HEINZ RUDOLF KUNZE: Alter Ego von Kirchberg
"... wie die Jahre sich strudelnd verdichten ..." Als wohlgesonnener H.R.K.-Verfolger hätte man meinen können, es geht alles weiter wie bisher, und es würden sich die schlimmsten Vermutungen nach den letzten Platten erfüllen. Und dann kommt der Titelsong in schöner alter Kunzetradition daher. Ich gebe zu, ich hätte nicht erwartet, daß H.R.K. wieder zu seinen Leisten findet, sich einen Oberlippenlehrerbart stehen läßt und wieder wunderschöne, nicht immer hirnverbiegende Texte anbietet. Hat Kunze noch stolz verkündet, mit "Richter-Skala" zu den Urwüchsen der Rockmusik zurückgekehrt zu sein (was ihm wenige recht glauben konnten), so ist dieser Scheibe wirkliche Spielfreude anzuhören. Die Band um Heiner Lürig ist besser denn je, und Kunze traut sich wieder öffentlich Töne zu. Natürlich fehlt keine der obligaten Balladen, für die man ihn hassen oder lieben kann. Und selbstverständlich gibt es wieder Musik aus'm Bauch mit Texten aus Lust. Doch der Verdacht, Kunze weiß zuviel und singt es nicht, verstärkt sich seit den letzten Jahren immer mehr. "Alter Ego" - fürwahr ein schöner Titel. Doch was ist eigentlich Kunzes Alter Ego? lst es das, was wir kennen und lieben, oder sind es die Songs, von denen wir meinen, daß sie gut sind, und die wir doch erst nach fünf Jahren verstehen?
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