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Das Füchslein macht die Gänse tot:
Agatha Christie, diesmal „Klassisch Blöd?“
von Henner Kotte

Das Radio vermeldet einen Mord in Culver Street 24. Der Täter ist flüchtig. Sicher, Molly hört hin, aber sie hat andere Sorgen. Erste Gäste werden kommen, denn Molly und Giles haben ihr Monkswell Manor zur Pension ausgebaut. Natürlich hat sich der Service noch nicht eingespielt, und die Gäste machen Streß. Zum Unglück ruft die Polizei noch an: Der Mörder aus der Culver Street ist nach Monkswell Manor unterwegs, er ist ein Fuchs, und drei Gänse stehen auf seiner Todesliste.
Diese Kriminalgeschichte ist Legende. Agatha Christies "Mausefalle" steht fast ein halbes Jahrhundert auf dem Londoner Spielplan und ist noch immer ausverkauft. Jetzt können wir auch in Leipzig "Who done it" rätseln im Theater im Dach. Das ist bekanntlich im Haus Steinstraße, und dort ist bekanntlich die Heimstatt der Truppe "Klassisch blöd?".
"Klassisch blöd?" sind junge Theaterenthusiasten, die bereits "Höllisch himmlisch" preisgeehrt wurden. Mit der "Mausefalle" wagen die Spieler das Experiment. Agatha Christies Räuberpistole stellt nicht nur mimisch und wörtlich höhere Anforderungen. Mitnichten nämlich ist dies ein gern gespieltes Stück zur aktuellen Lage und Befindlichkeit der Jugend. "Die Mausefalle" ist kein Problemtheater zu Drogen- und Familienpolitik, und nur ganz nebenbei ist die wahre Liebe zu erleben. "Klassisch blöd?" tun's für uns diesmal klassisch kriminell und bieten beste Unterhaltung. Und das liegt nicht nur am genialen Plot der Kriminalautorin.
Regisseurin Katharina Köhler hat die Mörderjagd höchst verdächtig in Szene gesetzt. Wer ist Mörder, wer ist Opfer, fragen sich die Menschen auf der Bühne und im Publikum. Ist es die aufgeregt liebevolle Pensionswirtin (Susanne Giering)? Oder ihr bedächtig hifsbereiter Gatte (August Geyler)? Ist es die zickige Mrs. Boyle (Romy Klimke) oder der leicht spinnerte Christopher Wren (Christian Brust)? Würdevoll ist Major Metcalf (Konstantin Richter). Nicht durchschaubar Miss Casewell. Und Mr. Paravicini (Sebastian Büttner) versprüht ständig Charme und italienischen Wortschatz. Sind sie Mörder? Sergeantin Trotter (Tina Weber) rätselt. Die Identitäten sind schwer rauszukriegen, zumal nicht nur einer der Anwesenden ein doppeltes Spiel spielt. Reichlich Lust an der kunstvollen Abart ist den Akteuren anzusehn. Pointen sitzen. Und die kleinen Unzulänglichkeiten werden bravourös gemeistert. In der Pause läßt sich trefflich drüber diskutieren: Wer wen warum? Dem aufmerksamen Zuschauer könnt's klar sein. Aber er wird es nicht glauben. Was sind Derrick und die SoKo gegen "Klassisch blöd?" Wir haben uns entschieden.



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