www.Crossover-agm.de Die Bücher der Gebrüder Kotte (28.08.2016)

Eine lesbische Boxerin zwischen ihrer Marathon laufenden Freundin und ihrem Zen buddhistischen Vater. Eine brisante Mischung. Könnte es sein. Im Buch von Manuela Kuck wird geliebt, diskutiert, gestritten, aber auch geschwiegen und getrauert. Und vor allem wird aus verschiedenen Perspektiven über das Leben nachgedacht. Über ein gesichertes Leben ohne andere Probleme als die zwischenmenschlichen und was der richtige Wein zum Gourmet-Essen ist. Der Vergleich mit der Lindenstraße im Klappentext wirkt erstaunlich, ist aber nicht zu weit hergeholt. Man wird mit einem gesunden Halbwissen über die Themen und einem guten Gefühl entlassen. Das ist mehr, als man von vielen Büchern erwarten kann. Und: Es liest sich wirklich sehr gut und unterhaltsam. Durchaus etwas für den Strandurlaub mit Freundin.

Comics üben einen Reiz auf alle aus. Egal ob man es zugibt oder nicht, man liest sie, wenn man sie sieht. Oder schaut man sie sich an? Wo sind die Gemeinsamkeiten von Batman, Tim und Struppi, Dilbert und Dagobert Duck? Da muss es doch eine Einordnung, ein System geben! Und ja, Scott McCloud hat mit seinem Buch "Comics richtig lesen" ein Werk für Einsteiger und Fortgeschrittene geschaffen, das "die unsichtbare Kunst" analysiert und die vielen Facetten zumindest vorstellt. Erklärt werden muss ja nun auch nicht alles. Selber ein brillanter Zeichner, gibt McClouds alter ego Einsichten in die Geschichte der Bildgeschichten, in die verschiedenen Zeitverläufe, in das, was man nicht sieht, in Techniken und Abstraktionsebenen. Nach der Lektüre sieht man die Comics mit anderen Augen, die Platzaufteilung, die Ränder der Panels, die Sprechblasen, die Geräusche, den Zeitverlauf, die Farben, die Gestaltung der Personen, die ... Man sieht einfach alles anders und man wird häufiger in die Comics schauen als vorher. Und die unbegrenzten Möglichkeiten erkennen!

Marion Zimmer Bradley persönlich liebt dieses Buch. Sagt zumindest der Klappentext. Ich musste mich durch den fantastischen Roman quälen. Und das, obwohl "Der Thron des Drachen" von John M. Ford flüssig geschrieben ist. Die historischen Gegebenheiten sind mit Sicherheit akribisch recherchiert und ein Personenregister der historischen Gestalten hilft dem Interessierten bei der Orientierung. Die Idee, phantastische Protagonisten wie Zauberer und Vampire einzuführen, ist auch spannend, kein Zweifel. Trotzdem gelingt es nicht, einen Spannungsbogen aufzubauen, die eng bedruckten 380 Seiten sind eher locker aneinander gereihte Episoden ohne inneren Zusammenhang und mit detaillierter Beschreibung des Settings. Mit den Personen kann man sich nicht identifizieren und sie erleben auch keine nachvollziehbare Entwicklung. Wenn man von enttarnten Spionen absieht. Ein Schmäckerchen vielleicht für Historiker oder geschichtsbewusste Engländer, Freunden der fantastischen Literatur rate ich ab. Egal, was Frau Bradley sagt.

Das Buch "Das echte Leben" von Cory Doctorow ist ein lesenswerter Comic mit einer realistischen Geschichte. Allerdings scheint es mehr für Mädchen geschrieben zu sein und das Ende ist etwas kitschig. Das Buch ist auf jeden Fall empfehlenswert, speziell Leser in der Pubertät können sich und ihre Probleme wiedererkennen. Und es ist keine schlimme Sache, wenn man Online-Spiele spielt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb die Eltern Graphic-Novel gleich mitlesen sollten. Wahrscheinlich sogar die Lehrer. Zwar wird nicht an Klischees gespart und die Lösungen sind im "echten Leben" wahrscheinlich nicht so einfach, aber für den Abgleich der digital natives mit dem "echten Leben" hilft es in jedem Fall. Dabei ist schon gut, dass die Protagonistin nicht die hübscheste, dünnste und schlauste Schülerin ist, sondern man sich mit ihr identifizieren kann. Die klaren, schnörkellosen Zeichnungen von Jen Wang ziehen einen in die Geschichte und bringen die Rollenspiele näher. Ein gelungener Einstieg für die nachfolgende Lektüre von Little Brother!



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