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IDOLE
von Dieter Gasde

Ja, Idole kann es ja viele und sehr unterschiedliche geben. Für manche ist sogar ein Politiker ein Idol, und oftmals sind es eben die Vertreter der Pop-Szene, die als Idole auf Plakaten in euren Zimmern hängen.
Es wäre mühsam alles aufzuzählen - jeder entdeckt sie für sich allein. Für den einen ist es ein Geheimnis, viele bekennen sich offen zu ihren Vorbildern. Meine Idole waren und sind meist Musiker, und die meisten davon sind schwarz. Wenn ich mich so ca. 30 Jahre zurückerinnere, so fiel ich damals mit meinen Idolen etwas aus dem Rahmen. Es waren nicht die Beatles, Stones, Kinks, Lords, eben die unzähligen Gruppen der Beatära - es waren damals schon die Vertreter der Blackmusik wie Wilson Picket, Otis Redding, James Brown oder auch die alten Bluesbarden wie Jr. Wells, Otis Rush, Sonny Boy Williamson usw. Das Sammeln von Aufnahmen von diesen Musikern, das stundenlange Ausharren vor dem Radio mit aufnahmebereitem Spulentonbandgerät, um ein paar Songs von ihnen aus Band zu bekommen, gehörte natürlich dazu. Viel gab es in der der damaligen DDR nicht zu kaufen, und man war schon auf die westlichen Radiosender angewiesen. Allerdings wurde damals vor dem Disco- und Dance-Musik-Zeitalter mehr Blues und Soul im Radio gespielt. Die Idole mal live zu erleben, das war ein Traum über viele Jahre. Ab und zu verirrte sich mal ein Blues- oder Jazzmusiker über die Grenze, und wenn man großes Glück hatte, bekam man auch eine Karte für das Konzert, doch das passierte nicht gerade oft. Ein schon etwas makabrer Spruch kursierte unter den Musikern: "Einmal nach New Orleans und die ganzen Typen sehen und dann sterben."
New Orleans, die Geburtsstätte des Jazz, der funky Musik, eines der Zentren des Südstaaten-Blues, von hier kommen der typische Groove der Brassbands, der New Orleans Jazz und auch dessen berühmtester Vertreter, Louis Armstrong. Die Stadt am Golf von Mexiko, an der Mündung des Mississippi, inmitten einer riesigen Sumpflandschaft mit ihrem feuchtwarmen Klima, ist ein Schmelztiegel der verschiedensten Kulturen. Hier kamen die ersten Sklaven aus Afrika an Land, und auch heute noch beträgt der Bevölkerungsanteil der Schwarzen 60%. Kulturelle Einflüsse der Südstaaten, der Karibik, Afrikas und Lateinamerikas, aber auch der großen Zentren des Nordens bilden einen "Schmelztiegel", aus dem immer wieder neue Impulse hervorgehen, vor allem auch in der Musik. New Orleans gehört wohl mit zu den wenigen Städten in den USA, wo die Esskultur maximal den gleichen Stellenwert einnimmt wie ein tolles Konzert oder ein Theaterbesuch. Die Stadt ist voll von Musikern und natürlich auch von Touristen, denn trotz des feuchtwarmen Klimas sorgt eine Vielzahl von jährlichen Festivals dafür, dass genug von ihnen sich in der Stadt aufhalten. Viele Musiker können somit in New Orleans von der Musik leben, und aus dem Grund gibt es dort so viele und vor allem so viele gute.
Was wäre also New Orleans ohne ein Musikfestival, und da gibt es gleich mehrere, doch eins ist das größte der Welt - das Jazz & Heritage-Festival, seit 30 Jahren jeweils Ende April - Anfang Mai.
War diese Stadt immer unerreichbar - seit der Grenzöffnung vor 10 Jahren ist sie so nahe gerückt, daß ich mir endlich einen Traum erfüllen konnte. Ich flog vor zwei Jahren mit Freunden zu diesem Festival und konnte dort ein ein paar meiner Idole und Vorbilder erleben. Hatte ich doch jahrelang die Platten oder CDs von Al Jarreau, Herbie Hancock, Carlos Santana, den Neville Brothers, Snooks Eaglin, Fats Domino, Dr. John, Earth Wind and Fire, Little Feet, Walter Wolfman Washington, Duke Robillard u.a. gesammelt - hier waren sie alle gekommen. Ich war zum Teil ganz schön gerührt und oft den Tränen nahe, das noch erleben zu können, und für manche kam ich zu spät, denn die sind in den vergangenen Jahren gestorben. Es wäre jetzt zu umfangreich, alle ca. 300 Bands aufzuzählen, die in den 14 Tagen auf dem Festivalgelände, in den Klubs und Kneipen spielten. Wir tauchten einfach ein in die Musik, in das Feeling von New Orleans, in die feuchtwarme Hitze, den Schweiß, das Tanzen bis zur Erschöpfung, den Groove von New Orleans, den Soul, Blues, Funk, die Cajun-Musik, den Südstaatenrock, Jazz und die Rhythmen aus Afrika, der Karibik und Lateinamerika.



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