So fern von Paradiesen

vertane jahre die verloren sind
zählt man nicht nach wie geld
das land in dem ich geboren bin
liegt nicht mehr auf dieser welt

Das mußte ja so kommen. Kaum sind die Frühlingsgefühle verflogen, beginnen die Tage der sommerlichen Romantik, da kommt Hans Eckardt Wenzel mit seinen schaurig schönen, herbstverliebten Liedern. "Traurig in Sevilla" heißt seine neue CD. Und sie hält, was der Titel verspricht. "Traurig in Sevilla. Die Zeit der großen Wunder ist vertan. Und der Mond streift deine Wangen. Ein Jahrhundert ist vergangen. Und was fängt nun an?" Eine CD voller leichtfüßigem Schwermut. Voller Melancholie und traurigem Lachen.
Man will das Haus nicht mehr verlassen und sich glückliche Menschen nur noch vorstellen. Jedes Geräusch könnte beim Hören stören. Seine Lyrik ist unverwechselbar. Nichts zum Mitsingen, nichts zum Philosophieren, nichts Belehrendes und nichts Banales. Scheinbare Geschichten werden zu eigenen Erinnerungen. "Die Sterne werden klar, die Stille dröhnt im Ohr. Dem Wind gehört das Jahr. Und alles, was einst war, kommt dir verloren vor."
Natürlich überzeugt Wenzel auch diesmal wieder als Komponist, der seinesgleichen sucht. Er bietet ein Instrumentarium an, das so unbeschwert und leichtfüßig musiziert, als wären alle Qualen und alle Kümmernisse ein Dreivierteltakt. Und die Verbindung dieser durchdachten, aber unaufdringlichen Arrangements mit dem zerbrechlichen Gesang und den zeitlosen Texten weckt eine Sehnsucht. Die Sehnsucht nach genau dieser Melancholie eines Hans Eckardt Wenzel und die Sehnsucht nach Sevilla. Wo auch immer das liegen mag.
Kann sein, es braucht den Rotwein, die laue Nacht und das Fernweh, um fasziniert von dieser CD zu sein, aber nach dem x-ten Hören war mir noch als wenn "ein Traum griff noch mit deiner Hand nach mir, als wir uns beide umarmt. Die Welt stand unbekannt und fremd auf Messers Schneide."
Kontakt: www.wenzel-im-netz.de
 

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