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Trinitatis    25.03.2000    Geithain, Bürgerhaus
von rls

ProChrist, die größte unter falscher Flagge segelnde Aktion der Christenheit seit der Inquisition (als innergemeindliches Instrument mag es brauchbar sein - obwohl ich auch da so meine Zweifel habe, aber jedem das Seine -, aber bei einem Einsatz als Evangelisationsmaßnahme, die ProChrist gemäß dem Selbstverständnis der Organisatoren ja sein soll, ist die Differenz zwischen Aufwand und Ertrag aus strukturpolitischer Sicht eigentlich unvertretbar), war zu Ende, und in Geithain hatte man die glorreiche Idee, nach der Übertragung des Abschlußgottesdienstes gleich noch ein Trinitatis-Konzert dranzuhängen. Interessanterweise blieben auch einige ältere ProChrist-Beiwohner noch im Saal, von denen allerdings die meisten mit dem Kommentar "Das ist mir zu laut" nach ein paar Songs die Lokalität verließen, so daß die paar Handvoll Jugendliche dann doch fast unter sich waren.
Trinitatis hatten einige Anlaufschwierigkeiten und unerklärlicherweise auch noch zwei etwas schwächere Tracks als Opener gewählt. Besonders der erste, "So weit", schwächelte vor sich hin und machte zudem deutlich, daß Trinitatis sich offenbar vorher nicht warmgesungen hatten, denn die mehrstimmigen Gesangsparts schwebten doch etwas schräg durch die Botanik. Ab Song drei, dem frisch-kultigen "Mein Fernseher ist mein Freund", stieg die Formkurve jedoch deutlich an, und besonders das mehrstimmige A-cappella-Stück "Geh aus mein Herz", das zu einem dunkelschwarz humorisierten, aber nicht ganz hoffnungslos endenden Öko-Song umgebaut worden war, markierte einen absoluten Höhepunkt. Überhaupt waren und sind die zwei- bis vierstimmigen Gesangssätze einer der Haupttrümpfe von Trinitatis, den sie auch oft und gerne ausspielten. Dazu noch gutklassige schnell rockende bis sanft balladisierende Songs (wunderschön: "Der kleine Prinz"), ein aktiver Schlagwerker und ausgezeichnete Gitarrenleads, garniert mit für per Selbstverständnis christliche Bands "typischem" Textgut - fertig war eine explosive Mischung, die an diesem Abend aber nicht so richtig hochgehen wollte, weil die Band etwas zu statisch auf der Bühne agierte, fast wie ein Kunstprodukt wirkte und selbst die Ansagen dem Gig nur wenig Leben einhauchten. So richtig Stimmung kam im Auditorium somit auch nur bei der Klasseversion von "Ol' Tyme Religion" auf, was zwar prinzipiell nix an der insgesamt doch positiven Einschätzung des Gigs der Döbelnwaldheimziegraer ändert, aber hoffen läßt, daß Trinitatis auf ihrer irgendwann in der zweiten Hälfte des Jahres 2000 erscheinenden Scheibe und den dann anstehenden Gigs mit dem neuen Programm etwas weniger Argumenthol inhalieren und dafür nicht nur verbal, sondern auch praktisch ein paar Gramm lebendiger rüberkommen.
 






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