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Eos, Mortification, Detonation    27.06.2001    Zwickau, Alarm!
von mst

Es ist Mittwoch, der 27.06.2001, ca. 23 Uhr. Schweißgebadet, mit einigen Prellungen, aber trotzdem absolut glücklich und zufrieden, stehe ich auf dem Parkplatz des Alarm! in Zwickau. Ich bin mir sicher, soeben ein Konzert erlebt zu haben, dessen Erinnerung in meiner Familie von Generation von Generation weitergegeben wird. Doch beginnen wir von vorn:
Auf der Fahrt von Markneukirchen nach Zwickau wurde sich noch etwas mit der neuen, meiner Meinung nach etwas zu „modern“ klingenden Mortification-CD vertraut gemacht. Guter Stoff, aber unsere Faves liegen eindeutig in der Death Metal-Phase von „Scrolls Of The Megilloth“ bis „Blood World“. Unsere Erwartungen, daraus viel zu hören, sind allerdings eher gering. Schon als wir auf den Parkplatz fahren, fallen einem die vielen bekannten Gesichter auf. Ganz klar, das Vogtland und Erzgebirge sind stark vertreten. Na ja, das Bergland weiß eben, was gut ist. Nach der Einlaßprozedur wird erstmal der Merchandisestand gecheckt und sich mit einem „Break The Curse“-Leibchen versehen. Man ist halt Nostalgiker.
Detonation eröffnen den Abend und machen ihre Sache durchaus gut. Für Schmunzeln sorgt dann die erste Ansage des Trios, der berüchtigte Wiener Schmäh ist halt doch allerliebst. (Wiener Schmäh? Bei Schweizern? Verwechselst Du da nicht was? – Anm. rls) Die Musik von Detonation ist ziemlich harter New Metal, und es machte Spaß, der Band zuzuschauen. Sie holte sich einen Achtungserfolg, brachte die ersten Köpfe zum Rotieren und wurde ihrer Anheizerrolle mehr als gerecht.
So, nochmal raus zum Parkplatz, ein Schwätzchen halten und frische Luft tanken, denn im Club selbst ist Sauerstoff Mangelware. Dabei habe ich dann glatt den Anfang von Mortification verpaßt. Aber ich kämpfe mich Meter um Meter nach vorn, bis ich schließlich in der ersten Reihe stehe. Man ist ja nicht zum Spaß hier. Ab jetzt heißt es Abbangen, bis der Arzt kommt, und ab und zu ein Foto fürs Familienalbum schießen.
Ein Foto fürs Familienalbum: Steve, Mario und Lincoln (von rechts)
Steve Rowe wirkt fitter als erwartet, nach allem, was dieser Mann in seinem Leben durchgemacht hat (obwohl wir später sehen, daß er zum Gehen noch immer einen Stock benötigt). Die Band platzt förmlich vor positiver Energie und Spielfreude, und das ganze Publikum geht gut mit, wobei vor allem die ersten Reihen kollektiv ausklinken. Live sind die neuen Songs viel näher an dem alten Material, und die Setlist ist eine Mischung aus allen Schaffensperioden der Band. Es werden erstaunlich viele alte Klassiker geboten, von denen besonders dankbar das alles vernichtende „Nocturnal“ und die Knüppel-Hymne „Scrolls Of The Megilloth“ aufgenommen werden. Mittlerweile haben wir keinen trockenen Faden mehr am Leib, wobei man sich aussuchen kann, ob die Flüssigkeit der eigene Schweiß, der des Neben- oder Hintermannes oder das von Steve und Gitarrist Lincoln in die Menge gespritzte Mineralwasser ist. Steves Ansagen und Verkündigung werden begeistert aufgenommen und der Praise-Song „God Rulz“ frenetisch mitgegrunzt. Nach fast zwei Stunden hinterlassen Mortification ein ausgepowertes und glückliches Publikum. Die Band findet sich danach noch komplett am Merch-Stand ein, posiert für gemeinsame Fotos und signiert alles, was man ihr unter die Nase hält. In puncto Fannähe macht ihr so leicht keiner was vor.
Die nachfolgende Band Eos hatte von Beginn an schlechte Karten. Mortification waren der Headliner (sie spielten wegen Steves Gesundheitszustand vor Eos) und hatten gnadenlos abgeräumt. Große Teile des Publikums hielten sich noch bei der Autogrammstunde im Nebenraum auf. Andere (mich eingeschlossen) pendelten zwischen Konzertraum und Mortification-Stand hin und her und waren einfach nur erledigt. Eos hatten ein professionelles Auftreten und frönten dem guten alten Death Metal, aber für ein objektives Urteil habe ich einfach zu wenig mitgekriegt. Natürlich wurden gleich Rufe laut von wegen intolerante Christen und so, aber das muß wohl so sein. Gegenfrage: Wie würde es einer unbekannten christlichen Band ergehen, die nach z.B. Cradle Of Filth auf die Bühne müßte? Einfaches Ignorieren wäre da wohl die harmloseste Variante. Eos wurden nicht einmal ignoriert, sondern große Teile des Publikums waren schlicht und einfach erledigt und Mortification halt der Publikumsmagnet. Also das nächste Mal vor Betätigen des Mundwerks bitte Gehirn einschalten!
Was bleibt, war für mich zweifelsfrei eines der Konzerthighlights des Jahres/Jahrzehnts, und jeder, der nicht da war, darf sich ordentlich ärgern!
 






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