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Exklusivinterview: Ist T. Rex wirklich G(u)ildo?
von Bon Scott anno 1999
Der Leser wird es mitbekommen
haben: Der bekannte und streckenweise beliebte Unterhaltungskünstler
Rex Gildo ist am Mittwoch, dem 27. Oktober 1999, zwei Tage nach seinem
Sturz aus einem Badfenster in der 2. Etage, im Krankenhaus gestorben. Wir
sind in der glücklichen Lage, exklusiv das erste Interview veröffentlichen
zu können, das Gildo nach seinem Tode gab. Unser freier Mitarbeiter
Bon Scott hielt seinem Sangesbruder kurz nach dessen Ankunft in der Hölle
das Interviewmikro vor die Nase und mailte uns später folgenden Wortlaut
durch:
S: Äh, sorry, Rex ...
hast du Zeit für ein Interview?
G: Ja, klar. Für
meine Fans habe ich immer Zeit. Erst recht jetzt, denn hier unten ist es
doch ein bißchen warm, so daß einem jede nicht so schweißtreibende
Tätigkeit sehr willkommen ist.
S: Seit wann bist du denn
schon hier?
G: Naja, ich bin ja bekanntlich
am 27. Oktober um 12.64 Uhr gestorben und habe mich dann schnurstracks
auf den Weg gemacht. Am Scheideweg zwischen Himmelsleiter und Höllenrutsche
stand dann so ein Typ, der mich nach meinem Beruf gefragt hat. Als ich
wahrheitsgemäß "Schlagersänger" gesagt hab', da hat der
mich ohne Umschweife die Rutsche runtergestoßen. Auch hat am Hölleneingang
alles perfekt geklappt, denn der Zerberus wußte schon, daß
ich in Kürze kommen würde - ich habe ja bekanntlich zwei Tage
im künstlichen Koma gelegen -, so daß die Formalitäten
reibungslos über die Bühne gingen. Tja, und jetzt bin ich seit
einem Tag hier und muß sagen, daß es mir ausgezeichnet hier
unten gefällt, wenn man mal von der unmenschlichen Hitze hier absieht.
Da muß selbst ich, der ich ja bekanntlich aus Feuer geboren wurde,
mich erstmal dran gewöhnen.
S: Wie bitte? Aus Feuer
geboren?
G: Jetzt sag bloß,
das weißt du nicht! Echt nicht? Dann muß ich hier wohl meine
ganze Lebensgeschichte erzählen ...
S: Tja, wohl schon. Schieß
doch einfach mal los!
G: Also gut. Die offizielle
Version lautet ja, daß ich Alexander Ludwig Hirtsteiner heißen
würde und irgendwann in den 30er Jahren in München geboren worden
sei. Alles Blödsinn! Ich bin niemand anders als der uneheliche Sohn
von Siegfried und Roy ...
S: Echt? Wie ging denn das?
G: Ach, die beiden hatten
Anfang der 50er Jahre mal einen Zaubertrick geplant, wo Siegfried ein paar
Pantoffeltierchen in einen Hut schütten sollte, und der Hut sollte
dann explodieren. Tja, und als sie den Trick zum ersten Mal geprobt haben,
da kam ich aus dem Feuerball rausgekrabbelt. Sie haben den Trick dann noch
einmal geprobt, aber dabei sind Roy Black und Tony Marshall aus dem Feuerball
rausgekommen. Erst beim dritten Versuch hat der Trick geklappt, wie er
sollte. Sie haben ihn dann allerdings nie auf der Bühne gebracht -
warum, weiß ich bis heute nicht.
S: Was ist denn bei dem
dritten Versuch rausgekommen?
G: Dumme Frage. Ein Schäferhund
natürlich. Was denkst du, warum die mich Rex getauft haben?
S: Hm, logisch. Und wieso
ist dein Familienname dann Gildo?
G: Ganz einfach. Das
englische Verb to gild bedeutet ja soviel wie verschönern, und man
erzählte mir später, daß ich viel schöner ausgesehen
hätte als die Pantoffeltierchen, die ja Ausgangssubstanz des Tricks
waren.
S: Bist du einem gewissen
deutschen Schlagerstar eigentlich böse, weil er sein Pseudonym arg
an deinen Familiennamen angelehnt hat?
G: Wieso böse? Jetzt
sag bloß, die Geschichte, wie Guildo Horn zu seinem neuen Vornamen
kam, kennst du auch nicht.
S: Ähem, nee ...
G: Gut, dann erzähl'
ich die auch noch. Also, das passierte, als ich 1980 auf Englandtournee
war. Da hatte ich die Orthopädischen Strümpfe aus Bayreuth, die
damals noch eine reine Instrumentalband waren, als Vorband dabei. Außerdem
sang in meiner Begleitband der Trevor Horn, der ja bekanntlich die "Drama"-Platte
von Yes eingesungen hatte, aber dann gefeuert wurde, als Jon Anderson zurückkommen
wollte. Als ich das hörte, hab' ich den Trevor sofort für die
Backing Vocals auf meiner Tournee verpflichtet. Tja, und die Strümpfe
stellten fest, daß der Typ genau der Richtige für deren Frontmikro
war, und Trevor zeigte sich umgekehrt auch von der Mucke der Strümpfe
sehr angetan, und so kam es, daß er bei ihnen einstieg. Weil die
Strümpfe aber eine deutsche Band sind und der Name Trevor zu undeutsch
klang, suchten sie einen neuen Namen für ihn, und aus lauter Dankbarkeit,
weil sie sich auf meiner Tournee kennengelernt hatten, lehnten sie ihn
an meinen Familiennamen an. Tja, und seitdem heißt die Formation
Guildo Horn und die Orthopädischen Strümpfe. Der Bassist der
Strümpfe, Johann von Maier hieß er und war der wildeste Bassist
von ganz Bayreuth, hat dann später sogar einen Song über diese
denkwürdige Begegnung gemacht. Ich kann mich jetzt nicht an den Titel
erinnern, aber der Text ging los: "We met on English ground, in a backstage
room we heard the sound, and we all knew what we had to do ..." Weil den
Strümpfen dieser Song aber nicht heavy genug war, wollten sie ihn
nicht spielen, und Johann von Maier stieg kurz danach aus. Er soll dann
nach New York gezogen sein und eine eigene Band gegründet haben, aber
seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört, außer daß
er seinen Namen amerikanisiert hat: Er nannte sich dann Joey de Maio.
S: Hm, hab' auch noch nie
von dem gehört. Wie kam es eigentlich, daß du Schlagersänger
wurdest?
G: Das war eigentlich
purer Zufall. Aufgewachsen bin ich ja in Bayern, offiziell als Sohn eines
gerade aus russischer Gefangenschaft entlassenen Soldaten - das war in
Bayern damals die beste Tarnung. Ich bin also eines schönen Tages
irgendwann in den sechziger Jahren mal wieder am Fuße der Alpen durchs
Land gewandert, und da stand auf dem Weg plötzlich so eine große
schwarze Limousine, die nicht weiterkonnte, weil eine riesige Herde Kühe
gerade den Weg kreuzte. In dem Auto saß aber der Franz Josef Strauß,
der dringend zu einer CSU-Wahlkampfveranstaltung in ein abgelegenes Bergdorf
mußte. Also hab' ich mich neben das Auto gestellt und zu singen begonnen.
Darüber sind die Kühe so erschrocken, daß sie panisch auseinandergerannt
sind, und das Auto konnte weiterfahren. Der Franz Josef Strauß hat
sich noch aus dem Fenster gebeugt und gesagt: "Bua, dös werd' iech
dia net vagessn", und eine Woche später flatterte mir ein hochdotierter
Plattenvertrag ins Haus. Ein paar Monate später bin ich dann ins Studio
gegangen und habe die erste Platte eingesungen. Allerdings hat sie sich
nicht sonderlich gut verkauft, und da mein Manager glaubte, daß das
an meinem englischen Gesang lag, hab' ich ab der zweiten Platte nur noch
deutsch gesungen. Und weil damals alle so klingen wollten wie die Beatles
und die Stones, hab' ich mir gesagt, da mußt du was anderes machen,
und da bin ich halt auf Schlager gekommen.
S: Wie hieß denn diese
erste Platte? Konnte man die auch später noch kriegen?
G: Nee, von der existiert
bloß eine limitierte Auflage von 139.422 Stück, übrigens
durchnumeriert, und die ist auch nie nachgepreßt worden, weil die
Masterbänder verschwunden sind und ich keine Lust hatte, alles nochmal
neu aufzunehmen. Außerdem hatte sie ja stilistisch mit dem, was ich
später gemacht habe, nicht allzuviel zu tun. Der Titel war übrigens
"Highway To Hell".
S: Also, irgendwo hab' ich
den Namen schon mal gehört, aber ich komm' jetzt echt nicht drauf,
wo. Egal. Dein größter Hit war ja "Fiesta Mexicana" ...
G: ... erwartungsgemäß
ja ...
S: Wieso erwartungsgemäß?
G: Na, wegen der versteckten
satanischen Botschaften natürlich.
S: Du hast Backward Maskings
in "Fiesta Mexicana" untergebracht?
G: Ja, das auch, aber
das hat ja nix mit Satanismus zu tun. Wenn du den Schlachtruf "Hossa" mal
rückwärts liest und auch entsprechend betonst, kommt ja sowas
Ähnliches wie "Asso'" raus. Tja, und das Wort gibt es wirklich. Es
bedeutet in der aztekischen Sprache soviel wie "Aufstand", und jetzt weißt
du auch, warum sich jetzt, nach jahrzehntelanger Berieselung mit meinem
Song, die zapatistische Rebellion in Mexiko auszubreiten beginnt.
S: Klar, wegen der unterschwelligen
Aufnahme der Aufforderung zum Aufstand.
G: Genau. Daß in
anderen Teilen der Welt nichts Analoges passiert ist, ist auch logisch,
denn dort versteht man ja kein Aztekisch, und damit versteht das Unterbewußtsein
die Botschaft auch nicht. Allerdings hab' ich diese Botschaft gar nicht
bewußt eingebaut. Daß das rückwärts so heißt,
hat mir erst 1986 in Mexiko ein uralter Indianer erzählt, der den
Bau der Azteken- und Mayatempel in Palenque noch selber miterlebt hat.
S: Interessant. Und wo sind
nun die satanischen Botschaften?
G: Gegenfrage: Weißt
du, welche die wahren satanischen Instrumente sind?
S: Also, zu meiner Erdenzeit
hieß es immer, daß das die E-Gitarren und die lauten Drums
seien.
G: Völliger Quatsch!
Die Antwort steht in der Bibel, und zwar gleich zu Beginn im 1. Buch Mose,
Kapitel 4. Da kannst du nachlesen, daß von einem Typen namens Jubal
die ganzen Harfen- und Flötenspieler herkommen. Dieser Jubal ist aber
niemand anders als ein direkter Nachkomme von Kain, dem ersten Mörder
der Menschheitsgeschichte. Dessen ganze Sippschaft muß damit satanisch
beeinflußt sein. Da haben wir also auch den Beweis, daß die
wahren satanischen Instrumente Harfe und Flöte sind.
S: Hm, also irgendwie verstehe
ich das nicht so ganz ...
G: Dann gebe ich dir
mal ein paar Beispiele. Bekanntermaßen können Musiker ja nur
dann richtig berühmt werden, wenn sie mit Satan im Bunde sind, und
da ist das Spielen satanischer Instrumente eine schöne Methode. Was
glaubst du z.B., warum Jethro Tull Millionen von Platten verkauft haben?
S: Wegen Ian Andersons Flöte
...?
G: Richtig. Und warum
kennt keine Sau Drusba aus Sondershausen, obwohl die doch geile Musik machen
und in ihren Texten Satan zu huldigen versuchen?
S: Moment mal, heißen
die nicht Absurd?
G: Ja, früher mal.
Aber beantworte meine Frage, bitte!
S: Weil sie weder Flöten
noch Harfen einsetzen.
G: Ich sehe, du hast
das Prinzip verstanden. Nun freut sich Satan auch dann, wenn der Einsatz
von Flöten und Harfen außerhalb des menschlichen Hörspektrums
erfolgt, und genau das habe ich gemacht. Unter dem Refrain liegt ein ultratiefes
Flötenthema, das hat nur 'ne Frequenz von 0,4268 Hertz, und das ganze
Lied hindurch erklingt ein extrem hohes Harfengesäusel, dessen höchste
Frequenz irgendwo über 923 741 mal e Kilohertz liegt ...
S: Wie bitte? Mal e?
G: Ja, e, die Eulersche
Zahl.
S: Ach so.
G: Tja, und über
diese Flöten und Harfen hat sich Satan erwartungsgemäß
sehr gefreut und mich mit entsprechendem Erfolg belohnt. Wenn ich den Typen
mal sehe, muß ich ihm dafür noch mal ein dickes Dankeschön
ausrichten. Der ist doch bestimmt immer mal hier unten, oder?
S: Nee, da muß ich
dich enttäuschen, das wird auf der Erde immer nur so erzählt.
Der sitzt seit Jahrhunderten irgendwo im Nirwana, spielt mit Gott, Buddha
und Allah Doppelkopf und kümmert sich nur in den Spielpausen mal um
Musik oder andere Dinge, die ihn interessieren. Hier in der Hölle
sorgt Franz Josef Strauß für Ordnung ...
G: Echt? Dem muß
ich ja bei Gelegenheit auch nochmal danken, für den Plattenvertrag
damals. Weißt du, wann ich ihn mal sprechen kann?
S: Du hast Glück. Guck
mal, da hinten kommt er gerade um die Ecke des Hofbräuhaus-Nachbaus
getaumelt.
G: Tatsache! Also, dann
muß ich jetzt gleich mal hin. Tschüssing!
S: Hossa Amigo!
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