www.Crossover-agm.de Vom (Nicht-)Startum
von Tino Epler
(Columnäe aus CrossOver 1/00)

Der Unterschied zwischen Stars und Nichtstars ist der, daß Stars ein Publikum haben und die anderen nicht. Aber warum? Sind Stars wirklich besondere Menschen? Sind sie die besseren Menschen? Hmm ...?

Wir glauben die Fähigkeiten sind es nicht, nicht mehr. Und besondere Menschen sind es auch nicht mehr im heutigen Business. Wichtig ist nicht mehr die direkte Kunst, sondern die Kunst zu verkaufen oder sich verkaufen zu lassen. Kunst ist ein Geschäft, eine Ware.

Wenn ein Mann auf der Straße steht, zuckt und schreit, ist es Schwachsinn - aber wenn er dies vor tausend Zuschauern macht ist es cool. Also man sieht, Ort und Zeit spielen eine wichtige Rolle. Man kann alles verkaufen aber nur wenige wissen wie. Wir persönlich würden es auch gerne wissen. Wir analysieren noch.                Eines ist klar, wenn man einen bestimmten Status hat kann man alles verkaufen, ab da spielt es keine Rolle mehr. Aber wie kommt man soweit? Äh... Glück, vielleicht ist Glück die Zauberformel? Dies wäre jedoch zu einfach. Stars werden von unten nach oben gemacht. Jedoch sitzen die Macher schon oben, also wäre da wieder die Frage mit dem Ei und der Henne.

Heute ist es leider oft das Wichtigste hemmungslos zu sein, sich auch als Star aufzuführen, die Show ist wichtiger als die Kunst. Ist dies aber nicht auch schon eine Kunstform für sich? Die Stars von heute stehen oft hinter der Bühne oder weit davor, die Technik macht es möglich, man läßt die "Puppen" tanzen.

Man kann die sichtbaren Stars sogar schon züchten, die Künstler sind nämlich die Züchter. Der andere Aspekt ist, daß Künstler, welche nie zuvor eine Plattform bekommen hätten, nicht wegen musikalischer Mängel, sondern wegen der schiefen Nase, nun die Möglichkeit haben ihre Kunst durch Puppenspiel zu veröffentlichen. Die Verwirrung des Betrachters ist dabei keine Seltenheit.

Der Faktor der Gewöhnung spielt auch eine tragende Rolle im Geschäft. Wir denken, man kann durch ständige Präsenz die Masse beeinflussen. Man kann somit neue Stars planen. Die Züchter sind nicht mehr gezwungen, sich dem Markt anzupassen, sondern man gleicht den Markt an die Zucht an. Fazit: Monokulturen werden erschaffen, um möglichst viel und schnell abzugrasen, nur wenige können sich dem entziehen und überleben. Es ist wahrscheinlich ein wichtiges Zuchtgesetz (§ 0815): "Der größte Ertrag läßt sich nur am Anfang erzielen." Logisch, der Konsument muß sich ja völlig neu einkleiden. Dadurch züchtet man keine neue Musik mehr, sondern neue Stars. Und wer ist der Schuldige??? ..... enthalten wir uns lieber der Stimme..... .

Sind nach dieser Erkenntnis Nichtstars Ungeziefer? Hmm ..., wer kann dies schon wissen, es liegt wahrscheinlich im Auge des Betrachters. Zum Glück gibt es Ungeziefer, äh ... Nichtstars. Machen sie nicht erst Stars zu dem was sie sind? Und manchmal wenn man schön aufmerksam ist und genau hinschaut, kann auch ein Ungeziefer zum Star werden, ohne gezüchtet worden zu sein.
 

Tino Epler
- aus Naumburg
- * 25.05.1977
- studiert Elektrotechnik (Merseburg)
- Gitarrist und Bassist
- Projekte und Studiotätigkeiten
- Eigenprojekt "Elektrohippi" (Samplemucke)



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver




 






www.Crossover-agm.de
© by CrossOver