www.Crossover-agm.de Majorindustry kills Music!
von Willem Kucharzik
(Columnäe aus CrossOver 2/00)

Solange die großen Firmen noch genug Geld haben, um so einen Schrott wie die Samplerserie POP 2000 zu veröffentlichen, wurden noch nicht genug CDs kopiert!
Ihre Anzeigenkampagne ist albern, und es ist nicht verwunderlich, daß ihr Dreck sich nicht verkauft. Es ist definitiv falsch zu behaupten: "10 000 kopierte CDs verhindern die Aufbauarbeit für einen neuen Nachwuchsact!" Diese These setzt den Irrglauben voraus, das man aus Scheiße Gold machen kann, wenn man genug Werbung und somit Geld investiert. Dies ist grundsätzlich falsch, denn ein qualitativ gutes Ding wird sich zwangsläufig immer (über kurz oder lang) durchsetzen.
Das Problem der Industrie liegt vielmehr da, daß es nicht so viele überdurchschnittliche Produkte gibt und ein kapitalistisches System zwangsläufig auf Wachstum / Profitvermehrung festgelegt ist, sie denken, wenn sie es schaffen, von einer Band viel zu verkaufen, wäre es noch besser, von mehr Bands genausoviel zu verkaufen und somit den Profit dementsprechend zu vermehren.
Der Denkfehler ist, daß der Markt von seinem Potential begrenzt ist. Die Leute haben nicht unbedingt weniger Geld, aber sie haben mehr Interessen, für die sie ihr Geld ausgeben, wie Computer, Sportarten, Drogen, Kleidung, Sex und was weiß ich noch alles. Die Zwangsläufigkeit besteht nun darin, daß im Prinzip jede weitere Band, die ein Label veröffentlicht, eine Konkurrenzsituation zu den schon vorhandenen Produkten schafft, und wenn dieses Produkt dann noch qualitativ Mist ist, wie z.B. die Pop 2000-Compilation, ist es nicht verwunderlich, daß der Musikmarkt rückläufig ist. Was die wenigsten wissen, ist, daß der Musikmarkt schon mit dem wachsenden Freizeitmarkt Anfang der 80er rückläufig war. Die Industrie rettete sich damals durch die Einführung eines neuen Formats, der digitalen Tonträger, aber auch dies hat sich erschöpft, und so stehen die großen Konzerne abermals vor ihrem vermeintlichen schwarzen Loch, vor dem sie schon vor Jahren standen und welches dank ihrer Vermarktungsstrategien noch tiefer wurde. Nicht Homecopy kills Music, sondern ein krankhaftes Marktprinzip, das auf ständiges, unermeßliches Wachstum ausgelegt ist.
 

Willem Kucharzik, passionierter Schwarzträger, Labelchef von Swamp Room Records & Spiritual Head of Mandra Gora Lightshow Society (www.mandra-gora.de - dort gibt's den Columnäen-Text auch im Diskussionsforum), hat schon seit Jahren seine Seele im Underground verloren und sich im Gegensatz zu vielen ein offenes Ohr für alle musikalischen Strömungen bewahrt. O-Ton W. Kucharzik: "Ich höre nicht nur Sixties, sondern auch Beat & Psychedelic!" Darum managed er z.B. neben seiner eigenen Band noch die Roots Rock'n'Roller VELVETONE (www.velvetone.de), veranstaltet Jahr für Jahr das zweitägige Swamp Room Happening mit einer Vielzahl internationaler Underground, Psychedelic, garage, Rock'n'Roll, Beat & Trash Combos und veröffentlicht auf seinem Label Künstler wie DR EUGENE CHADBOURNE, THE JACOBITES, MIND KIOSK u.a.



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