www.Crossover-agm.de Spiel mit Musik
von Richard Schubert
(Columnäe aus CrossOver 1/99)

Betrachtungen zum Schwerpunktthema des Potsdamer Spielmarktes 1999 (7. & 8.5.)

Gemeinhin und selbstverständlich wird im Zusammenhang mit Musik der Begriff Spielen verwandt. Zu sagen: "Wir machen Musik" ist gleichbedeutend mit "Wir spielen Musik" und umgekehrt.
Vereinfacht gesagt gilt als Ausgangspunkt für die Musikerzeugung: Es wird etwas in Schwingung gesetzt und bewegt, so daß ein hörbarer Klang entsteht. Die wiederum aus Geräuschen und Tönen entwickelten Klangfolgen bezeichne ich als Musik.
Musik ist eine kultivierte (vom Menschen entwickelte) Form des Geräuschemachens, und die Art und Weise, wie dies geschieht, kann man als Spielen bezeichnen.
Musik ist Spielen. Was ist in der Musikpraxis mit Spielen gemeint?
Ein Instrument spielen (können) benennt zunächst einmal eine technische Fertigkeit, nämlich die, in der Lage zu sein, eine gewünschte Abfolge von Noten z.B. auf der Gitarre oder am Keyboard ertönen zu lassen. Dadurch kann man nicht nur spielen, sondern auch mitspielen, z.B. in einer Band oder in einem Orchester.
Insgesamt aber scheint mir das Verständnis vom Begriff des Spielens mit Musik hier sehr auf den technischen Vorgang reduziert zu sein. Die populäre Musikszene - das jedenfalls ist meine Wahrnehmung - ist sehr einseitig am Produkt orientiert: Eine CD oder ein Konzert müssen her. Die Qualität des Gesamtproduktes jedoch ist durch techniklastige Abhängigkeit bestimmt. Ausdrucksstarke reizvolle Ästhetik und musikalische Originalität sind Mangelware und oft ein Zufallsprodukt.
In den außerschulischen Praxisfeldern der Pädagogik hat Spielen eine fundamentale Bedeutung. Spielpädagogik hat hier geradezu eine Querschnittsfunktion. Mit ihr eng verknüpft und mit Hlfe ihres spezifisch-methodischen Handwerkszeugs (soziale und kommunikative Prozeßorientierung, Neues ausprobieren, Fremdes kennenlernen, gewaltfreie Auseinandersetzung oder auch nur: seinen Gefühlen lustvollen Lauf lassen) werden emanzipatorische Zielsetzungen, lebensweltbezogene sozial-kulturelle Denkmodelle sowie innerkulturelle Dialoge angestrebt.
Der Spielmarkt wird in diesem Jahr mit seinem Schwerpunktthema Musik im Spiel u.a. die Situation in der Amateur- und Freizeitmusikszene (auch der christlichen) thematisieren - insbesondere da, wo sie von beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern (Pädagogen, Erziehern) begleitet und verantwortet wird. Er möchte mit Workshops, Fachvorträgen und Projektpräsentationen methodische Anregungen geben und gleichzeitig die Diskussion über die bisherige strukturelle Praxis eröffnen: Musikförderung und Spielpädagogik müssen nicht nur politisch, sondern auch fachlich aufeinander bezogen werden und miteinander arbeiten (z.B. die Arbeitsgemeinschaften Musik [AGM] und Spiel [AGS]).
 

Richard Schubert ist Kulturreferent beim Amt für evangelische Jugendarbeit in Berlin/Brandenburg.



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