www.Crossover-agm.de Das Geschäft mit den frommen Scheiben

Christliche Pop- und Rockmusik ist in den USA beliebter denn je. Das grosse Geschäft mit den frommen Scheiben hat schon seit längerem auch die säkulare Plattenindustrie gewittert. Die Folgen: Die sogenannte CCM-Musik wurde professioneller und – aus einer christlichen Erwartungshaltung aus gesehen – verschwommener.

New York/Basel, 17. Dezember 1997 (idea/ideaD/dr.) – Christliche Popmusik ist das am schnellsten wachsende Segment der gesamten Musikindustrie in den USA. Im vorigen Jahr erzielte die Branche einen Gesamtumsatz von über 750 Millionen Franken, eine Steigerung um 30 Prozent gegenüber 1995. Christliche Unterhaltungsmusik sei populärer als Jazz, Klassik und Esoterikproduktionen zusammengenommen, berichtete der nationale Fernsehsender ABC (New York). In dem Anfang Dezember ausgestrahlten Programm wurden zwei höchst populäre, aber auch – aus der Perspektive "christlicher" Erwartungshaltung – umstrittene christliche Popsängerinnen interviewt.

Sandi Patty sprach über ihre Erfahrungen nach einer ausserehelichen Affäre und darauf folgender Scheidung. Sie habe sich in dieser Zeit innerlich "sehr leer" gefühlt, vor allem weil sie gemeint habe, nach aussen den Eindruck eines perfekten christlichen Lebens aufrechterhalten zu müssen. Inzwischen scheine sie ihre enttäuschten Hörer wieder zurückzugewinnen. Amy Grant äusserte sich zu Vorwürfen, in ihren neuen Produktionen komme der christliche Inhalt zu kurz. Sie finde es "gähnend langweilig", wenn die christliche Botschaft immer wieder in gleicher Weise verpackt werde. In Amy Grants neuem Album "Behind the Eyes" (Hinter den Augen) gibt es nach Aussagen von Kritikern kaum christliche Anklänge.

Halbwahrheiten schaden der christlichen Musikszene

Der 29jährige Fredy Künzler, Redaktor der christlichen Radiosendung Kalypso und Kenner der "Contemporary Christian Music"-Szene (CCM), widerspricht allerdings der in christlichen Kreisen weitverbreitete Überzeugung, die Künstler(innen) sollten durch dieses Medium hauptsächlich evangelisieren. "Je militanter dies gemacht wird, desto grösser ist die Ignoranz der (säkularen) Massenmedien", so Künzler in "Kirche+Welt" 24/97. Überhaupt werde eine schwarz-weisse Denkweise von einigen Szeneninsidern kräftig gefördert, wie etliche Bücher und Schriften gegen die "bösen Säkularen" beweisen. Andererseits habe die christliche Musikindustrie viel Kredit verscherzt, indem sie etliche schlechte Alben veröffentlichte. Dazu kommt, dass christliche Fans halbwahre CD-Rezensionen serviert bekommen. "Die Attribute 'christlich' und 'gut' bedeuten in den Neuheitenlisten dasselbe, in Tat und Wahrheit bekam der Käufer aber eine Katze im Sack", schreibt Künzler.

CCM-Industrie heute ein grosses Geschäft

In den neunziger Jahren habe sich die christliche Musik immer mehr zum grossen Geschäft entwickelt. Auch die säkularen Plattengiganten merkten, dass sich mit christlichen Platten ganz angenehm Geld verdienen lasse. Künzler fügt als Beispiele das christliche Label "Warner Alliance" an, dessen Besitzer der säkulare Plattenmulti "Warner Brothers" ist, oder den säkularen Medienmulti "EMI", der die beiden christlichen Labels "Sparrow" und "Star Song" aufgekauft hat. Bei allem Wohlwollen dürfe vor der Tatsache nicht die Augen verschlossen werden, dass in der CCM-Industrie viele unsaubere Geschäfte gemacht würden. Damit unterscheide sich das christliche Musikbusiness nicht sehr vom säkularen. Trotzdem: "Die CCM-Szene hat viele hervorragende Alben veröffentlicht", schreibt Künzler, was die säkulare Szene aber auch von sich behaupten könne.



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