www.Crossover-agm.de Popularmusik in der Kirche
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von Jochen Roth

Neuer Studiengang für Kirchenmusiker

Der Umgang mit populärer Musik nimmt im Bereich der kirchenmusikalischen Tätigkeiten vor Ort einen immer breiter werdenden Raum ein. Darauf müssen und wollen auch die Ausbildungsstätten reagieren.

Seit dem Wintersemester 1995/96 wird an der Fachakademie für evangelische Kirchenmusik Bayreuth das Fach Popularmusik angeboten, welches im Rahmen der kirchenmusikalischen A- und B-Ausbildung zwei Semester lang studiert werden kann. Der erste Jahrgang von Absolventen gibt Anlaß, über Perspektiven und Grenzen dieses Faches nachzudenken. Einige Begründungsaspekte: Besteht überhaupt eine Notwendigkeit, Kirchenmusiker im Fach Popularmusik auszubilden? Welche Inhalte sind angesichts überfüllter Studienordnungen ratsam? Wie können diese Studieninhalte sinnvoll in den Fächerkanon integriert werden?

Betrachtet man die gesellschaftliche Relevanz von Popularmusik, so beantwortet sich zumindest die erste Frage von selbst. Innerhalb der Kirche hat sich bereits über viele Jahre hinweg eine eigene Popularmusik-Szene mit Bands, Jugendchören, Festivals, Konzerten, Verlagen und Tonträgerfirmen etabliert. Die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten und anderen kirchlichen Veranstaltungen ist längst fester Bestandteil musikalischen Gemeindelebens.

Kirchenmusiker sollten in Anbetracht dieser Fülle von Aktivitäten über entsprechende musikalische Handlungskompetenz verfügen, um der Bedeutung von Popularmusik im kirchlichen Kontext gerecht zu werden. Soll die Ausbildung in diesem Fach von den Studierenden nicht nur als unnötiger Ballast empfunden werden, so gilt es, eine gewissenhafte Abwägung zwischen Studieninhalten und deren Verwertbarkeit im späteren Berufsleben vorzunehmen. In diesem Zusammenhang entschied man sich an der Fachakademie für die Akzentuierung praktischer Ausbildungsinhalte. Die Ausbildung gliedert sich inhaltlich in vier Teilbereiche: a) in den theoretischen Bereich mit Jazz/Rock/Pop-Harmonielehre, Stilkunde/Instrumentenkunde und Arrangement; b) in den praktischen Bereich mit Band-Praxis, Band-Leitung; c) in die Sparte Pop-Rock/Jazzpiano; d) in die Bereiche Computer, Musikelektronik, in denen Komponierpraxis und Softwarekenntnis vermittelt wird. In einer zweistündigen Veranstaltung werden in enger Verzahnung von Theorie und Praxis alle unter a), b) und d) aufgeführten Inhalte behandelt.

Die Ausbildung im Jazz-/Rock-/Pop-Piano (siehe c) bildet einen weiteren Schwerpunkt. Die Studierenden erhalten jeweils eine Stunde Gruppenunterricht pro Woche. Unterrichtsinhalte sind die Harmonisierung von Melodien, Voicings, Begleitpattern in verschiedenen Stilarten und Improvisation.

Im Rahmen der A- und B-Prüfung für Kirchenmusiker und der Diplomprüfung für Musiklehrer erarbeiten die Studierenden in der praktischen Prüfung ein selbst erstelltes Arrangement, das sie mit einer Popularmusikgruppe einstudieren. Daran schließt sich ein Prüfungsgespräch über Inhalte aus dem gesamten Spektrum der Popularmusikausbildung an. Eine weitere Teilprüfung erstreckt sich auf den stilgemäßen Vortrag zweier vorbereiteter Lieder aus dem Bereich des Neuen Kirchenliedes.

nmz - neue musikzeitung
46. Jahrgang 1997
Ausgabe 7/8 , Juli/August



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