Da rotiert der Blumentopf von Henner Kotte Die Academixer vermieten seit
dem 25. Februar 2001 für "10 Mark 50 kalt". Es sind die altbekannten
Kellerräume der Kupfergasse, die zur Besichtigung laden. Der Herr
Christian Becher und seine Damen Carolin Fischer und Anke Geißler
sind die Wohnungswilligen. Und, logisch, kostet 10 Mark 50 nicht der Eintritt.
Und, logisch, ist der Mixerkeller nicht kalt, sondern beheizt. Im neuen
Programm aber dreht sich alles um Haus und Behausung. Und wer in Reality
über das Thema nicht lächeln kann, kann es nun da tun. Das Kabarett
kennt das Leben und seine Klischees. Der Vermieter läßt sich
selten blicken und kassiert. Hannes und Hanne Mauritz sorgen als Hausmeisterinnen
für Ordnung. Und auch die Mieter sind reichlich schräge Zeitgenossen.
Eine Sängerin mit vier Namen trällert, daß die Töpfe
fliegen. Eine Ex nachbart neben ihrem Ex. Eine Pensionistin zieht gegen
den Zivi und die Männer von heut in den Krieg. Und die Blüten
im Blumentopf drehn sich dazu im Kitsch die Vorstellung über. Das
hat was. Wirklich. Denn Regisseur Becher bietet kein übliches Nummern-Programm.
Bis zum explosiven Abgang ist die Dramaturgie sehr wohl erkennbar. Das
gefällt. Wie auch (die meisten) Wörter von Autoren Cornelia Molle,
Tom Reichel, Bernd-Lutz Lange und Lothar Bölck. Im Krystallpalast
war Fräulein Fischer noch jenseits von Afrika, jetzt beweist sie schwäbisch
ostdeutsch komödiantisches Geschick. Anke Geißler höhepunktet
als bitter, bitterböse Alte, die den ganzen Laden letztlich in die
Luft jagt. Zum Glück werden die Türen gerettet. Aber selbst in
den Himmel zieht man um. Die Mixer haben sich mit "10 Mark 50 kalt" in
die eignen vier Wände zurückgezogen, und so treffen die Spitzen
zielsicher nicht mehr im Großen und Ganzen, sondern Politik privatissimo.
Das hat ja auch was.
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