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CLUB im TIF
von *tf
Es geht darum, die Begrenzung
auf das Theater allein aufzubrechen und einen Ort anzubieten, an dem ein
gesellschaftlicher Diskurs geführt werden kann. Diese Idee drängte
sich aus der Erfahrung des Theaters auf, daß eine rein künstlerische
Betrachtung der Stücke oft zu kurz greift. Das Wissen um geistesgeschichtliche
Kontexte führt zu einer Be-Greiflichkeit der Stücke, zum parteiischen
Zuschauer. Darüber hinaus ermöglicht eine Auseinandersetzung
mit den Ideen der Stücke die Aneignung dieser Ideen in heutiger Situation.
So lautet das Konzept des
TIF (Theater in der Fabrik) in Dresden für seine monatliche Veranstaltungsreihe
CLUB.
„Der Wille zum Glauben“
war im Januar die CLUB-Veranstaltung übertitelt. Der Philosoph Alexander
Roesler (der den CLUB leitet) wollte das Phänomen allgegenwärtiger
Religiosität in der Gesellschaft untersuchen.
Gekommen waren ca. 25 interessierte
Zuhörer, die Roesler in einer äußerst effektiven Überschallreise
durch die Philosophiegeschichte von der Aufklärung bis zur Gegenwart
lotste. Die Stationen der Reise beleuchteten das Verhältnis des Wissens
zum Glauben.
In fünf Thesen kämpfte
Roesler engagiert für ein Miteinander von Wissen und Glauben jenseits
von Wissenschaftsgläubigkeit. Den Ausgangspunkt für seine Überlegungen
bildete ein Novalis-Zitat: Wissen entsteht und endet im Glauben. Zunächst
wurden einige Begriffsdefinitionen eingeführt und der Unterschied
zwischen Wissen und Glauben aus philosophischer und geschichtlicher Perspektive
beleuchtet. Dann folgten Fragen nach der Endlichkeit des Wissens und der
Absolutheit des Glaubens, aus denen sich Roeslers Plädoyer ergab:
Wissen impliziert den Zweifel und ist daher als Methode zu empfehlen. Glauben
impliziert Vertrauen und ist unersetzbar in Bereichen, die sich unseren
Sinneswahrnehmungen bzw. unserem Verstand entziehen. Knapp eine halbe Stunde
dauerte der pointierte und kompetente Vortrag. Wesentlich mehr Zeit war
für die Publikumsdiskussion vorgesehen, und die Beteiligung gab dem
Konzept recht: über zwei Stunden wurden in einer sachlichen Atmosphäre
Weltbilder auseinandergenommen und zusammengesetzt. Hierbei ging es nicht
um Gewinnen oder Verlieren, sondern um das Hören auf den Anderen und
dessen Argumente und Meinung. Glückwunsch zu dieser gelungenen Veranstaltungskonzeption
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