www.Crossover-agm.de Die Bücher der Gebrüder Kotte (15.06.2014)

Natürlich ist es ein Fan-Buch. Keine belastbaren Quellen, kein Anspruch auf Vollständigkeit oder eine Analyse und Strukturierung der Faktenlage. Aber Hand aufs Herz, bei der "Commodore-Story" wollen wir das doch auch gar nicht! Allein die Fotos der damaligen Rechentechnik lassen unsere Herzen höher schlagen und die nostalgischen Augen leise tränen. Allein beim Vergleich der Diskettenlaufwerke (lieber 170 kB oder doch das große mit 521?) können nur noch wir alten Fans mitreden. Und genau wir sind die Zielgruppe. Für uns wird nach der Lektüre des 200-Seiten-Taschenbuches ohne Farbfotos nicht klarer, wie ein Weltkonzern eine Marktbeherrschung von über 80% im Wirtschaftskrieg verlieren konnte. Und das, obwohl alle Programme schon da waren (Geos!). Und das auch noch an Microsoft. Es wird ein Rätsel bleiben. Aber wenn wir mal keine Lust haben, den C64 aus dem Keller zu holen, anzuschließen und zu hoffen, dass die gute 1571 keine bad-blocks entdeckt, dann können wir dieses Buch zur Hand nehmen und uns am Amiga ergötzen, an Reklameflyern und an zeitgenössischen Berichten. Und dann verzeihen wir auch die paar Druckfehler.

Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie früher mal war. Das ist ja klar. Aber worum ging es früher in der Zukunft? "Index J-81 arbeitet für Mr. Faust" versammelt zwölf sowjetische phantastische Kurzgeschichten. Und mit Sicherheit war das Buch aus dem Verlag Volk und Welt 1971 ein Renner, der im Vorbestelldienst erstanden werden musste. Auch heute lesen sich die Erzählungen gut und flüssig, am Ausdruck hat der Zahn der vierzig Jahre nicht furchtbar genagt. Und an den Themen? Natürlich. Grundlegend. Die Action ist hausbacken und es geht weder um globale (Alien-)Intervention noch existenzbedrohende Katastrophen. Schließlich ist in der Zukunft Kommunismus. Die schlechten Charaktereigenschaften sind jedoch noch nicht ausgestorben (allerdings immer nur beim Klassenfeind vorhanden). Und die guten Jungs sind damals wie heute aufopfernd bis in den Tod. Die Entdeckungen (Unsichtbarkeit, Telepathie, Bewusstseinsverpflanzung) sind spannend (warum gibt's so etwas heute nicht mehr?) und die Antworten sind überraschend, zumindest jedoch gedankenanregend. Schade, dass dieses Juwel wohl kein Publikum mehr bekommen wird. Ein mehr forderndes schon gar nicht ...



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