Die Band aus Stuttgart, welche bereits seit 1993 existiert, gilt ja bereits in der christlichen Szene als deutsche "Kultband" des Hardcore. Da die Jungs im Dezember 2000 ihre Tour abgeschlossen und zudem eine CD mit dem Titel "Jesus" herausgebracht haben war es für uns Grund genug die Schwaben mal zu ihrem Schaffen zu befragen.

1. Im vergangenen Jahr habt ihr ja euer Bandjahr abgeschlossen. Das heißt, in diesem Jahr habt ihr euch nur der Musik gewidmet. Was bedeutet dies im Klartext? Was habt ihr alles in diesem Jahr gemacht?

Das bedeutete im Klartext, dass wir in diesem Jahr meistens so etwa eine 5-Tage-Woche hatten und vor Ort die verschiedensten Aktionen angeboten haben. Das ging von normalen Konzerten im Jugendhaus über Unplugged-Geschichten in Kneipen oder Lobpreisabenden. Wir waren bei vielen Jugendkreisabenden und haben dort von unserer "Arbeit" erzählt, dann haben wir Jugendgottesdienste mitgestaltet und teilweise auch gepredigt. Wir haben sehr viele Schuleinsätze gemacht und den Unterricht gestaltet, Workshops praktischer und geistlicher Art angeboten usw. Es ging uns vor allem darum länger an einem Ort oder einer Gemeinde zu sein um z.B. für Fragen da zu sein, für die bisher bei Konzerten keine Zeit war oder einfach den Jugendlichen auf einer normalen Ebene zu begegnen und nicht immer diese "Musiker auf der Bühne - Zuschauer im Publikum-Beziehung" zu haben. Das ganze hat viel Spaß gemacht und wir können das jeder anderen Band weiterempfehlen, das auch mal zu machen. Man kann da echt was bewegen.

2. In diesem Bandjahr habt ihr ja soweit ich weiß eine Tour mit über 70 Konzerten gespielt. Wie verlief sie und in welchen Regionen habt ihr getourt? Vielleicht könnt ihr da eine kurze Zusammenfassung geben, z.B. auch ob ihr allein oder mit wem ihr getourt habt.

Wir sind eigentlich immer alleine unterwegs gewesen und haben den Veranstalter aber immer gebeten doch eine lokale, am besten nicht-fromme, Band mit ins Programm zu nehmen. Wir haben im Oktober 1999 das Bandjahr mit einer zweiwöchigen Tour in Bulgarien eingeläutet, das war total interessant und im Nachhinein auch mit sehr vielen Erfahrungen verbunden. Wir haben echt so ziemlich überall in Deutschland gespielt und noch paar Konzerte in der Tschechei.

3. Wie sah euer typisches Publikum aus? Sind es eher christliche Leute oder auch andere?

Dank der vielen Schuleinsätze, bei denen wir auch immer kräftig für die Konzerte geworben haben, hatten wir schon teilweise 50/50 Christen/Nichtchristen und das hat uns dann immer sehr gefreut, weil wir eigentlich keine große Lust auf christliche Kulturveranstaltungen haben, wenn Du verstehst was ich damit sagen will. Das hat man leider nicht immer in der Hand, aber das ist dann schon immer ein Grund mehr vor dem Konzert noch mal ins Gebet zu gehen.

4. Kurze Info zu eurem Tourprogramm: Hattet ihr immer dieselbe Show, habt ihr mit besonderen Effekten (Pyrotechnik u.ä) gearbeitet usw?

Nein, immer nur wir vier, unsere Verstärker bzw. Mikro und Schlagzeug und eine gute Portion Spielfreude. Da wir mit der "second-hand" ein Punkalbum in der Hinterhand hatten, konnten wir unsere Setlist immer sehr gut auf das jeweilige Publikum abstimmen. Vielleicht auch ein Grund weshalb es uns auch nie richtig langweilig wurde, obwohl wir teilweise 8-9 verschiedene Konzerte pro Woche gespielt haben.

5. Was ist für euch persönlich wichtig bei einem Konzert? Wollt ihr eine Message rüberbringen, so viel wie möglich den Plattenverkauf ankurbeln (was ich weniger glaube) oder ist es euch wichtiger, daß die Leute ihren Spaß haben?

Eine sehr gute und vor allem sehr entscheidende Frage, über die man sich immer wieder im klaren sein muß. Ich sage mal, wir wollen beides, Message und Spaß. Obwohl wir uns dessen bewußt sind, dass es immer genügend Leute im Publikum gibt, denen man es nicht recht machen kann. Den Christen bringen wir teilweise zu wenig Message, den Nichtchristen natürlich "immer" viel zu viel, bloß dass zweitere ihrem Unmut viel eher Ausdruck verleihen. Ich bin echt so dankbar, dass Jesus da eine sehr klare Linie gefahren ist und wenn man die Frage nach der Gewichtung von Message und Spaß mal von Gottes Sicht her betrachtet wird es eigentlich auch sehr deutlich. Wir sollen unseren Nächsten lieben, nicht? Gebe ich einem Menschen jetzt mehr Liebe, wenn ich ihm einen schönen Abend mit lauter Musik bringe oder wenn ich ihm eine Message bring‘, die ihn mit Gott versöhnt und die erfülltes Leben ermöglicht? Ich hoffe, die Antwort ist klar. Sagen wir es mal so, das Ziel ist nicht möglichst viele Besucher auf unseren Konzerten zu haben, sondern möglichst viele Konzertbesucher im Himmel wieder zu treffen.

6. Kommen wir nun einmal zu eurem Album "Jesus", welches ja ein Konzeptalbum darstellt (mehr dazu in den Rezensionen). Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Weiß nicht mehr wer mit der Idee letztendlich ankam, aber wir fanden sie alle sehr gut. Obwohl uns der Weg von der Idee zum fertigen Album manchmal schier endlos erschien, hat sich der Weg im nachhinein echt gelohnt, und wir sind mit dem Album so wie es jetzt ist sehr zufrieden.

7. Christliche Texte in einem musikalisch eher härteren Gewand zu präsentieren, passt in den Augen mancher Menschen bestimmt nicht zusammen. Gab es da schon einmal Probleme?

Ja, ist aber schon paar Jahre her.

8. Zumindest euer Album "Jesus" wurde ja bei der GEMA angemeldet. Nur mit dieser Anmeldung dürfen eure Songs in Radio und TV gespielt und eure CDs in Plattenläden verkauft werden. Kann man also eure CD einfach in einem Plattenladen bekommen oder in ausgewählten Shops oder nur direkt bei euch?

Die CD wird es wohl bis auf weiteres nur bei uns geben, da wir letztendlich keinen Sinn darin gesehen haben das Album nach einem Jahr harter Arbeit aus den Händen zu geben. Die Firmen, von denen wir Angebote hatten, hätten aber auch nur Aufgaben übernommen die wir selbst ebenso gut erledigen können, es wäre also lediglich eine Entlastung gewesen. Falls Du das hier aber liest und Dein Papi ganz zufällig Boss einer großen Plattenfirma ist, sind wir gerne bereit Dir eine Promo-CD zukommen zu lassen.

9. Mittlerweile gehört ihr ja schon zu den Stars (kleiner Scherz). Doch über 10.000 verkaufte Alben können sich schon sehen lassen. Kommt es da manchmal vor, daß die Leute Autogramme wollen und wie steht ihr zu solchen Dingen?

Wenn ich Autogramme gebe, stehe ich meistens in unmittelbarer Nähe der Person, die das Autogramm wünscht, gegenüber. Geben ist seliger als Nehmen.

10. In den Web-Charts des Radiosenders SWR 3 seid ihr ja momentan auf dem 3. Platz. Wird euer Song dann regelmäßig gespielt oder bekommt ihr besondere Unterstützung von diesem Radiosender?

Weiß ich nicht, ich hör kein Radio. Aber zwei oder drei Songs vom "Jesus"-Album liefen wohl schon bei denen in der Sendung und das ist natürlich sehr cool, wenn man die Möglichkeit hat Leute auf diesem Weg zu erreichen, ihr dürft da gerne dafür beten.

11. In der heutigen Zeit ist es ja bei einer Band normal, daß diese ein Musikvideo machen. Habt ihr dies auch vor oder gibt’s dies vielleicht sogar bereits?

Nun ja, wir haben mal von einem Freund, der in diesem Bereich extrem begabt ist und auch hier an der Film AK in Ludwigsburg studiert, ein Konzert mitschneiden lassen und haben daraus zwei Clips für "Circumcised" und "Havah Nagila" gemacht. Die sind ganz nett aber eben kein Viva- und MTV-Standard. Wir haben die zwei Videos speziell für Bulgarien gemacht und da liefen wir auch tatsächlich auf diversen nationalen Sendern. Letztendlich ist das aber eine Kostenfrage, und daran wird es auch bei uns scheitern, einen professionellen Videoclip zu machen.

12. Kommen wir kurz zu einem Thema, das leider in der heutigen Zeit immer noch aktuell ist, rechte Gewalt. Dass ihr das nicht für gut befindet, davon gehe ich aus. Doch ist es für euch ein Thema, das ihr auch öffentlich oder in euren Songs behandelt? Unterstützt ihr irgendwelche Organisationen?

Nein, eigentlich nicht, aber ich finde auch dass das Ganze verzerrt dargestellt wird. Bloß weil die "Rechten" Theater machen und auf den Titelseiten der Zeitungen sind, sind die ganzen anderen Extremisten und Terroristen usw. ja nicht plötzlich alle heilig geworden. Die Bibel sagt, dass Gewalt generell für niemanden und zu keinem Zeitpunkt eine Lösung ist. Da muß man nichts mehr hinzufügen, das ist Fakt. Jesus hat das sehr krass vorgelebt, denn er hatte Kontakt zu verachteten ausländischen Volksgruppen, sozial Schwachen, zu aussätzigen Leuten, die wirklich am Rande der Gesellschaft waren und er ist allen mit dem gleichen Maß an Liebe begegnet.

13. Da euer Bandjahr zu Ende ist, stellt man sich natürlich die Frage, wie eure Zukunftspläne aussehen.

Nach unserer einjährigen Tour werden wir ein bisschen kürzer treten und nur noch an einem Wochenende im Monat Konzerte spielen. Benjamin wird eine einjährige Bibelschule besuchen und sich an dem Aufbau eines Undergroundplattenlabels versuchen. Stefan wird sein Sozialarbeitsstudium weitermachen und sich nebenher in seinem Lieblingsmetier (bergsteigen und klettern in Verbindung mit Erlebnispädagogik) weiterbilden. Thomas wird sich ebenfalls wieder seinem Sozialarbeitsstudium bzw. seiner abschließenden Diplomarbeit widmen und nebenher verstärkt in der praise family (www.netzhanne.de/praisefamily) aktiv sein. Martin wird sich einen Job im Arbeitsfeld der sozialen Arbeit suchen.

14. Benjamin, zu deinem Plan mit dem Plattenlabel. Gibt es da schon genauere Pläne? Können sich bereits Bands bei dir melden und sollten es nur Bands sein, die einen ähnlichen Musikstil wie ihr spielt?

Ja, es gibt schon genaue Pläne und ich suche auch fähige Bands im Hardcore/Punk/Emo-Bereich. Wir sind vor kurzem mit dem Vertrieb eines wiederveröffentlichten Hardcore-Klassikers (ZAO – "all else failed") ins Geschehen eingestiegen und die CD wird voraussichtlich über diverse Mailorder erhältlich sein. Oder man kann sie über mich bestellen. Momentan bin ich dabei eine Split-CD mit einer amerikanischen und einer italienischen Hardcoreband zu verdealen, und wenn alles klappt kommt die wohl Mitte April raus. Bei Fragen, Anregungen und Interesse kann man mich gerne unter guidelinerecords@hotmail.com kontakten.

Vielen Dank für das Interview. Bandkontakt: www.snubnose.de

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