten!
Dann gingen wir mal wieder
kurz zum Zelt: uns fiel auf, seit gut acht Stunden nix mehr gegessen zu
haben ... Bei dieser Gelegenheit fiel uns auf, wie verdreckt es bereits
jetzt ringsherum aussah und ein mangelndes Umweltbewußtsein in Metallerkreisen
wurde für uns zum Kritikpunkt! Das Campinggelände und der Weg
zum Bühnengelände sahen aus, als hätten ein Flugzeug Müll
wie Dünger gründlich herabregnen lassen! Über das Bühnengelände
selbst, auf dem auch noch Werbezettelchen verteilt wurden, schweigen wir
lieber gleich. Besonders empört hat uns dies, weil Müllsäcke
verteilt worden waren und sich die Metaller selbst gern die Füße
an einem idyllischen Bach vertraten und kühlten - der danach eben
nicht mehr so idyllisch war ...
Uriah Heep begannen
ihr Set mit „Return to fantasy“ und bewiesen im Laufe des Gigs, wie sehr
sie den Kultstatus, den Mick Box und Co. in der Szene genießen, verdienen.
Das liegt hauptsächlich an der musikalischen Klasse der Band auf Studioaufnahmen,
aber auch live ließen Uriah Heep nichts anbrennen und boten einen
souveränen Auftritt mit viel Bewegung, bei härteren Stücken
wie „Sunrise“ wurde in der Menge sogar gebangt. Insgesamt waren die Jungs
recht sympathisch und wurden denn auch mit viel Beifall belohnt - und das
obwohl nicht hauptsächlich Nostalgiker unter dem Publikum waren sondern
viele junge Leute! Sehr erfrischend, daß so etwas in der Metalszene
noch Platz findet!
Uns fiel auch die familiäre
Atmosphäre auf, über die wir bisher nur gelesen hatten - obwohl
sich ja gerade auf dem BYH viele unterschiedliche Generationen und Vorlieben
mischen. Das Hochgefühl, das einen als Musikliebhaber dort überkommt
steigert sich natürlich besonders, wenn eine Ausnahmeband wie Savatage
die Bühne entert ... Die waren dann nämlich als nächstes
dran - nach einer recht langen Umbaupause. Als erstes bekam die zahlreich
angetretene Fangemeinde „City beneath the surface“ zu hören. Bei diesem
Lied konnte sich der neue Sänger Damond Jiniya richtig ausschreien,
bei melodiebetonteren Stücken wie „Gutter ballet“ konnte er mich jedoch
nicht ganz überzeugen (zuviel Geschrei, zu wenig Gesang). Ein Blickfang
und sich ständig bewegender Publikumsanimateur ist der schwarz gekleidete
Propellerbanger aber auf jeden Fall. Jon Oliva schien allerdings ebenfalls
nicht so gut bei Stimme zu sein: dem geneigten Zuhörer fiel auf, daß
er stellenweise nicht ganz sauber klang oder tiefer sang als auf den CDs
zu hören. Die Soundverhältnisse ließen leider teilweise
die typischen „Savatage-Details“ untergehen. Dieses Manko wurde jedoch
von der Saitenfraktion wieder rausgeholt. Neben den beiden Blondschöpfen
Chris Caffery und Johnny Lee Middleton überzeugte auch Neuzugang Jack
Frost (unglaublich: der spielt noch für Seven Witches, The Bronx Casket
Company, Metalium, Speeed - waren das alle?) mit viel Hampelei und gutem
Spiel. Vom neuen Album war nur „Surrender“ zu vernehmen, dafür wurden
z.B. „The wake of Magellan“ oder „Edge of thorns“ in einem Titeltrackmedley
verpackt vorgetragen. Nach dem abschließenden „Hall of the mountain
king“ waren dann alle glücklich und zufrieden (wer keine Ohrenstöpsel
benutzte vielleicht auch benommen - es war recht laut) und die Bühne
wurde für die Headliner des Freitags geräumt ...
... Judas Priest: Zum
ersten Lied schafften wir es nicht zurück auf das Konzertgelände,
es war aber ganz sicher nicht „The hellion“/„Electric Eye“, denn das folgte
erst im ersten Zugabenteil! Damit war Judas Priest die erste Band des Festivals,
die tatsächlich Zugaben gab - für die anderen war der Zeitplan
zwingend. Außerdem waren sie die ersten, bei denen die Beleuchtungsshow
auf der (mit einem roten „Demolition“-Backdrop versehenen) Bühne ihren
Effekt offenbarte! Alle anderen spielten ja als es noch recht hell war
... Man konnte ja gespannt sein, wie eine der ersten Shows für das
neue Album laufen würde, mich jedenfalls konnten die Briten überzeugen.
Tim „Ripper“ Owens wurde seiner Stellung als Ausnahmesänger voll und
ganz gerecht und auch der Rest der Band bewegte sich ordentlich und war
aufeinander eingespielt. Auch neue Songs wie „Machine man“ kamen gut rüber.
Als der „Ripper“ - wer seine Ansagen nochmal hören will, führe
sich die „Live: Meltdown“-Scheibe zu Gemüte - vor dem gut geschriebenen
„Painkiller“ noch eine Harley auf der Bühne knattern ließ, hatten
Judas Priest gewonnen. Das schon seit Ewigkeiten nicht mehr live gespielte
„United“ wurde stürmisch abgefeiert (und war des Nachts an allen Ecken
des Campingplatzes zu hören ...) - aber nach „Hell bent for leather“
war dann endgültig Schluß.
Wir zogen uns langsam zurück
und waren auch ganz schön fertig ... schlafen konnte man jedoch kaum,
denn ringsherum war Saufen und Party angesagt! Mindestens bis früh
um fünf war es laut (das offizielle Partyzelt war in Dauernutzung).
Und wir hatten schreckliche Angst (Huh!), uns könnte ein Zeltnachbar
das Leinen mit Halbverdautem benetzen.
Der Samstag begann mit Nacken-
und Rückenschmerzen, der daraus resultierenden Feststellung, daß
man sich auf einem Metalfestival erster Güte befindet und natürlich
einem Bier. Dann konnte es auch gleich weitergehen.
Wie mit den Undergroundlern
Couragous aus Frankfurt. Als selbige die Bühne betraten hatten
sich zwar erst wenige Langhaarige vor ihr versammelt, diese machten aber
dem Festivalnamen alle Ehre. Obwohl kaum einer mit dem Liedmaterial der
Band vertraut gewesen sein dürfte. Das spricht eigentlich für
Couragous, die einen guten Auftritt lieferten - die Gitarrenfront nutzte
die breite Bühne meist gut aus, der Bassist poste kräftig herum,
der Sänger bewegte sich sehr viel in seinem schwarzen Mantel, der
Schlagzeuger sang als erster des Vertreter seines Fachs die Texte mit.
Die Musik, eine steinharte Mischung aus Power (Harmonien), Thrash (Riffs)
und Black (gelegentlich beim Gesang und der Gitarrenstimmung) Metal konnte
zumindest live überzeugen.
Musikalisch sind die nachfolgenden
Eidolon gar nicht mal weit davon entfernt, obwohl sie eindeutig
mehr Gewicht auf die Melodien legen. Allerdings sollten Gitarrist und Basser
sich noch etwas in Publikumskontakt üben! Der sympathische Sänger
beherrschte diese Kunst schon besser. Seine Bemühungen, das Fußvolk
zu animieren, zeigten aber auch nicht viel Erfolg - bei Songs wie „Nightmare
world“ waren dennoch einige Banger zu sehen. Auffällig war der Schlagzeuger,
welcher 1. die gegrunzten Gesangsparts übernahm (waren nicht viele)
und 2. seine Hihat mit der linken Hand spielte. Ein Erfolg war der Auftritt
für Eidolon nicht wirklich ...
Besser kamen da schon Squealer
an, obwohl ich die Hessenbuben nicht unbedingt favorisiere. Der Auftritt
war trotzdem recht ordentlich, besonders der Basser war eine recht zappelige
Person. Die ganze Band wirkte engagiert, nur Sänger Andreas „Henner“
Allendörfer muß wohl zuviel Sonne abgekriegt haben. Seine Begrüßung
„Hallo Wacken“ oder das „Fahrt vorsichtig, es
ist glatt“ waren keine Denkfehler oder sonst ein Problem, sondern Teil
seines recht skurrilen Humors (der allerdings erst nicht verstanden und
danach nicht gut gefunden wurde)! Der Schlagzeuger (nicht Mike Terrana
- er spielte trotzdem grandios) sowie der zweite Sänger bei „Friends
for life“ waren uns beiden unbekannt ...
Anvil waren scheinbar
einer der Publikumsfavoriten - jedenfalls wurde es nun schlagartig voll
und auch Fanshirts waren wieder zu sehen! Ihr Auftritt war erste Sahne
und die Kanadier bewiesen, daß man Thrash auch mit viel Humor spielen
kann. Frontsau Lips schrie die Ansagen in seinen Gitarrentonabnehmer anstatt
ins Mikro, spielte Gitarrensoli mit einem obligatorischen Gummidödel
(der taucht in jeder Show von Anvil auf) und feuerte und grinste unermüdlich
die begeisterte Masse an. Ivan und G5 bangten was das Zeug hielt und Robbo
hielt die Band supertight zusammen. Außerdem legte dieser noch ein
absolut unsterbliches, unglaubliches und noch dazu eigentlich unspielbares
Schlagzeugsolo hin! (Anm. Jonas: Ich als unprofessioneller Schlagzeuger
kann da nur staunen und stand echt die ganze Zeit mit offenem Mund in der
Menge ...) Trotz der teilweise rhythmisch recht vertrackten Songs spielten
alle 100%ig zusammen - und das Publikum sog hingerissen Klassiker wie „Smoking
green“, „Forged in fire“ oder „Metal on metal“ auf. Auch das neue „Plenty
of power“ wurde gefeiert. Mit und ohne Aufforderung wurde mitgesungen,
gebangt und geklatscht ...
Helstar konnten den
Stimmungspegel nach Anvil sogar locker halten und feuerten unermüdlich
ihre Riffmonster in die jubelnde Headbangerschar. Die ganze Band, besonders
James Rivera, rannte dabei unermüdlich über die Bühne und
spielte gut zusammen, allein mir war das dargebotene Liedgut zu gleichförmig,
was das Auditorium vermutlich anders sah. Viele waren extra wegen Helstar
angereist - immerhin war das hier auch eine Reunion-Show - und so feierte
die Menge ...
Von der Company of Snakes
haben wir leider nicht allzu viel mitbekommen, außer ein paar mal
Aufhorchen - wie z.B. bei einem auffällig bluesigen Gitarrensolo (halbes
Lied?). Irgendwann mußten wir uns ja dann mal über die Angebote
der Metalbörse hermachen! Da gab es ganz tolle Scheiben in silber
und in schwarz, für tolle Preise auch noch! Raritäten gab es
auch ohne Ende (Anm. Jonas: ich konnte z.B. nicht widerstehen die „Mosquito“-CD
von den legendären Psychotic Waltz zu erstehen!) Wer da mit zuviel
Geld reingeht, kann mit zu vielen Platten wieder rauskommen (sofern man
zuviel Metalscheiben besitzen kann). Natürlich gab es aber auch Poster
und Bandshirts ...
Normalerweise können
wir beiden zwar nicht so besonders viel mit Death Metal anfangen, aber
so ein Six Feet Under-Liveauftritt hat was für sich! Zwar war
Chris Barnes am Mikro der einzige aktive Posten auf der Bühne - die
anderen hielten sich bewegungstechnisch arg zurück - aber vor selbiger
waren so viele Banger zu sehen wie auf keinem Konzert zuvor und danach!
Bei Midtempobrettern wie „Feasting on the blood of the insane“ oder schnellerem
Stoff („Bonesaw“ u.ä.) wurden ordentlich Hirne durchquirlt und bei
jedem Grunzer, Kreischer, Keucher oder Brüller vom Sänger waren
etliche Hände mit teuflischer Fingerkombination in der Menge zu sehen!
Es ist der Vorteil von Six Feet Under, daß sie nicht etwa wie Cannibal
Corpse oder Vader hauptsächlich Hochgeschwindigkeitsgeschosse schreiben,
sondern sich auf langsamere Gefilde konzentrieren. Das macht das Headbangen
zur reinsten Freude. Die Menge an T-Shirt-Trägern der Amis war jedenfalls
beachtlich - einer dieser Leute kniete am Ende des Konzerts gar auf dem
Konzertgelände nieder (oder dankte er Gott für dieses Konzert?
*g*)!
Danach die Bühne betreten
zu sollen war keine leichte Aufgabe für Axel Rudi Pell und
Anhang. Trotzdem konnten die Hardrocker (wohl hauptsächlich der tollen
Performance wegen, die Sänger Johnny Gioeli bot) mit jedem Lied mehr
Zuhörer für sich gewinnen. Wie immer wurden bekannte Themen anderer
Komponisten eingebastelt, wie „Smoke on the water“ oder auch populäre
Melodien der Klassik ... Ein cooler Bühnenaktivist war wie immer Ferdy
Doernberg (Rough Silk) der mit viel Elan seine Keyboards bearbeitete und
über die Bühne wuchtete. (Richtig gelesen: er trug es mit einer
Hand und spielte dabei mit der anderen!) Pell selber wirkte sehr in sein
Spiel vertieft, wogegen Terrana hinter seinem Schlagzeug bangte und zappelte
und Sticks fliegen ließ wie ein Irrer. Er legte natürlich auch
ein Solo hin (für seine Verhältnisse recht kurz), aber wie auch
sein Stil insgesamt, passte auch das Solo mit seinem ganzen Doublebassgewitter
nicht ganz zur „weicheren“ Musik und da es nicht den Rhythmus eines Liedes
unterstützte wirkte es irgendwie selbstgefällig (hat Jonas gesagt).
(Anm. Jonas: Den ursprünglichen Spaß, den diese Musik rüberbringt
konnte diese Art Neuanstrich irgendwie nicht erzeugen, finde ich ...) Im
Publikum befanden sich übrigens auch ungefähr sechsjährige
Knöpfe - auf den Schultern ihrer Papas - und hoben die zwei Deibelfinger
... NAJA!
In der Umbaupause zu Megadeth
hatten sich einige Leute vor der Bühne gestaut und warteten. Wir waren
relativ weit vorn mit dabei und warteten auch - denn die Pause war recht
lang. Als dann schon die ersten Bierbecher gen Bühne flogen, ging
es langsam los: Die amerikanischen (Ex-)Thrasher kamen doch noch und wateten
durch den ersten Nebel auf die Bretter - mit Begleitmelodie von „Prince
of darkness“. Dann begannen sie energisch draufloszuspielen! Al Pitrelli
wirkte allerdings gelegentlich richtig apathisch. Die Stimmung war die
ganze Zeit über genial - übergekocht ist sie jedoch nur bei klassischen
Krachern wie „Holy wars“, „Tornado of souls“, „Peace sells...“ und „Symphony
of destruction“. Bis auf ein neues Lied ertönten außerdem „Trust“
und „She-wolf“ von der „Cryptic Writings“-Scheiblette, was zumindest uns
zwei überraschte. Neben der gewohnt virtuosen Gitarrenarbeit Dave
Mustaines bzw. Al Pitrellis fiel auch Schlagzeuger Jimmy DeGrasso durch
tightes und hartes Spiel auf (Anm. Jonas: sehr sauber! - und ich sah die
Toms extrem wackeln wenn sie „angespielt“ wurden!) Wer sich allerdings
ohne Ohrenstöpsel nach vorne getraut hatte, dem dürften noch
Stunden danach die Lauscher geglüht haben. Klartext: es war schweinelaut!!!
Auch Stratovarius hielten
viele Fans vorn an der Bühne und ließen sich gehörig feiern.
Manche mögen ja den Stil nicht, aber technisch kann man ihnen nichts
nachsagen, eine gute Liveband sind sie auf jeden Fall auch! Mit viel Lightshow-Spielereien
und Pyrotechnik und alles voll Stratovarius-Schriftzügen begeisterten
die Deutsch-Finnen die Menge - besonders wenn Wunderknabe und Sänger
Timo Kotipelto Hände sehen wollte, war er nach diesem Gig sicher nicht
enttäuscht! Kurzum: Gute Unterhaltung wünschten Stratovarius.
Kotipelto übrigens schaffte es immer wieder das Auditorium dazu zu
bringen, sich die Lunge aus dem Leib zu brüllen - er verglich es immer
mit dem Publikum anderer Länder, Marke: „die waren seeehr laut da,
könnt ihr etwa noch lauter??!“ - Sehr geschickt ...
Den krönenden Abschluß
des BYH!!! bildete Dee Snider. Material von selbigem bzw. Twisted
Sister ist mir nicht geläufig, aber die Show war fein: Die Band und
Mr. Dee „fucking“ Snider rockten ab und der Ex-Twisted Sister-Frontmann
machte seinem Ruf als Entertainer/Plappermaul alle Ehre: Da wurde dem Publikum
Honig um den Bart geschmiert, übers Wetter gewettert, Lemmy gelobt
und in einem Satz von 20 Worten schlich sich 21 mal ein „fuck“ ein ...
Leider waren die Windverhältnisse ungünstig, wodurch der Sound
oftmals nur fetzenweise bis zu uns drang. Das große Theater erreichte
seinen Höhepunkt in einem Feuerwerk bei Gewitter - von wegen (Zitat
Snider) „Mother nature loves Rock `n` Roll“ - Er meinte ja, es würde
deshalb nicht während seines Auftrittes regnen, das tat es dann aber
doch wie aus Kübeln. Gefeiert wurde trotzdem weiterhin auf dem gesamten
Gelände und von überall her tönte „We gotta get it all“.
This is true Metal!
Die ganze Nacht hindurch wurde
das Campinggelände zur Feierzone erklärt, neben Queen und Nirvana
vernahmen Jonas‘ Ohren sogar Dancefloorklänge. Na danke auch ... Sonntags
machten sich die meisten Camper schon recht früh aus dem Staub und
hinterließen ihre Plätze als Müllhalden - brauchen wir
glaube ich nicht weiter kommentieren. Wir machten uns erst gegen Mittag
auf den Heimweg und wußten, daß dieses Festival ein mehr als
adäquater Ferienbeginn war ...
© by CrossOver
|
|
|