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Miau, Mio - Oh no, Oh no
von Henner Kotte

Dr. Heinrich Hoffmann mangelte es an guter pädagogischer Lektüre für seine Kinder. Deshalb griff er selbst zu Pinsel und Feder. So entstand „Der Struwelpeter“. Heutigen Tags ist das Buch ein weltliterarischer Klassiker, keine junge Generation, die die makabren Geschichten von Suppenkasper und Daumenlutscher und Hans-guck-in-die-Luft nicht kenne. Solch schwarzer Humor begeisterte auch englisches Künstlervolk, und nunmehr gilt das Musical vom „Shockheaded Peter“ ebenso als Kult. Ein Herr namens Thomas Schulte-Michels, seines Zeichens Regisseur, fühlte sich berufen und brachte die schöne Geschichte auf die Bühne des Dresdner Großen Hauses. Die Zumutung des Grauens empfiehlt sich nicht (der Geneigte greife besser zum Buch). Zu Beginn und Ende der Vorstellung versuchen Hoffmann höchstpersönlich und sein Struwelpeter, dem Abend eine gedankliche Klammer zu geben. Doch bei einer Inszenierung bar jeder Dramaturgie und regieähnlichen Einfalls kann die Klammer nichts halten. Sechs Gäste der feineren Gesellschaft drücken sich alle bösen Lieder vorm Publikum irgendwie ab. Warum, weshalb, wieso sie auf der Bühne stehen, wissen sie wohl selbst nicht genau. Dabei haben die Musiker unter Otto Beatus alle Qualität. Auch die Stimmen der Spieler können klingen. Aber die sechs stehen immer nur dumm rum, untereinander in Beziehung stehen sie nicht. Die fehlenden Ideen des Abends versucht Herr Schulte-Michels, mit Bühnenschnickschnack aufzumotzen. Er fordert Technik, hebt und senkt. Hilft nix und tötet letzte Nerven. Miau, Mio, Miau, Mio – Mienz und Maunz, die Katzen, heben ihre Tatzen und beweinen die verbrannte Pauline. Wir weinen auch.



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