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Sandra Klonek
Christliche Jugendmusik als Element des Gemeindeaufbaus - unter dem Anspruch von musikalischer Modernität und theologischer Solidität.
Eine Erörterung grundsätzlicher Probleme.
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Examensarbeit im Januar 1999
Eingereicht an der Kirchlich-theologischen Fachschule Missionshaus Malche e.V.

Diese Arbeit versucht, nach dem Ausloten des Stellenwertes, den die Musik im Leben eines  Menschen einnimmt, Chancen und Vorteile einer sich an bestimmte Richtlinien haltenden christlichen Jugendmusik für den Gemeindeaufbau zu beleuchten. Dabei erhebt diese Ausarbeitung nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will lediglich einen Einblick geben. Musiker haben dieser Arbeit in Telefonaten und Briefen einen Blick hinter die Kulissen bewilligt und werden zu Wort kommen. Aufgrund der dürftigen Literatur zu christlicher Jugendmusik beschränkt sich diese Erarbeitung auf die Bandmusik im Freistaat Sachsen und hauptsächlich auf Informationen aus erster Hand.
Diese Arbeit wirbt um mehr Offenheit und Achtung gegenüber den Musikern.
Wenn sie Mut machen kann, sich christlicher Bandmusik zu stellen, ist ihr Genüge getan.
 

Mein Dank gebührt:
Thomas Feist, Wolfgang Tost, Frank Neumann ("Sinai"), Fred  Pürthner ("TRINITATIS"), Markus Rentsch ("00-Gaußig"), Ruben Metzke ("ICHTYS"), Rollo Schwabe ("Pichelsteiner Gevattern Combo"), Thomas Heyne ("ACCENTUS"), Johannes Wiemer ("Narrow Path"), Tobias Mühlberg ("out of tune"), Frau Anacker, Klaus Kampf ("MARANATA"),  Benjamin Franke ("Bloody Tears"), Christoph  Zacharias  ("Resurrection  J.C."), Andreas Schubert ("Kreuzschnabel"), Frank Klemm und Thomas Oettel, Thomas Küchler ("EXAUDI"), Gerald Leistner ("9415"), Christian und Band "Ray of Hope", Daniel Jahn ("Vivendi"), Thomas Wendler ("sign post"), Tobias Strauß ("Pax Dei"), Damaris Günther ("UNIQUE SMALL TOWN BAND"), Markus Mittelbach ("GIDEON"), Heiko Schalling ("Profil"), Band "NEW LIFE", Steffen Krüger, Studentenpfarrer Stephan Fritz, Hänssler-Verlag, Familie Boden, Christian Kaufmann, Lutz Scheufler, Karl Ludwig Ihmels, Jugendwart Gottfried Schwabe, Annelie Weiser, Leiter der Sächsischen Posaunenmission Friedel W. Böhler, Andre Engelbrecht, Matthias Franke, Geistliche  Gemeinde  -  Erneuerung Hamburg, Jugendpfarrer J. Buschbeck, Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsen, Sandra Köcher und Matthias Unger, Frau Milatz und Schwester Silvia, meinem Kurs, die mich in Anschriften, Briefen, Faxen und Telefonaten unterstützt und inspiriert haben.

Abkürzungen
EC-------Evangelischer Jugendbund Entschieden für Christus
Ev.-Luth.----Evangelisch · Lutherisch
Eph----Epheser
f---folgende Seite
ff---folgende Seiten
Hes---Hesekiel
IFAK---Institut für Angewandte Kunst
Jes---Jesaja
v.a.--vor allem

I.   Musik - Der Schuh, in dem man groß wird
I.I.   Musik - Der Schuh, in dem man groß wird - Was sagen die Musiker?
II. Musik - als Gabe Gottes
II.I.   Musik - als Gabe Gottes - Was sagen die Musiker?
III.    Musikauswahl - Ein Element des Gemeindeaufbaus
III.I.   Musikauswahl - Ein Element des Gemeindeaufbaus -  Was sagen die Musiker?
IV. Christliche Jugendmusik
IV.I     Christliche Jugendmusik - Was sagen die Musiker?
V.       Christliche Bandarbeit - Ein Element des Gemeindeaufbaus
V.I.     Christliche Bandarbeit - Ein Element des Gemeindeaufbaus -  Was sagen die Musiker?
VI. Christliche Bandarbeit als Element des Gemeindeaufbaus unter dem Anspruch von musikalischer Modernität
VI.I.    Christliche Bandmusik als Element des Gemeindeaufbaus unter dem Anspruch von musikalischer Modernität – Was sagen die Musiker?
VII. Christliche Bandmusik als Element des Gemeindeaufbaus unter dem Anspruch von theologischer Solidität
VII.I.   Christliche Bandmusik als Element des Gemeindeaufbaus unter dem Anspruch von theologischer Solidität - Was sagen die Musiker?
VIII. Unterstützung christlicher Jugend - und Bandmusik - HEUTE in SACHSEN
VIII.l. Unterstützung christlicher Jugend - und Bandmusik - HEUTE in SACHSEN - Was sagen die Musiker?
IX. Schlußwort
X.   Literaturverzeichnis

I.  Musik - Der Schuh, in dem man groß wird

Der Musikgeschmack eines Menschen stellt ein kompliziertes Mischprodukt aus der Prägung im Elternhaus und in der Pubertät dar. Der Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer bestimmten Szene oder Gesellschaftsschicht ist auch nicht ohne Bedeutung. Das Geschlecht und die Intelligenz eines Menschen spielen ebenfalls eine Rolle, wobei die musikalische Intelligenz nicht in IQ gemessen wird.
Eine Umfrage des IFAK-Instituts von 1998 zeigt einen hohen Stellenwert der Musik in der Bevölkerung: Von 1000 Befragten im Alter zwischen 14 und 50 Jahren stufen 41% Musikhören als "sehr wichtig" ein. Knapp drei Stunden am Tag soll der Durchschnittswert des Musikkonsums der Bundesbürger betragen.
Unter allen Befragten führt die Popularmusik die "Beliebtheitsskala" an. Im Mittelfeld drängeln sich Schlager, Klassik/Oper, Volksmusik und Rock um die Plätze. Der Jazz liegt mit Abstand auf dem letzten Platz. Die Männer bevorzugen laut Statistik Pop und Rock, hingegen das weibliche Geschlecht wohl auch Pop liebt, die Rockmusik aber hinter Schlager, Klassik und Volksmusik zurückweist. Auch das Alter, so zeigt die Statistik, ist eine entscheidende Komponente, wenn es um Musikgeschmack geht: Popularmusik verliert mit zunehmendem Alter des Hörers immer mehr an Bedeutung, obwohl sie im Teenageralter unschlagbar auf dem ersten Platz fungiert. Die Rockmusik gewinnt die Herzen der jungen Erwachsenen, verliert aber ebenfalls im Alter an Bedeutung, während Schlager, Volksmusik und Klassik aufstocken können. Jazz erfreut sich allgemeiner Toleranz, ohne mit sonderlichem Zuwachs oder Abfall seiner Hörerschar zu überraschen.
Das Bildungsniveau steuert laut Umfrage auch das "Geschmäckerboot" auf dem "Musikozean": Der Statistik zufolge, lieben Hauptschüler andere Musikstile als Studenten. Jazz gewinnt mit zunehmender Bildung an Bedeutung. Abiturienten bevorzugen Pop, Realschüler Rock und Hauptschüler Schlager. Erstaunlich ist jedoch die nahezu konstante Klassikbeliebtheit in der Jugend. (1)
Sind die Inhalte von Rock- und Volksmusik so grundverschieden, oder ist es der Musikstil, in dem sie dargeboten wird, der gefällt, oder nicht? (Andernfalls: Warum gefallen mir keine Lackschuhe?) Ist mir die Botschaft in der Volksmusik nur zu plump und unästhetisch dargeboten, als daß ich mich nicht darin wiederfinden könnte? Ist es die Botschaft, die Geschmäcker trennt, oder ist es die Art und Weise, in der sie mir angeboten wird? Gibt es Schönheit an sich, oder nur das subjektive "Schönsein für jemanden"? Ist Rockmusik schön an sich, oder nur "schön für jemand"? Musikalische Wahrnehmung ist extrem individuell. (2)

I.I. Musik - Der Schuh, in dem man groß wird - Was sagen die Musiker?

"Wir haben erst neulich wieder gehört, wie eine Mutter (nicht gläubig) erzählte, daß ihre Kinder unsere Lieder mitsingen. Hier besteht also die große Chance, christliches Gedankengut in Familien zu bringen, die mit Kirche nichts am Hut haben." (out of tune)
Mit Hilfe der Musik ist es möglich, Menschen zu erreichen. Diejenigen, deren Musikgeschmack getroffen ist, werden empfänglich für den Text. Hier säen die Musiker mit klaren präzisen christlichen Texten gute Saat, wenn der "Getroffene" den Stil mag und sich dadurch mit den Themen beschäftigt. Das eigene Gewissen, die eigene Persönlichkeit, wird vom Umfeld geprägt und geformt. Die Musik durchdringt diesen Lebensraum wie kaum eine andere Kulturform. Christen mit musikalischer Begabung müssen auf diesem Gebiet einfach tätig sein. Hier besteht die Möglichkeit Menschen zu Jesus zu führen. Dabei stellt die Musik das Transportmittel dar, vergleichbar vielleicht mit einem Gabelstapler: Der Musiker ist der Gabelstaplerfahrer, der sich selbst "mittransportiert".

II.  Musik - als Gabe Gottes

Im Konzert mögen viele Musik nur genießen, aber einigen schlägt sie "Feuer aus dem Geist". (3) Musik erleben - sprechen hören - ist nicht nur Sache des Ohres. Der ganze Mensch ist ein Instrument für Tonempfindung: Gliedmaßen, Nerven, Sinne, Atmung ... (4) Musik kann tief in einen Menschen eindringen und ihn mitreißen.  Nicht umsonst "dopen" sich Sportler mit irischen und schottischen Männerchören - Es steigert die Kampfeslaune.  Nicht umsonst setzt Ralph Spintge in der Sport- und Schmerzklinik in Lüdenscheid Musik ein - Sie unterstützt die Behandlung und Genesung von Patienten: Der Beruhigungs- und Schmerzmittelkonsum sinkt, die Operationsangst geht zurück ... (5)
Nicht umsonst schlagen Sauls Berater vor, einen Mann zu suchen, der auf der Harfe gut spielen kann, damit er musiziere, wenn der böse Geist Gottes auf Saul kommt, und es besser mit ihm werde. Sooft der böse Geist von Gott auf Saul kommt, greift David zur Harfe, und es wird besser mit Saul. Der böse Geist weicht von ihm. David dient mit seinem Harfenspiel.
Musiktherapeuten erlangen heute durch Musik Zugang zu verstummten Seelen und schaffen Neuanfänge nach schweren Unfällen. Professor Heiner Gembris, Musikpsychologe an der Universität Halle-Wittenberg, spricht Musik die Kraft zu, unmittelbare Orientierung zu schenken. Damit befriedigt sie ein Grundbedürfnis nach Sicherheit. (6)
"Wer einem mißmutigen Herzen Lieder singt, das ist, wie wenn einer das Kleid ablegt an einem kalten Tag, und wie Essig auf Lauge." (Spr 25,20) Musik stimmuliert das Gehirn. Jakobus von Lüttich sieht in der Musik den Spender für Edelmut, Umgänglichkeit und Liebenswürdigkeit im Menschen. (7) FOCUS zufolge reduzieren 55% der Bevölkerung Deutschlands ihren Streß durch Musikhören. Autoren, wie Elizabeth Miles, propagieren ein umfassendes "Psycho-Tuning" zur Selbstbeeinflussung. Die "Psychokrücke" Musik steht hoch im Kurs. (8) Sie ersetzt dem einsamen Menschen den Gesprächspartner und dem "geladenen" den Sandsack. Sie läßt sich laut und leise drehen, je nach Wunsch. Sie ist verfügbar. Primär dient die Musik heute zur Bewältigung einer akuten sozialen Situation. Man unterscheidet dabei in zwei Hörergruppen: Den "Verdränger" und den "Karthasis-Hörer". Der "Verdränger" bekämpft seine geistig-körperliche Erschöpfung mit betont heiterer Musik. Der "Karthasis-Hörer" hingegen reagiert seinen Frust mit melancholischer Musik ab. (9)

II.I. Musik - als Gabe Gottes - Was sagen die Musiker?

"Ich glaube, daß Musik-machen-können eine Gabe Gottes ist, mit der ich verantwortlich umgehen, und ihm dienen, will. Die Gefahr ist groß, daß der geistliche Auftrag eine Alibifunktion bekommt und die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse im Mittelpunkt steht." (Thomas Oettel)
Die Musik bietet Raum für Lobpreis. Sie bietet Raum für Gottes Gegenwart. In fröhlichen und temperamentvollen Liedern sammelt sich die Gemeinde und preist Gott. In dieser Zeit des Lobpreises scheint sich der Himmel zu öffnen, und Gottes Liebe sich in spürbarer Weise in der Gemeinde auszubreiten. Es ist die Gegenwart des Heiligen Geistes, die es vermag, wie ein Magnetfeld die Gemeinde auf ihre Mitte auszurichten - Auf den lebendigen Herrn unter ihnen.
Man kann Musik strukturell in der Gemeinde einplanen; vertraute Lieder miteinander anstimmen und diese auch in gewohnter Körperhaltung begleiten. Der Lobpreis kann eine Struktur haben, ohne innere Füllung; eine Hülle ohne Inhalt. Eine Gemeinde kann die strukturelle Form des Gotteslobes einfach fortsetzen,ohne sich der geistlichen Leere bewußt zu sein. Von der Gegenwart des Heiligen Geistes lebt der Lobpreis - und eben auch die Gemeinde. Er entzündet Glauben in der Gemeinde wie ein Feuer. (10)
Wenn man Gott alles zutraut, dann läßt sich auch durch ein Lied etwas bewegen; und wenn es nur eine Textzeile oder ein Melodiefetzen ist, der sich bei einem Suchenden festhakt. In der richtigen Situation ins Gedächnis gerufen, kann Gott dadurch etwas an diesem Menschen bewirken.

III.  Musikauswahl - Ein Element des Gemeindeaufbaus

Die Musik ist ein weites Feld, das Generationen, Regionen, Persönlichkeitstypen und sogar Familienmitglieder auf Distanz leben läßt. Ist es da verwunderlich, daß die Musikgeschmäcker in der Gemeinde auseinandergehen? Musik kann Barrieren schaffen, aber auch intellektuelle Mauern überschreiten. Rick Warren, Pastor der Gemeinde von Saddleback, wird häufig gefragt, was er anders machen würde, wenn er noch einmal von vorn anfangen könnte: Vom ersten Tag der neuen Gemeinde an, würde er mehr Energie und Geld in ein erstklassiges Musikteam investieren, das zur Gemeinde paßt. Saddleback hat sich für einen bevorzugten Musikstil entschieden. Dazu wurde in der Gemeinde eine Umfrage gestartet. Ist der Musikstil erst einmal entschieden, meint Pastor Warren, ist die Richtung der Gemeinde auf weit mehr Arten bestimmt, als man denkt. Er hält die Entscheidung der Musikauswahl für eine der kritischsten und umstrittensten überhaupt, die im Leben einer Gemeinde getroffen werden. Sie bestimmt die Art von Menschen, die angezogen werden, und die Art von Menschen, die die Gemeinde verliert. Die Debatte über die Musikstile hat viele Gemeinden gespalten und zu Polarisierungen geführt. (11)
Martin Wollin, ein Mitarbeiter der "Aktion Gemeindeaufbau", weiß, was passiert, wenn man es wagt, neben der bewährten "alten" Musik auch einmal Populäres zu verarbeiten. Aber wenn einige Kirchenmusiker christlichen Pop/Rock nicht mögen, muß dann automatisch die Folge sein, daß er nicht in die Gemeinde kommen darf? Wenn die Verantwortlichen für Musik in der Gemeinde nur an den eigenen musikalischen Bedürfnissen interessiert sind, dann verleugnen sie ihre Aufgabe, andere Menschen zum Gotteslob zu führen. Sollte das nicht ihre Hauptaufgabe sein? Wir müssen uns eingestehen, daß es nicht einen bestimmten "heiligen" Musikstil gibt. Was ein Lied heilig macht, ist seine Botschaft. Es sind die Worte, die ein Lied geistlich machen. Die Gute Nachricht kann durch eine breite Vielfalt von Musikstilen wirken. Die Art von Musik, die wir mögen, wird bestimmt vom Hintergrund und der Kultur, aus der wir stammen. Martin Wollin beispielsweise findet die "alte" Musik unverzichtbar. Aber sie ist ihm erst durch die kirchenmusikalische Ausbildung ans Herz gewachsen. (12)

III.I.  Musikauswahl - Ein Element des Gemeindeaufbaus - Was sagen die Musiker?

"Wir beobachten immer wieder, daß bei Auftritten christlicher Bands Leute in der Kirche sitzen, die man sonst nie dort sieht." (MARANATA)
Die christliche Bandarbeit ist wichtig, weil die musikalischen Hörgewohnheiten der meisten Leute vom Radio und dem Wandel der Musikstile geprägt werden. Deshalb ist es überlegenswert, die Botschaft in ein zeitgemäßes Gewand zu kleiden. Auch älteren Menschen kann die moderne Musik ein Angebot zum Hinhören sein, "denn auch der altehrwürdige J. S. Bach muß einigen seiner Zeitgenossen als "Hardrocker" vorgekommen sein, und trotzdem hat er das Wort Gottes unverfälscht weitergesagt." (Zitat: Heyne, Thomas)

IV.   Christliche Jugendmusik

Musik. Jugendmusik. Christliche Jugendmusik. Die Wortgruppe grenzt ein und aus. Sie gibt die Richtung, die Grenzen, das Ziel an. Zwischen links und rechts eine Botschaft. Zwischen links und rechts Christus. Darüber hinaus? Christus verfügbar, oder besonders erfahrbar? Ein Musikstil, der gefällt, macht er die Gesetze leichter, die Botschaft schmackhafter? Macht moderne Jugendmusik neugierig auf christlichen Füllstoff? Neue Kleider für alte Bekannte?
Die Missionswissenschaft lehrt die Stilmittel der vorfindlichen Kultur zur Gestaltung von Gottesdiensten anzuwenden, um die christliche Botschaft in ihre Sprache umzusetzen - Anzuknüpfen, abzuholen. Kann die Jugendmusik eine Bibel sein, in der man wieder liest; die zum Leben erweckt?
"Nimm die Harfe, geh in der Stadt umher, du vergessene Hure! Mach's gut auf dem Saitenspiel und singe viel Lieder, auf daß dein wieder gedacht werde!" (Jes 23,16) Kann die christliche Jugendmusik Aufmerksamkeit erwecken? Kann sie Anstoß sein, wenigstens, um wieder einmal über die Möglichkeit der Existenz Gottes nachzudenken? Was ist der Versuch uns wert? Deutschland ist Missionsland!

IV.I. Christliche Jugendmusik - Was sagen die Musiker?

"Als vor einigen Jahren ein jugendlicher Behinderter starb, wurde zur Beerdigung eines unserer Lieder,(...), abgespielt." (Kreuzschnabel)
Christliche Jugendmusik erzählt von Jesus und einem Leben mit ihm. Christliche Musiker nehmen den Missionsbefehl Jesu ernst. Die Konsequenz ist ihre Musik. Christliche Bands wollen durch ihre Musik Freude bringen. Sie wollen Danke sagen für die Möglichkeiten, die jeder von uns hat; für das Leben, das uns geschenkt wurde. Sie wollen zeigen, daß Jesus lebt, daß er der Weg ist und heute noch Menschen verändern und heilen kann. Sie wissen, daß er die Lösung für so viele Probleme ist, und wollen das weitersagen. Sie bezeugen, daß Jesus die Lasten tragen kann, die wir mit uns herumschleppen, daß er unsere Schreie hört, unsere Schreie nach Liebe und Anerkennung. Sie geben Zeugnis von dem lebendigen Gott in ihren Liedern und ihrem Leben.

V. Christliche Bandarbeit - Ein Element des Gemeindeaufbaus

Wie wird die Gemeinde mobilisiert? Dazu braucht man motivierte Mitarbeiter. Wo findet man solche Kräfte? Die müssen gewonnen werden. Um hochmotivierte Mitarbeiter zu gewinnen, muß man ihnen lehren, daß jeder einzelne Christ ein Priester ist und von Gott beauftragt, ein Brückenbauer zu sein. Für diese Aufgabe steht der einzelne nicht mit leeren Händen da, sondern Gott hat uns Gaben gegeben. In diesen Geistesgaben müssen die Gemeindeglieder unterwiesen werden. Wenn sie entdecken, daß sie eine geistliche Gabe empfangen haben, wird sie das mit Kraft erfüllen. Sie werden Freude daran finden zu  dienen und das Gefühl bekommen, daß sie gebraucht werden. Die Mitarbeiter werden Gemeinschaft erleben, und das wird sie am meisten motivieren, ihre Gabe in der Gemeinde einzusetzen. (13) Die Gemeinde wird Schritt für Schritt aufgebaut werden.
Welches Potential steckt hierfür in der Bandarbeit?! "Und er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens... ." (Eph 4,11-13a) - Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten ... - Christliche Bandmusik kann die Gemeinde sammeln, durch ihre Texte lehren und Gott verkündigen.

V.I. Christliche Bandarbeit - Ein Element des Gemeindeaufbaus - Was sagen die Musiker?

"Also mich hat der Dienst weitergebracht. Vor allem im Umgang mit meinem Nächsten, meine eigenen Wünsche unterzuordnen." (Ruben Metzke)
"Es gab Zeiten, da wollten wir am liebsten aufhören. Aber es gibt eben auch genügend positive Erfahrungen. Außerdem Gespräche untereinander und das Aufeinanderangewiesensein in dieser fast intimen Dienstgemeinschaft stärkt uns." (Gerald Leistner)
Viele Musiker betonen, daß sie durch die Bandarbeit lernen, Verantwortung zu übernehmen, Aufgaben gerecht aufzuteilen und eigene Wünsche dem Gesamtziel unterzuordnen. Sie lernen, mit ihrem Glauben öffentlich zu werden. Beim Diskutieren ihrer eigenen Liedtexte kommen sie selbst ins Nachdenken. Sie lernen, mit den Macken der anderen umzugehen, und haben oft genug Gelegenheit, Vergebung zu üben. Sie erfahren Ablehnung gegen die eigene Person und die Band insgesamt. "Oft sind die Christen selbst das Hindernis für die christliche Bandarbeit." (Zitat: Rentsch; Markus)
Nicht jeder Hauptamtliche steht der "Stieftochter Bandarbeit" so wohlwollend gegenüber wie Martin Wollin, der seine Aufgabe als Kirchenmusiker nicht darin sieht, alles selbst zu machen,  sondern den vorhandenen Initiativen Beistand leisten will. (vgl. Beyer, Dagmar: Info-Material)
Die Bandarbeit lohnt sich für den einzelnen, der das Musizieren als Gabe annimmt, es als seinen Dienst für Gott betrachtet, in einer Band zu spielen, und sich die Freude am Musikmachen bewahrt. Die Bandmusik ist Ausdruck christlicher Lebensfreude. Sie lohnt sich für den Gemeindeaufbau, wenn die Zuhörer unvoreingenommen gegenüber den Musikern sind, und sich die Band selbst als Teil der Verkündigungsarbeit versteht und sich in diesem Sinne in die Abläufe ihrer Heimatgemeinde einbinden läßt.
Die Musiker von "EXAUDI" stellen nach jedem Konzert für sich fest: "... jenes war gut, anderes schlecht." Doch ab wann zählt ein Konzert als "gut" oder sogar "erfolgreich"? Eine befriedigende Antwort auf diese Frage haben sie nicht gefunden. Vielleicht ist es wirklich besser so.
Die Musiker geben ihr Bestes: Den besten Sound, Text, ... und die beste Ausstrahlung - doch, daß der Inhalt ihrer Musik den Zuhörer ergreift und verändert, liegt nicht mehr in ihrer Kompetenz. Hier ist auch die Bandarbeit von Jesus abhängig, der allein Menschen heilen kann.

VI. Christliche Bandarbeit als Element des Gemeindeaufbaus unter dem Anspruch von musikalischer Modernität

Einen Blick in die Kirchengeschichte riskierend, wird man erkennen, daß große Theologen Gottes Wahrheit dem Musikstil ihrer Zeit anpaßten: Woher stammt die Melodie zu Martin Luthers "Ein feste Burg ist unser Gott"? - Von einem populären Lied seiner Zeit. Wer heuerte zwei säkulare Liedermacher seiner Zeit an, um seine Theologie in Musik umzusetzen? - John Calvin. Charles Wesley verwendete verschiedene populäre Melodien der Opernbühnen und Tavernen. Lieder, die jetzt als "heilige Klassiker" betrachtet werden, wurden einst so kritisiert wie die heutige zeitgemäße christliche Musik: Als "religiösen Unfug ohne jedes religiöse und christliche Gefühl" bezeichnete der Mainzer Domkapellmeister Georg Weber die Erstaufführung von "Stille Nacht". Händels "Messias" wurde seiner Zeit von "Kirchenmännern" als "vulgäres Theater" abgestempelt. Selbst die Tradition des Singens von Chorälen wurde einst in Baptistengemeinden als "weltlich" betrachtet: Es vergingen zwanzig Jahre, bis sich die Gemeinde von Pastor Benjamin Reach darauf einigen konnte, daß das Singen im Gottesdienst angemessen sei. Es erforderte viel Toleranz und Geduld, um den Gottesdienst zu ändern. Viele Hilfsmittel, die wir heute selbstverständlich in der Gemeinde haben, wurden einmal als "weltlich" oder sogar "ketzerisch" erachtet. Nun, da die Gemeinde diese Hilfsmittel weitgehend als Gaben akzeptiert hat, gibt es eine neue "Schwarze Liste": Die heutigen Einwände richten sich gegen Erneuerungen, wie den Gebrauch von Synthesizern, Schlagzeugen, ... im Gottesdienst. Es gibt aber durchaus Gemeinden, die den Gebrauch der technischen Möglichkeiten nutzen: Nachdem Rick Warren sich im "Gottesdienst für Suchende" auf den bevorzugten Sound eingestellt hatte, wuchs die Gemeinde von Saddleback. (14)
Hinter den Chorälen steht eine gute Theologie, die es lohnt, am Leben zu erhalten. Aber sie verliert ihren Geist, wenn sie unter der Last der Melodie erdrückt wird. Lieder können ein kraftvolles Zeugnis sein, wenn Menschen Lieder singen, hinter deren Text sie mit ihren Emotionen stehen. Das gemeinsame Singen schafft dann ein Gefühl der Intimität, sogar, wenn es sich um eine große Menschenmenge handelt. Diese Intimität macht Eindruck auf kirchendistanzierte Menschen. Sie spüren, daß etwas Gutes passiert, auch, wenn sie es nicht erklären können.  Ein einundachzigjähriger Erstbesucher bedankte sich nach einem Gottesdienst bei Pastor Warren, weil er durch die Musik sein "greisenhaftes Blut in Wallung gebracht habe". (15)
Die Musikgeschmäcker sind eben sehr verschieden. Und so differenziert sind sie auch in der christlichen Musikszene. Die Palette der christlichen Bands reicht von Reggae bis hin zu hartem Metalsound. Darin liegt die große Chance, über den "Tellerrand" der eigenen Gemeinde hinauszuschauen. Hier werden Mission und Ökumene krampflose Wirklichkeit.

VI.I. Christliche Bandarbeit als Element des Gemeindeaufbaus unter dem Anspruch von musikalischer Modernität - Was sagen die Musiker?

"Mode in der Musik ist wichtig, allerdings sehr kurzlebig. Wenn man sich nur nach der Mode richtet, ist die Mode immer dann bereits wieder out, wenn man sie langsam zu beherrschen beginnt." (Bloody Tears)
Der persönliche Musikgeschmack hat großen Einfluß auf die eigene Musik. Musikalische Vorbilder haben die meisten Bands, ohne diese billig imitieren zu wollen. Aber im bewußten Hinhören und Heraushören entstehen eigene Ideen. Die  Musiker versuchen, ihre eigenen neuen Rhythmen und  Stilelemente zu entfalten. So entpuppen sich zufällige "Probenklimpereien" als Schatzkammer. Im Experimentieren auf ihren Instrumenten werden sie zu kleinen "Schöpfern" und entdecken Gottes Reichtum.
"Auch die beste Botschaft der Welt kann nicht beeindrucken, wenn sie nur drittklassig dargeboten wird." (Bloody Tears)
Der Anspruch an das musikalische Niveau wird von den Hörgewohnheiten des Publikums bestimmt.  Man kommt nicht umhin, Sound und Spieltechnik zu perfektionieren. Bandarbeit ist harte Arbeit mit vielen Stunden des Übens und Probens. Hier sind Opferbereitschaft, Hingabe, Ausdauer, Geduld und Fleiß gefragt. Andererseits: "Ein Hobby mit dem Dienst für Jesus zu verbinden, ist fast unschlagbar." (Zitat: Leistner, Gerald)
Ein Großteil der Musiker ist sich durchaus bewußt, daß es viel bessere als sie gibt. Aber das soll sie nicht zum Kopieren verleiten. Wichtig muß sein, daß jeder das gibt, was er kann, und alle Musiker einer Band zu einer musikalischen Einheit kommen.

VII. Christliche Bandmusik als Element des Gemeindeaufbaus unter dem Anspruch von theologischer Solidität

"Zu viele Wiederholungen und zu wenig Botschaft" kritisierten Zeitgenossen Händels "Messias". (16)
Christliche Bandmusik unterwirft sich dem Anspruch, theologisch korrekt zu sein, auch wenn sie nicht in jedem Text die Bibel auslegt, sondern aus dem Leben erzählt. Steht sie im Auftrag, Außenstehende zu erreichen, dann müssen die Texte auch für kirchendistanzierte Menschen verständlich sein, ohne zu verflachen. Die Wortwahl sollte kreativ sein und spannende, ungewöhnliche, unerwartete Kombinationen beinhalten, damit das Gesungene tief bewegt. Die Musik sollte eine Sprache sprechen, die Emotionen weckt: "Dürsten" kann jeder, aber von "würgender Hitze mit fetten Händen die Kehle trockengeschnürt", sagt doch mehr. Die Freundin eines jeden Texters sollte die Phantasie sein. Er sollte ihr auf der Lauer liegen, jedes Zucken aufsaugen und festhalten; ganz gleich, wann sie sich aus dem Versteck wagt. Sie ist schnell, unberechenbar in ihren Raubzügen, und doch ein großer Fang. Es ist kein Geheimnis, daß die englische Sprache "von Natur aus" musizierfreundlicher ist: Sie hat durchschnittlich weniger Silben als die deutsche und paßt somit besser in die Melodie. Aber sie eignet sich auch ausgezeichnet, überhört zu werden, wenn der "Hörer des Englischen nicht mächtig" ist. "Und siehe, du bist für sie wie einer, der Liebeslieder singt, der eine schöne Stimme hat und gut spielen kann. Sie hören wohl deine Worte, aber sie tun nicht danach." (Hes 33,32) - Weil sie dich nicht verstehen! Ein Lied in der Muttersprache zieht automatisch die Aufmerksamkeit auf sich, hingegen ein englischer Titel ohne genügend Fremdsprachenkenntnisse lieblich säuselnd, oder auch laut brüllend, im Hintergrund bleibt. Es kann wohl auch laut jubelnd "mitgeträllert" werden, aber ein Lied verliert seine zeugnisgebende Kraft, wenn die Menschen nicht über das ins Nachdenken kommen, was sie hören oder mitsingen.

VII.I. Christliche Bandmusik als Element des Gemeindeaufbaus unter dem Anspruch von theologischer Solidität - Was sagen die Musiker dazu?

"Was nützt es, die Botschaft in „ausländisch“ rüberzubringen, wenn man zum Verstehen noch ein deutsches Textblatt austeilen  muß; oder vorher grob erzählt, worum es im folgenden Lied geht - Dieses wäre in unseren Augen bloßes Musik-Machen, gewissermaßen Unterhaltung vor der Predigt." (Thomas Heyne)
"Wenn die Texte nicht verstanden werden, erfüllen wir unseren Auftrag nicht, zu dem wir uns berufen fühlen." (MARANATA)
Die Musiker greifen in ihrem Repertoire zum Teil auf fertige Lieder zurück oder "schneidern ein neues Melodiekleid". Die Mehrheit jedoch schreibt selbst. Dabei spielen eigene Erfahrungen und Erlebnisse, Themen aus dem näheren Umfeld und persönliche Meinungen zu Streitfragen in die Texte hinein. Das Gesangbuch, die Bibel, eine offene Frage ... - Alles kann Zündstoff für ein Lied sein. Die Beschäftigung mit christlichen Texten setzt voraus, sich mit den christlichen Inhalten bewußt zu beschäftigen. Um jemandem etwas weiterzugeben, müssen die Musiker dahinterstehen können. In ihren ehrlichen persönlichen Texten zeigen sie Transparenz und Mitgefühl. Sie sprechen heikle Themen kritisch an:

Mit leeren Herzen und wirren Gedanken läuft sie nach Haus.
Wieder ließ sie sich verführen ohne nachzudenken.
Sie fühlt sich klein, so sehr allein.
Doch sie trägt den Kopf noch hoch, sie muß doch glücklich sein.

Sie weiß es jetzt, ein Junge wird es sein,
Der da unter ihrem Herzen lebt.
Doch er wird das Licht dieser Erde niemals sehn.
Denn niemand wird dann noch auf ihrer Seite stehn.
Es ist beschlossene Sache, Sicherheit, der Arzt hat den Termin schon bereit.
Doch in ihrem Herzen hört sie schon wie er schreit:
Mama, ich liebe dich schon jetzt.
Mama, ich fühle doch, ich lebe schon.
Laß mich doch leben, ich will deinem Leben neues Leben geben.
Dein Herz wird beben vor Glück, wenn du mich in deinen Armen hältst.

Niemand weiß es, keiner ahnt es, das sind ja zwei.
In ihren Gedanken hört sie schon den ersten Schrei.
Doch was werden all die andern von ihr denken:
Sie werden lästern, werden lachen, werden ihre Hälse renken.
Sie sagt sich, ich kann es nicht, ich bin noch viel zu klein.
Heut ist der Tag, doch immer wieder hört sie ihn schrein:

Mama, ich liebe dich schon jetzt.
Mama, ich fühle doch, ich lebe schon.
Laß mich doch leben, ich will deinem Leben neues Leben geben.
Dein Herz wird beben vor Glück, wenn du mich in deinen Armen hältst.

Es ist vorbei, ein stummer Schrei.
Es ist doch nur ein Mord am sichersten Ort.
Als der Arzt sagt: "Es ist doch nichts weiter dabei"   ,
Hört sie aus der Ferne immer noch seinen Schrei:

Mama, ich liebe dich schon jetzt.
Mama, ich fühle doch, ich lebe schon...
Mama, Mama, Mama...

Text & Melodie: Benjamin Franke 1996

VIII. Unterstützung christlicher Jugend- und Bandmusik - HEUTE in SACHSEN

HEUTE in der Sächsischen Landeskirche:
Eigens für die Jugendmusik gibt es im Landesjugenpfarramt zwei Planstellen: Eine für den Landesjugendwart für Singearbeit und eine für den Landesjugendwart für Bandarbeit. Letztere ist der Arbeitsplatz von Thomas Feist. Eben jener ist Referent für Jugendmusik beim Landesjugendpfarramt. Im Internet informiert er über Sachsens Bandnachwuchs. In der Zeitschrift "CrossOver", der Musikzeitschrift für Mitteldeutschland, recherchiert er, zusammen mit seinen Kollegen, Meinungen, Bandvorstellungen, Aktionen, Tips, Kursangebote, Konzerttermine ... .
Gemeinsam mit Wolfgang Tost, dem Landesjugendwart für Singearbeit, kümmert er sich um Weiterbildungsangebote in Sachen: Tontechnik, Werbung und Management, Workshops ... .  Wolfgang Tost und Thomas Feist sind kompetente und hilfsbereite Kräfte in punkto Jugend- und  Bandmusik. Sie lassen sich auf offene Diskussionen zu Fragen und Problemen der Bands, Liedermacher, Veranstalter, Fans und Interessierten ein. Sie behalten die Jugendmusik im Blick.

HEUTE in der AGMS:
Von der Arbeitsgemeinschaft Musik der Evangelischen Jugend Sachsens (AGMS) wird ein Interpretenverzeichnis herausgegeben. Darin werden beispielsweise Bands und Liedermacher von den Redakteuren Wolfgang Tost und Thomas Feist vorgestellt. Zu den Ergebnissen des Arbeitskreises gehören die Organisation von Schulungen für Bandleiter, Sänger, Liedermacher und Texter sowie die Organisation von Gitarrenkursen, Bandtreffen und Lehrwochenenden für Kantoren. Im Arbeitskreis werden neue Lieder gesungen und beurteilt. "Gute Tropfen" werden in der Arbeitshilfe veröffentlicht und dann in vielen Jungen Gemeinden gesungen. (17) Außerdem unterstützen sie die von der Evangelischen Jugend in Sachsen herausgegebene Musikzeitschrift "CrossOver".

HEUTE im Jugendamt:
Das Jugendamt beteiligt sich bedingt an der finanziellen Unterstützung der Bandarbeit in Sachsen.  Es legt aber großen Wert darauf, daß auch vor Publikum außerhalb der Kirchenmauern musiziert wird.

HEUTE in der Hochschule für Kirchenmusik der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens:
Andre Engelbrecht ist Fachdozent für Popularmusik. Dieses Unterrichtsfach wird im dritten Studienjahr; derzeit mit einer Wochenstunde Einzelunterricht, gelehrt. Das Ziel ist die Fähigkeit zum Anleiten eines Jugendchores oder einer Band. Die Studenten werden unter anderem im Kadenzspiel (v.a. am Klavier) und im Arrangieren unterrichtet. Den praktischen Abschluß bildet eine eigene Liedkomposition mit der Aufführung in einem Gottesdienst.
EXKURS: Und wie sieht demnächst die Praxis aus? Zwei oder drei Gemeinden teilen sich einen C-Kantor, der höchstwahrscheinlich selten da sein wird, da er nebenbei noch einen "richtigen" Beruf hat, "um seine Brötchen zu verdienen", denn seine 35% ergeben gerademal "mickrige" sieben Wochenstunden pro Gemeinde. (18)

HEUTE in der Sächsischen Posaunenmission:
Dem Leiter der Sächsischen Posaunenmission zufolge, spielt die Jugendmusik, trotz vieler Jugendlicher in den Chören, leider nur eine Nebenrolle. Den deutlichsten Kontakt zu christlicher Jugendmusik bekommt die Posaunenmission durch die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag.

HEUTE in den Kirchgemeinden:
In den Gemeinden wird die Arbeit überwiegend von engagierten Leuten getragen. Da ist das Feld bunt gemischt: junge Musiker, Eltern, Kantoren, Pfarrer, Gemeindeglieder, Diakone ... Die Gemeinden unterstützen die Musiker mit Räumen zum Lagern der Technik und zum Proben, mit Instrumenten, Technik, Spenden, Gebet, ... - aber es ist nicht der Normalfall. Nicht selten "boxen" sich die Musiker ohne die Unterstützung ihrer Heimatgemeinden durch.

VIII.I. Unterstützung christlicher Jugend-und Bandmusik - HEUTE in SACHSEN - Was sagen die Musiker?

"Ansprechpartner hatten wir eigentlich keine. Wir erkämpften uns unser Know-How (...)." (Bloody Tears zu den Anfängen 1995)
Die meisten Bands "rappeln" sich einfach zusammen. Die Initiative ergreifen musikbegeisterte Leute. Ein Startkapital für Technik und Instrumente erhalten wenige Bands von ihren Heimatgemeinden. Ein Großteil muß sich die Anerkennung in der Gemeinde erst hart erarbeiten, manchen ist noch nicht
einmal das vergönnt. Zum Teil stehen die Bands finanziell auf eigenen Füßen; sie unterhalten ihre Instrumente und Technik selbst. Oft sind es die persönlichen Beziehungen, beispielsweise zu einem Autohändler, der einen Bus kostengünstig zur Verfügung stellt, die eine Band vor der absoluten Verschuldung retten. Engagierte Mitarbeiter, Eltern und Freunde greifen finanziell mit unter die Arme. Daß Kantoren und Pfarrer mit Tips und brauchbaren Ratschlägen zur Seite stehen, kommt vor, ist aber selten. Dagegen gibt es viele Aufmunterungen und helfende Kritik aus den Reihen der Ehrenamtlichen. Die Mehrheit der Musiker wünscht sich eine professionelle Unterstützung. Die Publicity, die für die meisten Auftritte zu sorgen scheint, nährt sich von der Mundpropaganda, dem Bandverzeichnis Sachsen, dem Internet, der Musikzeitschrift "CrossOver" und den Regionalzeitungen. Einen großen  Fortschritt in Sachen Unterstützung bietet die Nutzung des Tonstudios der Evangelischen Jugend in Sachsen/Röhrsdorf bei Chemnitz: Das Bandhaus mit Proben- und Studioraum ermöglicht eine preiswerte DEMO-TAPE-Produktion. Eine erfolgreiche Teilnahme an einem dort stattfindenden Technikerseminar ermöglicht außerdem die selbständige Nutzung des Studios. Alle Terminvereinbarungen diesbezüglich laufen über Wolfgang Tost. Das  fertige DEMO ist die "Eintrittskarte" zum Veranstalter oder zu Bandwettbewerben.
Die Organisation von Bandtreffen zum Erfahrungsaustausch bietet ungeahnte Schätze: Die Musiker haben ein gemeinsames Interesse - Die Musik. Um diese sammeln sie sich zu Andachten und Bibelarbeiten, gemeinsamen Ausflügen und tauschen sich aus. Sie spüren, daß sie mit ihren Problemen nicht allein sind. In internationaler Besetzung bieten Bandtreffen die Möglichkeit für Ökumene und Völkerverständigung.
Insgesamt kommen die Musiker in Sachsen zurecht: Sie kämpfen um Fördermittel und Sponsoren, was die eine oder andere Band gewaltig auslaugt, schaffen es aber gemeinsam: z.B. im Arbeitsteam der Bands, die dem Sächsischen EC-Verband nahe stehen. Sie tauschen vierteljährlich Erfahrungen aus und bereiten ein gemeinsames Bandwochenende vor. Während dieses Wochenendes gestalten Bibelarbeiten, Gespräche, Workshops mit Profis und ein Konzert der teilnehmenden Bands den Tagesablauf. Derzeit gehören acht Bands zu diesem Arbeitsteam. Sie pflegen ein gutes Miteinander ohne Konkurrenz und vertreten sich gelegentlich bei Terminschwierigkeiten. Das Arbeitsteam scheint in all dem Trubel um die "Stieftochter" Bandmusik eine Oase zum Auftanken mitten in der Wüste zu sein. "Einer für alle! Alle für einen!"

IX. Schlußwort:

Es mag paradox klingen, aber ich habe selten so wenig Musik gehört und gleichzeitig großen Hunger auf Musik verspürt, wie während dieser Examensarbeit.

X. Literaturverzeichnis:

1.   Quellen und Hilfsmittel
1.1. Bibelübersetzungen:

Die Bibel: Nach der Übersetzung Martin Luthers, revidierte Fassung von 1984, Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft zu Berlin und Altenburg, 2. Auflage 1989

1.2. Nachschlagewerke:

Kahler,Thomas/Binder, Dieter: Großes Wörterbuch, Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH Köln,
1997 Genehmigte Sonderausgabe

2.   Sekundärliteratur
2.1. Fachliteratur:

Berghaus, Wilfried/Kleem, Harald/Schnieders, Heinz-Wilhelm: Praxisfelder Musik und Sozialpädagogik, Band 1: Musik in der offenen Jugendarbeit, Gustav Bosse Verlag Regensburg, 1981

Bresgen, Cesar: Musikpädagogische Bibliothek, Band 11: Musik-Erziehung? Ein kritisches Protokoll, Heinrichshofens Verlag Willhelmshaven 1975

Brömse, Peter/Kötter, Eberhard: Musikpädagogik Forschung und Lehre, Band 4: Zur Musikrezeption Jugendlicher, Eine psychometrische Untersuchung, B. Schott & Söhne, Mainz, 1971

Ehrenforth, Karl Heinrich: Schriftreihe zur Musikpädagogik Verstehen und Auslegen, Die hermeneutischen Grundlagen einer Lehre von der didaktischen Interpretation der Musik, Verlag Moritz Diesterweg, 1. Auflage 1971

Huber, Harald: A real mother: Zur Bedeutung von Musik im Leben von Kindern und Jugendlichen,
Verlag des Verbandes der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, 1. Auflage - Wien 1987

Kolland, Dorothea: Die Jugendmusikbewegung "Gemeinschaftsmusik" - Theorie und Praxis, J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1979

2.2. Vorträge:

Kraus, Egon: Musik als Lebenshilfe, Vorträge der zweiten Bundesmusikschulwoche Hamburg 1957,
Musikverlag Hans Sikorski Hamburg 1958

2.3. Statistiken:

IFAK - Institut/Hrsg.: FOCUS; Das Moderne Nachrichtenmagazin: FOCUS-Umfrage Musikhören
FOCUS Magazin-Verlag GmbH, Nr. 32 3. August 1998

2.4. Sonstige Literatur:

Aschoff, Peter/Dippl, Peter/Schönheit, Swen: Lobpreis Werkstattheft, Aus der Gemeinde - Für die Gemeinde,  Geistliche Gemeinde - Erneuerung, Hamburg 1995

Arbeitsgemeinschaft Musik: DATA life Musik. Trialog Verlagsgesellschaft m.b.H. Bremen,
1.Auflage Bremen/Allenbostel 1995

Evangelische Jugend in Sachsen/Landesjugendpfarramt/Referat für Jugendmusik (Hrsg.):
CrossOver 1/98
CrossOver 2/98
CrossOver 3/98
CrossOver 4/98

Klonek, Sandra: Referat zu einem Mitschnitt des Hamburger Willow-Creek-Kongresses 1996, Bill Hybels: Wie wir die Gemeinde mobilisieren

Markwort, Helmut: FOCUS; Das moderne Nachrichtenmagazin. FOCUS Magazin-Verlag GmbH, Nr. 32 3. August 1998

Tost, Wolfgang/AGMS (Hrsg.): Interpretenverzeichnis Landesjugendpfarramt, 1995

Warren, Rick: Kirche mit Vision. Originaltitel: Purpose - Driven Church. Koproduktion der Verlage Projektion und C & P., Asslar, 1. deutsche Auflage 1998

2.5. Internet:

http://move.to/crossover
http://crossover.notrix.de

2.6. Briefe
(persönlich)

2.7. DEMO-TAPES

2.8. Interviews mit Bandmusikern



1 vgl. Gerbert, Frank: FOCUS 32/1998, S. 125-128
2 vgl. Ehrenfort, Karl Heinrich: Verstehen und Auslegen, S. 42
3 vgl. Jarnach, Philipp: Die heutige Situation der Musik und die  Musikerziehung; In: Kraus, Egon: Musik als Lebenshilfe, S. 23
4 vgl. Bresgen, Cesar: Musik - Erziehung?, S. 8ff
5 vgl. Gerbert, Frank: FOCUS 32/1998, S. 130/131
6 vgl. ibd., S. 131
7 vgl. Kraus, Egon: Musik als Lebenshilfe, S. 27
8 vgl. Gerbert, Frank: FOCUS 32/1998, S. 128/129
9 vgl. ibd., S. 132
10 vgl. Aschoff/Dippl/Schönheit: Lobpreis Werkstattheft, S. 7f
11 vgl. Warren, Rick: Kirche mit Vision, S. 262ff
12 vgl. Beyer, Dagmar: Info-Material (persönlich)
13 vgl. Klonek, Sandra: Referat zu einem Mitschnitt des Hamburger Willow-Creek-Kongresses 1996
14 vgl. Warren, Rick: Kirche mit Vision, S. 265-267
15 vgl. Warren, Rick: Kirche mit Vision, S. 270
16 vgl. Warren, Rick: Kirche mit Vision, S. 266
17 vgl. AGMS: Interpretenverzeichnis, S. 3/4
18 vgl. Kunze, Hagen: Columnäe; In: CrossOver 1/98, S. 2
 

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