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Markus Mielert
von mh anno 2004

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Nicht jeder liebt die Gesänge des Liedermachers Markus Mielert. Aber das ist auch nicht seine Absicht. Seine Vorträge in Liedform leben von den Gegensätzen, vom unbequemen aufzeigen und aufrütteln. Die besungenen Erlebnisse, wie das Lied vom kleinen Mädchen, entstanden in Ecuador. Eines sind seine gesungenen Gedichte niemals: langweilig.

Markus Mielert und Jacques Brelle
Die Gesangsstimme des Liedermachers ist der von Reinhard Mey sehr ähnlich. Die Lieder werden in deutscher Sprache zur Gitarre gesungen. Sie faszinieren durch ihre Tiefgründigkeit, reißen augenzwinkernd durch lateinamerikanische Klänge oder dem Charme französischer Chansons mit, machen auf Missstände aufmerksam, nehmen Anteil, beschreiben Befindlichkeiten.
Mielert sagt: "Mich interessiert, wenn ich eine Platte höre, der Mensch hinter der Musik." Weil er für diese Neugier auch bei seinem Publikum Verständnis hat, ging er schnell auf meinen Wunsch ein, ihn selber und seine Musik einem größeren Hörerkreis vorzustellen.

Markus Mielert
Hier die Daten:
Markus Mielert, geb. 6.2.1971 in Jülich/Rheinland
gelernter Beruf: Schreinermeister
soziales Engagement: Gruppenleiter in einer bündischen Pfadfindergruppe, der "Evangelischen Jungenschaft Horte".


MH: Was hat Dich damals dazu bewogen nach Ecuador zu gehen?
Markus Mielert: Angefangen hat es damit, dass ich im Gymnasium Spanisch als Drittsprache wählte. Sprachen lernen fiel mir relativ leicht. Unsere damalige Spanischlehrerin hatte vor ihrer Anstellung in Mexico gelebt und verstand es uns Land und Leute in Mittel- und Südamerika nahe zu bringen. Als ich dann im Zivildienst bei Bergerac/Frankreich in einer Behinderteneinrichtung arbeitete, habe ich zwei Südamerikaner kennen gelernt, einen Uruguayer und einen Argentinier. Wir freundeten uns schnell an, machten viel Musik zusammen und verständigten uns in einem Kauderwelsch aus Spanisch und Französisch. Die beiden luden mich ein und ich reiste 1992/93 für drei Monate nach Südamerika. Auf dieser Reise schloss ich Land und Leute in mein Herz. Ich wünschte mir wieder zu kommen. Dann aber nicht als Tourist, sondern um mit den Menschen zu leben und zu arbeiten, um sie besser kennen und verstehen zu lernen. Ihnen vielleicht etwas von mir, meinen Vorstellungen und Ideen zu übermitteln.
Nach meiner Schreinerlehre in Stuttgart bin ich mit meiner damaligen Freundin Kerstin nach Ecuador gereist und habe in Quito ein Straßenkinder-Projekt kennen gelernt, bei dem ich als Freiwilliger arbeiten konnte.
Ich habe ein Jahr lang eine Gruppe von acht Jungen im Möbelbau ausgebildet. Dazu gehörte Mathe, schreiben, zeichnen. Wir haben gemeinsam geplant, Material eingekauft und schließlich die Möbel gebaut. Zuerst Bücherschränke, Tische für den Frisörsalon und Lehrerpulte für das Projekt. Später nahmen wir auch Aufträge von außerhalb an, z.B. Betten bauen für eine örtliche Vogelwarte mit Gästehaus. Während dieser Zeit kam mir die Idee zu "Niemandsstadt".

Das CD-Cover
MH: Wie kamst Du gerade auf diesen außergewöhnlichen Titel?
Markus Mielert: Peter, ein Freund von mir, war vor meiner Ecuadorzeit in Prag, an der dortigen Fotoschule. Er hat in der Prager Altstadt in einem Turm gewohnt, ganz nahe beim Rathausplatz. Als ich ihn besuchte, war er gerade dabei auszuziehen um in Zürich als freischaffender Fotograf zu arbeiten. Peter war abschiednehmend dabei, die Küche zu putzen, die Fotos von der Wand zu nehmen und die Umzugskisten zu packen. Wir standen in der leeren Wohnung im Turm, schauten auf die Dächer der Stadt, auf die Tauben, dort die niemals satt werden. Ankommen, bleiben und wegreisen war unser Thema. Etwas, was es nicht nur in Prag gibt. Wir sind dann abends in eine urige Prager Kneipe gegangen. Das war so ein Gewölbekeller, um uns herum Worte, die ich nicht verstand, und er erzählte mir von seiner Zeit in der Stadt, von seinem Abschied von Prag.
Als ich dann wieder heimwärts fuhr, habe ich mir sein Abschiednehmen vorgestellt. Noch einmal, ohne zu wissen wann man wiederkehrt, über die Pflastersteine der Altstadt zu streunen, die Graffitis zu betrachten, die vertrauten Schaufenster wahrzunehmen, auf der Brücke zu stehen und in die Moldau zu starren, zu denken: "Ob sie mich wohl mag, diese Stadt?"
Dann, zwei Jahre später, saß ich also in Quito, in Ecuador und habe ohne groß nachzudenken mein Lied "Niemandsstadt" gespielt.
Schlagartig wurde mir klar, dass Quito für mich in diesem Moment diese Niemandsstadt war. In einiger Zeit würde auch ich meine Fotos von der Wand reißen, noch einmal durch die Stadt streunen, meine Sachen zusammen packen um dann weiter zu ziehen.
In mir reifte damals, 1998, der Entschluss, etwas von dieser Stimmung fest zu halten, die Lieder aufzunehmen und eine CD zu machen. Im Tonstudio "La Luna" in Quito sind die ersten Probeaufnahmen für die CD "Niemandsstadt" entstanden. Die Fotos für die CD hat mein dortiger Freund Fidel gemacht. Im Begleitheft zur CD sieht man die Bilder aus Quito, auch als Texthintergrund, die Straße die ich tagtäglich entlanglief, die Pflastersteine von Niemandsstadt.

Text aus dem CD-Booklet - 1
MH: Wie ging es musikalisch weiter, als du aus Ecuador zurück nach Deutschland kamst?
Markus Mielert: Ich habe dann erst einmal in Reutlingen in einem Tonstudio die CD "Niemandsstadt" fertig aufgenommen. Die bildete dann die Grundlage meiner Konzerte. In diesen stelle ich Lieder von der CD "Niemandsstadt" vor, spiele aber auch Lieder, die danach entstanden sind. In "Niemandsstadt" war das unterwegs sein das Thema. In den anderen Liedern geht es um das wieder ankommen in Deutschland, um das Leben in dieser Gesellschaft. "Was bewegt die Leute hier?"

Text aus dem CD-Booklet - 2
MH: Letztendlich basieren viele Dinge, die du besingst, auf tagespolitischen Themen.
Markus Mielert: Nein, nicht nur die. Natürlich beschäftigen mich die Dinge, die täglich durch die Medien auf uns einströmen. Die Welt scheint total verrückt geworden zu sein. Aber wie geht jeder einzelne von uns damit um? Meine Musik hilft mir vielleicht dabei, diesen ganzen "Kram" besser zu verarbeiten. In meinen Liedern geht aber auch um persönliche Gedanken und Gefühle.

Mit seinem Programm "Niemandsstadt - ein Liedermacher stellt sich vor" lud Markus Mielert am 24.10.2004 ins evangelische Gemeindehaus in Sigmaringen in der Karlstraße 24 ein.
Die CD "Niemandsstadt" und anstehende Konzerttermine gibt es bei: Markus Mielert, Roystraße 6, 72488 Sigmaringen, Telefon: 07571/724593




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