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DETLEF HÖROLD: hundertprozentich
von Kirchberg

DETLEF HÖROLD: hundertprozentich

"Yeah Man"

Wie durch Zufall gelangte mir diese CD in die Finger, und schon beim Cover dachte ich, daß sich das Hören nicht lohnen würde, denn es könnte das eines klugen Gitarristen und Sängers sein, und auf das Thema Liedermacher reagiere ich seit einiger Zeit ziemlich allergisch. Doch HÖROLD ist keiner dieser klassischen Besserwisser und Erklärer, HÖROLD ist angenehm und zu vergleichen mit Dirk Michaelis oder Torsten Schlingelhof. Und das ist nun wirklich nicht böse gemeint.
Schöne Rockballaden sind auf "hundertprozentich" genauso zu hören wie Lovesongs oder kabarettistisch angehauchte Zustandssatire. Und der Witz in manchen seiner Texte stellt manche peinliche "lalalalalalalala"-Zeile in den Schatten. "Trink ich öfter Clausthaler, hört auf mich sogar mein Hund" - Yeah Man! Und in einem übertrifft er sogar noch Konstantin Wecker. Seine kleine Hymne "Dein Freund sein" singt er nicht nur italienisch, sondern auch deutsch, englisch und französisch. Schade nur, daß diese CD nicht alle Welt hören wird.
Manchmal natürlich will uns HÖROLD auch etwas erklären. So schreibt er vom schwulen Ronny und der lesbischen Anne, und eigentlich will das gar keiner wissen. Denn "wer den wirklichen Fehler" hat, ist keines Liedes wert. Und wer ein Problem damit hat, schreibt, wenn er Texter ist, darüber. Es ist wie mit dem Geld. Es reden die darüber, die keins haben ... Der absolute Hit aber ist "Wer zahlt die Therapie". Da läßt im Refrain Max Raabe grüßen; "die neue Flügelbinde ist 'ne Sensation", "und ohne Handy ist sowieso jeder out".
Doch so schön die CD auch ist, irgendwann hinterläßt Hörolds Stimme einen unangenehmen Eindruck. Etwas angestrengt rockig will er wirken. Gut, soll er doch. Er ist ja, anders als angenommen, kein Liedermacher. Seine Musik liegt wohl irgendwo zwischen Rockchanson und Schlager. Mit Tina Tandler am Saxophon hat HÖROLD nicht nur eine Begleiterin gefunden. Die beiden gehören musikalisch einfach zusammen. Das wissen sie, und so spielen sie live auch gemeinsam. Doch im Duo kann leicht das Gefühl des Liedermachers wieder aufkommen - von wegen so ohne Rockband. Aber man kann ja auch einfach nur mal zuhören. Und vielleicht bin ich ja wirklich allergisch. Es ist mit der Musik eben wie mit der Sonne.
"Alles hat ein Ende, nur die Wurst - naja". Ein Anfang ist ja schon mal gemacht. Und das gute Ende kommt noch: Man kann die CD im normal-öffentlichen Laden kaufen. Man muß sie ja nicht mit auf die Insel nehmen.
 




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