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Heavy Metal und Religion
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von Marc Halupczok
Hallo Freunde!
Es gibt Dinge im Leben, die
ändern sich leider nie. Die Vorurteile, die uns von tief religiösen
Menschen entgegengebracht werden, gehören wohl leider dazu. Vor ein
paar Tagen besuchte mich ein Freund, der sich durch aktives Verbreiten
der christlichen Lehre hervortut. An sich ist das auch nichts Schlimmes,
und da wir uns schon einige Tage kennen, ist das Thema "Metal und Satanismus"
eigentlich abgefrühstückt. Unglücklicherweise hatte er diesmal
eine Freundin im Schlepptau, die sich zu dieser Problematik offensichtlich
noch nicht hinreichend geäußert hatte. Der Besuch in der Kneipe
um die Ecke endete jedenfalls in einem Fiasko.
Mein Kumpel spielt mit dem
Gedanken, nach Braunschweig zu ziehen, und erkundigte sich nach dem musikalischen
Angebot. Treuherzig wie ich nun mal bin, wies ich ihn auf DIO hin, da er
mittlerweile metallischen Klängen nicht abgeneigt ist. Das paßte
unserer kleinen Missionarin allerdings nicht in den Kram, und sie fragte
mich, ob ich denn Metalfan sei. Mein freundliches "Na sicher" wurde trocken
mit einem "Dann bist du Satanist" gekontert. Warum mir mein Bierglas nicht
aus der Hand gerutscht ist, weiß ich bis heute nicht. Es folgten
Dialoge, die sicher jeder von Euch schon mal über sich ergehen lassen
mußte. Angefangen bei den STONES ("Sympathy for the devil" ist doch
wohl eindeutig ein satanisches Bekenntnis von Mick Jagger) über KISS
("Kings In Satanic Service", hahaha) bis hin zu allem, was eine Gitarre
in der Hand hält. Mein Einwand, daß Gott vielleicht 'ne Kutte
trägt, den ganzen Tag AC/DC hört und solche intoleranten Menschen
in die Hölle fahren läßt, wurde nun in Stereo dementiert.
O-Ton: "Gott ist sooooo riesig, der kann gar keine Musik hören, weil
die viel zu unwichtig ist. Nur Musik, die ihm zu Ehren verfaßt wurde,
findet den Weg in sein Gehör."
Die beiden wollten mir also
allen Ernstes weismachen, daß sie wüßten, was Gott so
im CD-Schränkchen hat.
In meiner Wut präsentierte
ich nun auch noch mein Pentagramm-Tattoo, welches ich mir letztes Jahr
auf den Oberarm stanzen ließ. Mein Erklärungsversuch, daß
das Pentagramm im ursprünglichen Sinn eigentlich den Glauben an sich
selbst symbolisiert (und nur aus diesem Grund habe ich dieses Motiv gewählt)
und die Kirche seit jeher Probleme mit Menschen hat, die eigenständig
denken, wurde mit einigen Bibelzitaten vom Tisch gefegt.
Daß dieser Abend nicht
besonders harmonisch zu Ende ging, kann sich wohl jeder denken.
Um eines noch mal klarzustellen.
Ich bin christlich erzogen worden, ich bin immer noch Mitglied der Kirche,
da dieser Verein 'ne Menge wichtiger sozialer Aufgaben erledigt und meine
Kirchensteuer in den meisten Fällen gut angelegt wird. Ich habe meinen
Zivildienst in einem diakonischen Altenheim abgeleistet und bin einverstanden
mit dem Grundsatz der Nächstenliebe (Daß dieses Gesetz oft von
denen mißachtet wird, die sich nach außen als "Erlöser"
feiern lassen, ist ein anderes Thema.). Mit Satanismus habe ich soviel
am Hut wie der FC St. Pauli mit Spielkultur, und trotzdem muß man
sich (mal wieder) vor Gott und der Welt rechtfertigen.
Muß man wirklich? Nein!!
Wer Bibelkreise abhalten möchte, sollte dies tun, doch laßt
mich in Ruhe anderen Göttern huldigen! Manowar - Götter des Krieges;
Rage - Götter der Klassik; Savatage - Götter der Harmonielehre;
Hammerfall - Götter der Wiederauferstehung; Iron Maiden - Götter
der Ewigkeit usw.
In diesem Sinne: Amen.
Marc
Mit freundlicher Genehmigung
des Autors entnommen aus: Mystic Obsession Nr. 2 (Februar 1999)
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