www.Crossover-agm.de SCORPIONS: Eye II Eye
von rls

SCORPIONS: Eye II Eye

Hannovers bekannteste Rockband hatte es schon einmal geschafft, sich quasi an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, nämlich mit dem gutklassigen "Crazy World" und dem Hammer "Face The Heat", die den Ausrutscher "Savage Amusement" locker wettmachten. Von dort an ging's aber wieder bergab: Die Livescheibe "Live Bites" konnte man sich auch noch mit Genuß anhören, bei "Pure Instinct" wurde selbiger schon bedeutend seltener, und mit "Eye II Eye" ist der vorläufige Tiefpunkt dieser Entwicklung erreicht. Die 14 Songs haben echt das Zeug dazu, die Lachnummer des Jahres 1999 zu werden. Das liegt nicht mal so sehr an den Songideen, wohl aber an der Umsetzung: Kräftige (und gute) Riffs tauchen so häufig auf wie Nessie in ihrem See (soll heißen: selten), Klaus Meine haucht mehr, als er singt, und der rhythmische Unterbau schlägt dem Faß den Boden aus: Drumloops und reguläre Drumparts sind kaum voneinander zu unterscheiden und beide derart kraftlos, daß man Drummer James Kottak am liebsten eine Infusion verpassen würde. Und selbst die Halbballade "Obsession" mit diesem seelenlosen, jeden emotionalen Anflug im Vorübergehen killenden Computerbeat zu unterlegen, zeugt von akutem Mangel an Takt. Der erste (fast) ohne gesträubtes Trommelfell anhörbare Track heißt "Priscilla", könnte es bei anständiger produktionstechnischer Umsetzung mit "Blackout" aufnehmen und steht an Position 11. Ihm folgt auf der Ganz Okay-Liste nur noch die passable Ballade "A Moment In A Million Years", die aber die Klasse von "Still Loving You" oder dem völlig unterschätzten "Lonely Nights" auch nicht erreicht. Insgesamt bleibt ein trendverseuchtes Poprockscheibchen, das Produzent Peter Wolf in geradezu krimineller Weise verunstaltet hat. Dabei sind Songs wie "Mysterious" oder "Mind Like A Tree", wenn man sie sich mit einer dynamischen, druckvollen Rhythmsection, fetten Gitarren, lauten Vocals und einer drückenden Produktion vorstellt, durchaus gutklassig, aber das wollten die Scorps ja nicht, und damit wird das auch mit dem An-den-eigenen-Haaren-aus-dem-Sumpf-ziehen nichts. Geht ja auch gar nicht, denn genug Haare hat ja nur noch Bassist Ralph Rieckermann ...
 




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