(Buschfunk)

NICHT EINFACH ABER EINFACH BERAUSCHEND

Wir wissen natürlich, warum Hans Eckart Wenzel solch eine Flut von Faszinierten und Gitarrelernenwollenden mit seinen Platten "Liebeslieder" und "Reisebilder" auslösen konnte. Nicht nur die Zeit ihres Erscheinens ist es gewesen. Vor allem waren es die Texte. Und um die hat ihn manch ein schreibwütiger Jungliedermacher beneidet, sie waren Vorbild und Ansporn. Und nun können wir die Texte hören, die wohl Hans Eckart Wenzel Pate standen. Seinem "Lieblingsautoren" seit Jugendjahren hat Wenzel seine neueste Soloproduktion gewidmet: Theodor Kramer. Der eher unbekannte Beobachter lebte von 1897 bis 1958 und fasziniert Wenzel schon lange. Und mitunter konnte man Kramersche Texte auch schon früher bei Wenzel-Konzerten bewundern. Theodor Kramer wurde auch Thema der Diplomarbeit von Hans Eckart Wenzel.
Nun liegt seit einiger Zeit die CD "Lied am Rand" vor. Zu hören bekommt man sprachlich wunderschön formulierte Gedichte, teilweise mit knallhartem und schockierendem Hintergrund oder mit liebenswürdigem Inhalt. "Vom Brot, das einst ich nicht mehr aß, könnt heut beinah ich leben ... die Liebe, die zurück ich wies, würd heut mich glücklich machen." Wenzels Musik ist nicht einfach, aber einfach berauschend. Und wie geschaffen für diese Texte. Taktwechsel, tanzende Arrangements, viele sparsam eingesetzte Instrumente. Melodiebögen, die sich über rhythmisch anspruchsvolle Kompositionen ziehen, wechseln sich ab mit den guten alten Liedern zur Gitarre. Wie früher - nur besser. Trotzdem Wenzel berühmte Kollegen wie Jörg Naßler, Christine Reumschüssel oder Karl-Heinz Saleh verpflichten konnte - oder gerade deshalb -, dominiert seine Stimme. Sie ist zerbrechlich und rauh, voller Liebe und Verzweiflung. Und Wenzel singt, als kämen die Texte tief aus seinem Innersten. Und daß diese CD jetzt aus ihm herausbricht, mit all ihren gesellschaftlichen und persönlichen Bloßstellungen, läßt Rückschlüsse auf unser großes Heute durchaus zu. Und diese sind hoffentlich gewollt.
Kontakt: Buschfunk-Vertrieb, Rodenbergstraße 8, 10439 Berlin, Tel. 030-4459380
 

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