www.Crossover-agm.de CAGE: Unveiled
von rls

CAGE: Unveiled   (Omega Records)

Kennt jemand von euch die beiden Prog-Powermetalbands Nomad und Crusher? Nein? Ich zugegebenermaßen auch nicht. Im Jahre 1993 beschlossen besagte aus San Diego stammende Bands, ihre Stärken in einer zu vereinigen, und Cage waren geboren. Das Baby begann alsbald, lautstark mit traditionellem Power Metal auf sich aufmerksam zu machen. Nun war diese Musik in den USA der Mittneunziger noch bedeutend töter als hierzulande, was den Vorteil hatte, daß Cage quasi jede größere traditionelle Metalband, die in San Diego gastierte, supporten durften, was zu einer imposanten Liste führte, auf der sich Namen wie Judas Priest, Dio, Iron Maiden oder Great White tummeln. Das in Eigenregie veröffentlichte Debütalbum "Unveiled" konnten die Jungs, nachdem sie mit dem Albumopener "Shoot To Kill" den 1998/99er Wettbewerb ungesignedter Bands unserer Kollegen vom Rock Hard gewannen und infolgedessen auf dem 1999er Dynamo-Festival spielen durften, jetzt auch an eine hiesige Plattenfirma verdealen, wobei man bei Omega Records Promoschwerpunkt wurde. Die Münchener legen sich auch mächtig ins Zeug (einzig ein Textblatt hättet ihr mir mal noch spendieren können), und es erscheint nicht abwegig, daß "Unveiled" ab September für reichlich tickende Ladenkassen sorgen könnte, was neben dem für solche Sounds derzeit sehr günstigen Klima auch an der soliden Qualität der 15 Songs liegen dürfte. Das futuristische Cover führt dabei ein wenig in die Irre, denn moderne Einflüsse, die man im Bandinfo angedichtet bekommt, kann ich bei Cage absolut nicht ausmachen. Nein, Sean Peck (v), Eric Horton (g), Dave Garcia (g), Mike Giordano (b) und Mike Neilson (dr) sind konsequente Traditionalisten, die mit "Unveiled" dort ansetzen, wo Savatage mit "Hall Of The Mountain King" aufgehört haben, obwohl man die Klasse der legendären Floridaner doch ein Stück verfehlt. Am ehesten als Vergleich eignet sich der selbstbetitelte Einzling des Savatage-Sideprojects Dr. Butcher, aber auch hier kommen Cage nicht an deren Klasse ran. Wo die akademischen Fleischer mit der Eleganz eines Michael Johnson über die Tartanbahn flitzen, fühle ich mich bei Cage streckenweise eher an Ibrahim Ismail Faraj aus Katar (Platz 5 im 4. Zwischenlauf über 400 Meter bei der Leichtathletik-WM in Sevilla) erinnert. Cage weigern sich konsequent, eine im massiven Midtempo liegende Geschwindigkeit zu überschreiten, was die Songs auf die Dauer relativ gleichförmig macht (das Prädikat "ermüdend" bekommen Cage im Gegensatz zu vielen unter dem gleichen Syndrom leidenden Neo-Thrash-Bands allerdings nicht verpaßt, da sie es verstehen, mit kleinen Licks oder blitzartigen Einfällen den Hörer bei der Stange zu halten). Der einzige Song, der etwas aus der Reihe tanzt, ist der behäbig-massiv aus den Boxen schleichende sechsminütige Titeltrack, der auch auf einer Platte von Solitude Aeturnus keine schlechte Figur gemacht hätte. Da sich andererseits aber auch kein Ausrutscher auf "Unveiled" befindet (allenfalls "Release Me" schwächelt ein bißchen vor sich hin), die Produktion schön druckvoll ausgefallen ist und Sean Peck mit einer guten, hohen Stimme interessante Lyrics von sich gibt, sollte man als Freund traditionellen Metals durchaus mal in die Scheibe, die im gutsortierten Tonträgerfachhandel relativ problemlos aufzutreiben sein dürfte, reinhören.

 




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