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Back Yard Yell
von rls anno 1998
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Hinter dem Namen Back Yard
Yell (=Hinterhofschrei) könnte man durchaus eine Kaputtnikpunkband
vermuten. Mit Klangerzeugung solcher Art haben Hendrik Schmidt (g, voc),
Katja Hummel (voc), Martin Zenker (g), Kathleen Milker (key, voc), Beatrice
Wank (key) und Steffen Werner (dr) aber genausowenig am Hut wie mit der
Rock´n´Roll-Truppe Backyard Babies (obwohl auch diese Namen
gut miteinander korrespondieren würden). Der rockmusikerfahrene Leser
dürfte sich nach einem Blick auf die Bandbesetzung aber primär
eine andere Frage gestellt haben, nämlich folgende:
Nach euren Line-up-Angaben
habt ihr keinen Bassisten. Auf dem mir vorliegenden Livemitschnitt ist
aber streckenweise deutlich ein Bass-Sound zu hören. Ich bitte um
Aufklärung!
"Basser sind in unseren
Breiten sehr rar gesät, darum haben wir uns von Anfang an an einen
guten Keyboardsound gewöhnt. Dank der japanischen Technik ist in diesem
Bereich heute fast alles möglich. Man nehme ein Yamaha PSR520, wähle
einen der zahlreichen Bass-Sounds, stelle das Keyboard am Mischpult etwas
lauter - und fertig ist der Pseudo-Bass ... (Für diesen Satz werden
wir nicht einmal von Yamaha bezahlt!)"
Hat es irgendwelche Besetzungswechsel,
musikalische Kurskorrekturen o.ä. in eurer Vergangenheit gegeben?
"Besetzungswechsel hat es
bei uns natürlich auch gegeben; welche Band, ZZ Top mal ausgenommen,
kennt das nicht? Allerdings sind die Wechsel so unbedeutend, daß
Vergleiche mit Spinal Tap oder anderen Bands eh nicht sinnvoll wären.
Zu den musikalischen Kurskorrekturen wäre nur zu sagen, daß
wir uns schon relativ früh entschieden haben, statt immer neuer Coverversionen
unsere ganz eigenen, christlich ´angehauchten´ Songs zu spielen."
Ihr siedelt euren Sound
"zwischen Grönemeyer und den Guns ´n´ Roses" an. Parallelen
zu den letztgenannten kann ich bei euch allerdings gar nicht ausmachen,
mal abgesehen davon, daß die auch "Knocking on Heaven´s Door"
gecovert haben. Wo seht ihr da welche?
"Die Betonung liegt auch
primär auf ZWISCHEN. Sowohl Grönemeyer als auch die Mannen um
Axl spielen ihre ganz eigenen Stile, die wir nicht kopieren wollen, die
aber dennoch ihre Einflüsse auf unsere Musik hatten und haben. Beide
´Bands´ liegen musikalisch so weit auseinander, daß man
sich fast nur dazwischen befinden kann. Wir möchten uns nicht in irgendeine
musikalische Schublade drängen lassen."
Um beim Thema Coverversionen
zu bleiben: "Knocking ..." covert ja nun wirklich jede zweite Band. Eure
Version ist zwar keinesfalls schlecht, aber man fragt sich dann doch, ob
das unbedingt sein mußte ...
"´Knocking on Heaven`s
Door´ war der allererste Titel, den wir überhaupt gespielt haben.
Im Laufe der Jahre ist er praktisch mit uns gewachsen und gehört zur
Band wie der Name. Anfangs spielten wir ihn nur nach, aber mehr und mehr
wurde es unsere Variante. Mittlerweile ist sie schon fast ausgewachsen
und kommt live mit unserem Gastsaxophonisten Thomas Schäfer auf knapp
zehn Minuten Spieldauer."
Sehr gut gefallen hat
mir "Dreams" - zwar leider weder der Kultsong von Van Halen noch der nicht
minder kultige von Crematory, aber immerhin einer der besseren Cranberries-Songs.
Eure Version lebt vor allem vom schönen zweistimmigen Gesang. Wie
kam´s zu dieser Coverversion?
"Wir hatten die Noten zum
Song und haben einfach mal probiert, wie er live klingt. Der zweistimmige
Gesang hat nicht nur uns, sondern auch vor allem dem Publikum gefallen,
und darum ist der Track immer noch im Programm. Außerdem ist es Katjas
Lieblingslied."
Der Text zu "Amerika
träum weiter" bewegt sich auf für eine christliche Band nicht
gerade gewöhnlichem, global-politischem Territorium. Hat euch Grönemeyers
"Amerika" dazu inspiriert?
"Grönemeyers Song ist
mittlerweile schon 14 Jahre alt. Beeinflußt hat er uns allerdings
eher nicht. Amerika als Synonym für die USA hat einfach auch heute
noch einen derart großen, nicht unbedingt guten Einfluß auf
die Welt, so daß dieses Lied einfach notwendig wurde. Unser Lied
macht auf eine Gesellschaft aufmerksam, in der für einige Menschen
Geld und Macht alles bedeuten, aber die entscheidenden Dinge des Lebens
einfach vergessen werden. Träum weiter - Wach auf!"
Ein wenig banal-klischeehaft
ist der Text zum "Geburtstagssong" ausgefallen; das Thema haben andere
Truppen meiner Meinung nach schon origineller verarbeitet. Ich nehme an,
ihr seht das etwas anders ...
"Müssen Geburtstagssongs
immer lustig sein? Außerdem läßt sich über Geschmack
ja bekanntlich streiten. Vielleicht hätte der Text noch viel banaler
werden können, das Altwerden gehört einfach zum Leben dazu. Und
irgendwo ist das Lied auch ganz speziell für unsere Hauptsponsoren
gedacht, unsere lieben Omas und Opas. Solange die den Song toll finden,
werden wir garantiert keine Veränderungen vornehmen."
Insgesamt haben die meisten
eurer Texte einen stark missionarischen Charakter. In welchem Rahmen treten
da schon "Erfolge" ein, d.h. interessiert sich das Publikum dafür
und sucht nach Konzerten den Kontakt zu euch, um mit euch darüber
zu sprechen?
"Bisher haben nach jedem
Konzert immer ein paar Zuhörer das Gespräch mit uns gesucht.
Vielen gefällt, daß das ´christlich´ nicht nur auf
den Plakaten, sondern auch in den Texten zu finden ist. Wir sehen uns selbst
aber nicht als Missionare. Unsere Texte enthalten einfach Wahrheiten und
Gefühle, die wir mit dem Publikum teilen wollen. Wir hatten sogar
schon einmal das ´Vergnügen´, nach einem Konzert mit einer
Gruppe Jugendlicher, die sich selbst als Satanisten bezeichnet haben, eine
ziemlich ausführliche Diskussion über Gott und die Welt zu führen."
Ihr habt im letzten Sommer
eine Ostseetournee gemacht, was ja nicht gerade die Norm für Bands
aus Ostsüdost-Germanien ist. Wie kam´s dazu, und wie war´s?
"Gleich als erstes: Barby
liegt im Herzen Europas und nicht wie beschrieben in Ost-Südost-Germanien
(unserer Ansicht nach ist das bei Dresden). Zur Tournee wäre folgendes
zu sagen: Es war eine tolle Erfahrung, 24 Stunden am Tag zusammen zu sein.
Man mußte auch außerhalb der Proben und Konzerte miteinander
auskommen. Für uns waren es zwei Wochen Urlaub: Vormittags am Strand
liegen und entspannen, nachmittags die Anlage aufbauen und abends ein Konzert
geben - angenehmer kann das Musikerleben nicht sein.
Wie es dazu kam, ist auch
einfach erklärt: Wir hatten die Idee, wir hatten die Zeit, wir zeigten
Initiative und organisierten die Konzerte. Der Rest sind einfach ein paar
schöne Erinnerungen ..."
Außerdem habt ihr
auch im Juli 97 zur Bischofsweihe im Magdeburger Dom gespielt, ebenfalls
ein nicht gerade gewöhnlicher Gig. Gleiche Frage: Wie kam´s
dazu, und wie war´s?
"Es war schon recht imposant,
bei der Bischofsweihe dabeigewesen zu sein. Wir haben aber daraus gelernt,
daß derartige Veranstaltungen nicht zu uns passen ("Darf ich den
Marshall jetzt auf Overdrive stellen?"). Back Yard Yell gehören auf
ihre eigenen Konzerte und nicht in solche feierlichen Veranstaltungen."
Ihr arbeitet zur Zeit
am Ausbau eures "Rock your faith"-Liveprogramms. Ich nehme an, ihr werdet
diesen Sommer mit dem neuen Programm wieder ausgiebig unterwegs sein. Steht
schon irgendwas fest?
"Wir werden im August 1998
mit der ´Farben´-Tour in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
unterwegs sein. Die entsprechenden Termine werden rechtzeitig im Veranstaltungsteil
des CrossOver zu finden sein."
Wie sieht´s mit
Plänen für ein Scheibli aus?
"Pläne für einen
Silberling gibt es jede Menge. Materialmäßig könnten wir
locker eine CD bis oben vollpacken. Allerdings sieht es auf der Geldseite
nicht so rosig aus. Obwohl: Eine CD könnten wir mit unserem Ersparten
sicher auch zusammenkriegen. Mal sehen, vielleicht schreiben wir noch einen
´Geburtstagssong 2´ und überzeugen so unsere ´Hauptsponsoren´
von der Notwendigkeit eines eigenen Albums ..."
Na, vielleicht liest ja ein
potenter "Nebensponsor" diese Zeilen hier ... Nun aber wieder auf zum beliebten
Spielchen "Terminus, was sag´ ich zu dir?" Let´s go ...
? Das Kreuz
Kathleen: "Schlimm, daß
man Menschen, die Liebe verbreiten, töten läßt."
Katja: "Ich wünschte,
daß einige, für die es das Symbol ihres christlichen Glaubens
ist, auch wirklich dahinterständen und dies auch zeigten."
Hendrik: "Im Kreuz sehe
ich meine Fehler: schnelle Urteile und Vorhersagen, die ich anderen gegenüber
nahe bringe; gleichzeitig aber auch den Sinn für Jesu Tod, nämlich
Vergebung, Hoffnung und Lebenserfüllung."
Martin: "Eines der meistgebrauchten
und oft auch mißbrauchten Symbole unserer Zeit."
Steffen: "Uns muß
klar werden, daß das Kreuz nicht nur irgendein Schmuckstück
ist, sondern noch viel mehr bedeuten kann."
? Reinhard Höppner
"Unser kulturell engagierter
Ministerpräsident, der sich sogar schon in unsere kleine Stadt verirrt
hat."
? SKET
"Eigentlich haben wir zum
´Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thälmann´ keinen Bezug.
Aber trotzdem ist die ganze Arbeitslosenproblematik allgemein sehr stark
wahrzunehmen."
? Der geplante kanalartige
Ausbau der Elbe
"´NEIN ZU STAUSTUFEN!´
Nähere Infos bekommt ihr im Umweltzentrum Ronney, gleich bei Barby,
nur auf der anderen Elbseite."
? Die Titanic
"Wir werden niemals wissen
und empfinden können, was wirklich mit diesen Menschen geschehen ist."
? Jimi Hendrix
"Genialer Gitarrist, der
sein Glück und Heil leider an der falschen Stelle suchte. In Drogen
findet man keine Wahrheiten."
? Heavy Metal
"Lieblingsmusikrichtung
von Roland Ludwig ..." (Woher wißt ihr das denn? - der erstaunte
rls ...)
? Die neueren, stark
Bits & Bytes-lastigen Werke aus dem Hause Grönemeyer
"Leider haben wir keine
Ahnung, worauf du anspielst. Solltest du bereits eine Vorabversion des
neuen Albums haben? Bitten um Aufklärung." (Nö, mit ´nem
Vorabtape kann ich auch nicht dienen. Aber schon seit der "Luxus" von 1990
heißen Herbies beste Freunde ja immer öfter Apple, Yamaha oder
Roland. - Anm. rls)
? 12- oder 13klassiges
Abitur
"Wenn man der Meinung ist,
daß Abiturienten ein Jahr Schauspielunterricht benötigen, soll
man bei den 13 Jahren bleiben. Uns persönlich haben 12 gereicht."
? Barby
"´Come on Barby, let´s
go party´ - eine hübsche kleine Stadt an der Elbe, die auf 5500
Einwohner und jede Menge Geschichte zurückblicken kann. Ganz nebenbei
der Heimatort von Back Yard Yell."
Partystimmung herrscht live
bei Back Yard Yell offenbar auch. Allerdings kommt der Nachdenke-Aspekt
ebenfalls nicht zu kurz. Eine richtig runde Mischung also. Wer nähere
Infos haben möchte, der kontakte Steffen Werner, Wasserstraße
5a, 39218 Schönebeck, Tel. (03928) 69333.
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